ANA
Fachverband für Kulturmanagement

Green Meeting mit Mistkübel-Ensemble und Open Space

ACB Magazin März 2019

Von 9. bis 12. Januar 2019 ging in Wien die 12. Jahrestagung des Fachverbands für Kulturmanagement über die Bühne – es war eine in mehrfacher Hinsicht interessante Veranstaltung, wie sich im Interview mit der Konferenz-Vorsitzenden Dr. Dagmar Abfalter herausstellte

Im Fokus der Tagung standen die kulturelle Vielfalt sowie Fragen zur nachhaltigen kulturellen Entwicklung, beides im Spannungsfeld mit der unerfreulichen, weltweiten Tendenz zu einer restriktiveren Kulturpolitik. Nachdem im Vorjahr Hamburg als Austragungsort fungierte, gelang es dem Institut für Kulturmanagement und Gender Studies (IKM) an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien (mdw), die Veranstaltung heuer nach Wien zu bringen.

Als Konferenzvorsitzende fungierte das Damen-Quartett Dr. Dagmar Abfalter, MBA (Assistenzprofessorin für Kulturwissenschaft am IKM), Dipl.-Heil.Päd.in (FH) Katharina Pfennigstorf (Stv. Institutsleiterin sowie Leiterin des Universitätslehrganges Kulturmanagement), Anke Schad, MA (Internationales Forschungsinstitut für Medien, Kommunikation und Kulturelle Entwicklung) sowie die Uni-Assistentin Mag. Sandra Stini, MAS, (Forschungsplattform Musikschule als Kulturbetrieb).

Der Konferenz-Ort, die 1817 gegründete mdw-Universität, gehört zu den weltweit größten und renommiertesten universitären Lehranstalten für Musik, Theater und Film. Die dort angesiedelte Abteilung Kulturmanagement wurde 1975 gegründet, führte ein Jahr später einen der ersten Masterstudiengänge im Kunstmanagement ein und verfügt heute über ein weltweites Netzwerk von Alumni, StudentInnen und PraktikerInnen.

Beim Tagungsveranstalter, dem Fachverband Kulturmanagement, handelt es sich um den Zusammenschluss akademisch lehrender und forschender KulturmanagerInnen im deutschsprachigen Raum. Ziel des Verbandes ist die Vertretung und Förderung des Faches Kulturmanagement in Forschung und Lehre. Das ACB-Magazin traf Konferenz-Vorsitzende Dr. Dagmar Abfalter zum Interview.

ACB-Magazin: Wann und aus welcher Initiative heraus wurde der Fachverband Kulturmanagement gegründet? Wie viele Mitglieder zählt er heute?

Dr. Abfalter: „Der Fachverband Kulturmanagement e.v. wurde 2007 in Weimar als akademische Fachgemeinschaft für Deutschland, Österreich und die Schweiz gegründet. Vorrangiges Ziel war es, professionelle Strukturen zu schaffen, wie sie für die Etablierung akademischer Disziplinen nötig sind, und eine gemeinsame Fachentwicklung zu forcieren. Seit 2009 wird das Jahrbuch für Kulturmanagement, seit 2015 als referierte Zeitschrift für Kulturmanagement, herausgegeben. Im Jahr 2006 fand eine erste Tagung im deutschen Rendsburg zum Thema „Bestandsaufnahme und Perspektiven“ statt, sozusagen im Vorfeld der Gründung des Fachverbands. Die erste Jahrestagung des Fachverbands Kulturmanagement lud 2008 an die Universität Hildesheim ein. Aktuell zählt der Fachverband 25 institutionelle und 43 persönliche Mitglieder.“

ACB-Magazin: Auf der Verbands-Website findet sich eine Vielzahl internationaler Veranstaltungen zum Thema Kulturmanagement, wie z.B. der ENCATC Congress on Cultural Management and Policy (heuer im Oktober in Dijon) oder der „KulturInvest!“-Kongress im November 2019 in Essen. Welchen Stellenwert nimmt da die Jahrestagung des Fachverbands ein?

Dr. Abfalter: „Die Jahrestagung hat sich als Plattform für ForscherInnen, Lehrende und PraktikerInnen im Bereich Kulturmanagement über die Grenzen des deutschsprachigen Raums hinweg entwickelt. Die Verzahnung der Bereiche Wissenschaft, Pädagogik und Praxis ist sicherlich eine unserer Besonderheiten und bietet besondere Möglichkeiten zur Weiterentwicklung des Fachs Kulturmanagement und für den akademischen Austausch über Themen, Methoden und aktuelle Projekte. Für die TeilnehmerInnen aus dem deutschsprachigen Raum bietet die Tagung trotz ihrer internationalen Ausrichtung auch noch stärker die Möglichkeit, auf Besonderheiten der kulturmanagerialen Arbeit in den DACH-Ländern zu fokussieren und sich entsprechend zu vernetzen. Daher ist die jährliche Mitgliederversammlung auch fixer Bestandteil der Jahrestagung.“

ACB-Magazin: Zum wievielten Mal ging die Jahrestagung in Österreich über die Bühne? Kommt hierzulande nur Wien als Austragungsort in Frage oder ist dies auch in Bundesländern möglich bzw. bereits der Fall gewesen?

Dr. Abfalter: „Die Jahrestagung fand bereits zum dritten Mal in Österreich und zum zweiten Mal, nach 2010, an der mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien statt. 2014 wurde die Tagung an der Fachhochschule Kufstein in Tirol, ebenfalls ein institutionelles Mitglied, organisiert.“

ACB-Magazin: Wann hat Wien den Zuschlag für die 12. Jahrestagung erhalten, wie war die Bewerbung dafür und welche Unterstützung erhielten Sie von Seiten der Stadt dafür?

Dr. Abfalter: „Der Zuschlag für die Konferenz erfolgte im Herbst 2017, nachdem wir uns erfolgreich in einer Vorstandssitzung beworben und unser Konzept präsentiert hatten. Die Rotation innerhalb der DACH-Länder ist ein wichtiges Prinzip der Konferenzvergabe und wir wollten die Jahrestagung wieder einmal nach Österreich bringen. Eine Unterstützung der Stadt wurde im Vorfeld nicht angefragt, allerdings haben wir die Möglichkeit einer Konferenzförderung angesichts der internationalen Ausrichtung und unseres grünen Engagements von Anfang an mitgedacht.“

ACB-Magazin: Wie viele TeilnehmerInnen und aus wie vielen Ländern konnten Sie in Wien begrüßen?

Dr. Abfalter: „Wir freuen uns über 114 TeilnehmerInnen aus 12 Ländern, damit bewegen wir uns im Bereich üblicher Teilnehmer-Zahlen der vergangenen Jahrestagungen, sind aber internationaler. Nicht gezählt sind hier die TeilnehmerInnen der von unseren Studierenden organisierten internationalen Studierendenkonferenz ACMC, die auch Formate unserer Tagung besucht haben.“

ACB-Magazin: Wie sah es mit dem Rahmenprogramm aus?

Dr. Abfalter: „Wir haben unkonventionelle zeitgenössische künstlerische Beiträge programmiert, darunter ein Mistkübel-Ensemble, abstrakte Vokalmusik sowie Improvisation an der Klarinette. Dazu gab es ein breites Spektrum an Study Trips: von der Wiener Staatsoper über das exil.arte Zentrum der mdw und das WUK performing arts bis zum Zentrum für Musikvermittlung im 14. Bezirk. Unsere Conference Party fand nach einer Führung durch die Ausstellung in der Lounge der Kunsthalle Wien (MQ) statt.“

ACB-Magazin: Die Jahrestagung war als Green Meeting organisiert. Welche Hürden waren diesbezüglich zu nehmen? Welche besonderen Maßnahmen wurden dafür ergriffen?

Dr. Abfalter: „Ehrlich gesagt war die Organisation als Green Meeting deutlich aufwändiger als ursprünglich gedacht, da wir den zusätzlichen personellen Aufwand für die erforderlichen Nachweise und die (Foto)Dokumentation unterschätzt hatten. Auf die eigentlichen Anforderungen in Hinblick auf Catering, den Verzicht auf Drucksorten und Plastik u.v.m. waren wir gut vorbereitet. Besonders gut angekommen sind die fast durchgängig vegetarischen Speisen, da hat sich eben auch die Qualität regionaler und biologischer österreichischer Produkte gezeigt.“

ACB-Magazin: Gab es innovative Veranstaltungsformate, wie Open Space, Fishbowl etc.?

Dr. Abfalter: „Wir haben uns bemüht, das Konferenzthema Diversität auch in der Organisation sichtbar zu machen. Daher gab es einen Open Space zum Thema „How do you do… diversity?“, ein “Meet-the-Editors” ebenso wie unsere bereits genannten Study Trips. Darüber hinaus haben wir unterschiedliche Workshops zu den traditionellen Paper Sessions programmiert.“

ACB-Magazin: Ist alles zur Zufriedenheit der Veranstalter und TeilnehmerInnen verlaufen?

Dr. Abfalter: „Wir hoffen sehr! Ja, wir hatten den Eindruck, dass alles gut gelaufen ist und haben auch von den TeilnehmerInnen sowohl während der Konferenz als auch in der Befragung nach der Konferenz sehr gute Rückmeldungen erhalten. Wir hatten übrigens immenses Wetterglück, da Wien vom Schneechaos der Bundesländer zum Konferenzzeitpunkt verschont geblieben ist.“

ACB-Magazin: Wie sehen Sie generell den Kongress-Standort Wien im Vergleich zu anderen Städten?

Dr. Abfalter: „Es ist eigentlich ziemlich einfach, eine Konferenz in Wien zu organisieren, selbst im Winter. Wien ist nicht umsonst zur Stadt mit der höchsten Lebensqualität gekürt worden. Das Kultur- und Freizeitangebot ist attraktiv und vielfältig. Die Erreichbarkeit der Stadt mit verschiedenen Verkehrsmitteln ist einfach, die öffentliche Infrastruktur innerhalb der Stadt eine der besten, die wir kennen. Alle Wege, auch in die Bezirke, waren mit öffentlichen Verkehrsmitteln leicht zu bewältigen. Dies reduziert auch die Reisekosten der TeilnehmerInnen im Vergleich zu anderen Destinationen. Es gibt zahlreiche Hotels in guter Qualität, einige davon grün zertifiziert. Wir schätzen auch die Tatsache sehr, dass exzellentes Trinkwasser aus dem Wasserhahn kommt. Wir hatten das Gefühl, dass sich die TeilnehmerInnen schon im Vorfeld auf Wien gefreut haben.“

Diesen und weitere Artikel finden Sie auch unter magazin.acb.at.

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