Interview Dietmar Hoscher

Glück im Wandel! Vom Spiel zum Erlebnis. Tourismus profitiert

Print-Ausgabe 15. Dezember 2017

Seit einem halben Jahrhundert schreiben die Casinos Austria ihre beeindruckende Erfolgsgeschichte. Ein wesentlicher Teil davon sind die Partnerschaft mit Kultur, Tourismus und Freizeitwirtschaft sowie die ausgeprägte soziale Verantwortung. Beides wurde bereits bei Gründung Ende 1967 als Gesellschaftszweck in den Statuten verankert. Innerhalb des dreiköpfigen Vorstandes zeichnet Dietmar Hoscher für diese Bereiche verantwortlich. Er gehört seit 1998 dem Management der Casinos Austria an, seit 2007 dem Vorstand, womit Hoscher nach Leo Wallner, dem legendären Generaldirektor, der zweitlängst dienende Vorstand der Casinos Austria-Geschichte ist. T.A.I. bat ihn anlässlich des 50. Geburtstags des Unternehmens zum Interview.

T.A.I.: Die Casinos Austria sind ein klassischer Glücksspielbetrieb. Ist die seit dem Start vor 50 Jahren propagierte Nähe zum Tourismus nur ein Feigenblatt, um das, dem Glückspiel üblicher Weise anhaftende, Image zu kaschieren?

Dietmar Hoscher: „Nein. Erstens sind wir gut und zweitens maße ich mir als Vizepräsident der Europäischen Casino Vereinigung an, einen Überblick zu haben, und da sind wir unter den Besten, sowohl wirtschaftlich als auch vom sozialen Engagement. Regionales war schon Leo Wallner ein großes Anliegen und das ist ein wesentlicher Teil unserer Strategie. Wir haben unsere Kunden in den regionalen Einzugsgebieten, sowohl Einheimische, als auch deren Gäste. Die Casinos Austria sind in den Regionen ein wesentlicher Teil des Angebotes, auch im Zusammenhang mit den kulturellen Aktivitäten.

Wir sind ein touristischer Leitbetrieb und das nicht nur an den touristischen Casino-Standorten, sondern auch in Wien. Der Tourismus ist in Wien ein extrem wichtiger Wirtschaftszweig. Ich sehe das als wesentliches Merkmal unserer terrestrischen Betriebe. Abgesehen davon haben wir einen für Tourismus zuständigen Vorstand, der sich sein Leben lang mit Tourismus beschäftigt hat. Tourismus ist für die Casinos Austria weder ein Hobby, noch ein Steckenpferd. Wir sehen uns als wesentlichen Bestandteil der österreichischen Tourismus und Freizeitwirtschaft.“

T.A.I.: Worin liegen die Hauptaktivitäten der Casinos Austria im Tourismus?

Hoscher: „Erstens geht es um die Einbettung in die Regionen und darum, gemeinsam mit ihnen ein Angebot zu entwickeln. Zweitens sind wir mit „Cuisino“ einer der größten Gastronomiebetriebe Österreichs, mit insgesamt sieben Hauben und intensiver Kooperation mit lokalen Produzenten. Drittens haben wir eine enge Kooperation mit lokalen Hotelbetrieben durch die Angebotsgruppe „Hotels & Casinos Austria“. Viertens veranstalten wir den „Casinos Austria Tourismus Talk“, wo Themen abseits der Casino-Thematik aufgegriffen werden, die den Tourismus stark beschäftigen. Das sind alles wesentliche Aktivitäten, bei denen wir eine enge Vernetzung mit dem Tourismus haben. Und dann kommt auf einer gewissen Meta-Ebene dazu, dass wir ein wesentlicher Sponsor im Bereich Kunst und Kultur sind, ebenfalls ein wichtiger Teil des Tourismus- und Freizeitbereiches. Durch all diese Aktivitäten kommen mehr Gäste in die Regionen und damit steigt auch gleichzeitig das Potential unserer möglichen Gäste. Die kommen nur in eine Region, wenn sie attraktiv genug ist.“

T.A.I.: Ist es möglich, alleine durch einen Casino-Betrieb zusätzliche Gäste in eine Region zu bringen?

Hoscher: „Das müssen Sie die Regionen fragen. Ich gehe aber davon aus. Unsere 50-jährige Erfahrung zeigt, dass die Casinos eine Erweiterung des Freizeitangebotes darstellen, welches die Gäste verleitet, in die Region zu kommen, sowie bestehende Gäste veranlasst, wieder zu kommen oder ihren Aufenthalt zu verlängern.“

T.A.I.: Wie viele Ihrer Standorte sind rein touristisch, wie viele reine Stadt-Betriebe?

Hoscher: „Ich sehen jedes Casino zumindest zu einem Teil als touristisches Casino. Natürlich haben Zell am See und Seefeld andere Gästestrukturen, als etwa Linz, Graz oder Wien. Aber auch der Städtetourist ist ein touristischer Gast. Er hat allerdings andere Ansprüche an seine Freizeitaktivitäten, sie unterscheiden sich von jenen in einer Berge & Seen Region.“

T.A.I.: Besteht die Möglichkeit in jenen Regionen, in denen die Casinos Austria vertreten sind, Aktionen à la ‚Roulette auf der Skipiste‘ oder ‚Pokern auf dem See‘ zu lancieren?

Hoscher: „Nein. Die derzeit zwölf Konzessionen sind ganz klar auf den Standort fixiert. Wir können nicht einmal auf das Nachbargrundstück gehen. Das hat auch seinen Sinn: Es soll ja kein Überangebot geschaffen werden. Wir warnen davor, Casinos als Allheilmittel für Kommunen und den Tourismus anzusehen. Dazu gibt es negative Beispiele in aller Welt. Casinos sind keine Gelddruckmaschine. Auch die Bevölkerung würde kein Überangebot an Glücksspiel goutieren.“

T.A.I.: Werden die Casinos Austria auch mit einem neuen Mehrheitseigentümer – diesbezüglich hat ja das tschechische Konsortium Austrian Gaming Holding (AGH) gute Chancen – für Österreichs Tourismus jener Partner bleiben, der sie sind?

Hoscher: „Wir waren immer ein verlässlicher Partner, weil wir davon leben, dass man auf uns zählen kann. Wir sind in die Gesellschaft eingebettet und an unserer Verlässlichkeit wird sich nichts ändern. Sie ist ein wesentlicher Teil unseres Geschäftsmodells. Man hat in uns einen vertrauenswürdigen Partner.

Dass sich aber auch die Glücksspielbranche in ständigem Wandel befindet, ist eine Tatsache. Vor 50 Jahren gab es in unseren Casinos keine Automaten. Jetzt besteht die Aufgabe einer Weiterentwicklung bezüglich Digitalisierung. Das ändert aber nichts an unserer gesellschaftlichen Verantwortung. Es geht eben nicht nur um das Spiel allein, sondern um das gesamte Angebot. Deshalb haben wir auch unseren Claim geändert, von ‚Machen Sie Ihr Spiel‘ auf ‚Casinos Austria – das Erlebnis‘. Das müssen und das wollen wir auch mit Leben erfüllen.“

50 Jahre Casinos Austria

Am 1. Jänner 2018 jährt sich zum 50. Mal die Aufnahme des Spielbetriebs der Casinos Austria, die vier Wochen zuvor, am 29. November 1967, gegründet worden sind. Aus sieben Standorten mit „French Roulette“ und „Baccara“ als einzigem Angebot sind seither zwölf Casinos mit mehr als 230 Spieltischen, rund 2.100 Automaten und zwölf Restaurants geworden, die auch als Eventlocations – das Congress Casino Baden z.B. ist Europas größtes Casino samt Kongress- und Veranstaltungszentrum - einen exzellenten Rahmen abgeben und pro Jahr rund 3 Millionen Gäste begrüßen.

Seit 1977 sind die Casinos Austria auch international tätig, 1986 folgten die Gründung der Österreichischen Lotterien und die Einführung von „6 aus 45“. Der Schritt ins Online-Spielangebot wurde 1998 mit „win2day“ als einer der ersten Glücksspielanbieter weltweit gesetzt. Seit 2001 ist die Casinos Austria Gruppe mit „tipp3“ im Sportwettenbereich vertreten, 2004 wurden von der Tochtergesellschaft WINWIN die ersten Standorte mit Video Lottery Terminals eröffnet.

Die Unternehmensgruppe hat seit ihrer Gründung 15,4 Mrd. Euro an Steuern und Abgaben in Österreich geleistet, mehr als 94 Millionen BesucherInnen in den zwölf österreichischen Casinos begrüßt, ein Drittel davon aus dem Ausland. 2015 und 2016 verzeichnete Casinos Austria sogar mehr internationale als nationale Gäste.

Kultur, Karitativität & Kulinarik

Das Engagement für soziale Belange, Kunst und Kultur sowie für den österreichischen Tourismus ist in deren Gründungsstatuten der Casinos Austria AG festgeschrieben. Allein in den österreichischen Spitzen- und Breitensport sind bisher rund 1,5 Mrd. Euro geflossen. Zudem hat die Casinos Austria Gruppe seit Gründung über 250 Mio. Euro für karitative Aktivitäten aufgewendet und ist Gründungsmitglied des Vereins „Licht ins Dunkel“.

Seit ihrem Start 1968 sind die Casinos Austria Partner der „Wiener Festwochen“, seit 1980 Unterstützer der „Bregenzer Festspiele“. Die Festspiele in Grafenegg oder das Jazz-Festival Wien erfreuen sich ebenso des Sponsorings der Casinos Austria, wie Burgtheater und Staatsoper sowie viele regionale Kulturaktivitäten, die ohne diese Aktivitäten gar nicht durchgeführt werden könnten.

Dazu kommen Initiativen, wie der Literaturpreis „Alpha“, - einer der höchstdotierten Literaturpreise im deutschsprachigen Raum -, die „Austria Music Line“, mit der Tonträgerproduktionen unterstützt werden, oder der „Rising Star Award“, der einen wichtigen Beitrag zur kulturellen Nachwuchsförderung leistet. Paradebeispiel für dauerhaftes Sport-Sponsoring ist der 1987 initiierte „Casino Grand Prix“, die höchstdotierte Turnierserie für Springreiter in Österreich.

Im Bereich der Kulinarik sorgen die zwölf „Cuisino“-Restaurants und -Bars sowie als Caterer für Spitzenleistungen, die sich u.a. in insgesamt sieben Gault&Millau-Hauben manifestieren. Mit über 400 MitarbeiterInnen und einem Gesamtumsatz von 17,07 Mio. Euro zählt „Cuisino“ zu einem der größten Gastronomieanbieter Österreichs.

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Erstellt am: 15. Dezember 2017

am Bild: Prof. Mag. Dietmar Hoscher

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