ANA
LISAvienna

Effiziente Geschäftsentwicklung durch „Partnering“

ACB-Magazin Juni 2019

Vor etwas mehr als eineinhalb Jahrzehnten wurde vom „Austria Wirtschaftsservice“ (angesiedelt im BMDW – Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort) und von der Wirtschaftsagentur Wien (Stadt Wien) die Life Science Plattform LISAvienna gegründet. Deren Aufgabe: Wien unter Fokus auf Start-ups im Bereich Biotechnologie, Medizintechnik und Digital Health als internationalen Life Sciences-Standort zu stärken.

Das Team von LISAvienna unter Leitung der beiden Geschäftsführer Peter Halwachs und Johannes Sarx unterstützt innovative Unternehmen dabei, neue Produkte, Dienstleistungen und Verfahren zu entwickeln und auf den Markt zu bringen, indem es diese Unternehmen mit Entwicklungspartnern und Leitkunden vernetzt. Bisher wurden von LISAvienna 1.559 Beratungsgespräche geführt und die Teilnahme an 352 Veranstaltungen organisiert.

Zu den Highlights gehören die gemeinsam von LISAvienna mit Boehringer Ingelheim veranstalteten „BI Office Hours“, eine Mentoring-Initiative, die als beratendes „Round Table“-Treffen konzipiert wurde und teilnehmenden Life-Science-Unternehmen in Form von Einzelgesprächen (maximal fünf pro Tag) in ungezwungener Büro-Atmosphäre Zugang zu Fachwissen, Branchenperspektive und Feedbacks liefern. Seit Beginn des „BI Office Hours“-Programms hat Boehringer Ingelheim mehr als 100 Unternehmen (in Boston, San Diego, Großbritannien und Wien) gecoacht, die alle über sehr positive Rückmeldungen verfügten.

Das Kernteam von LISAvienna bilden dabei Jürgen Fuchs (Technologieexperte Biotech & Pharma), Martin Mayer (Technologieexperte Medtech), Andrea Jan Coleselli (Admini-stration, Controlling und Events) und Brigitte Tempelmaier (Projektleiterin Marketing & PR), die dem ACB Magazin für das aktuelle Veranstalter-Interview Rede und Antwort stand.

Große Veranstaltungs-Bandbreite

ACB-Magazin: Von Ihrer Organisation wurden seit Gründung 352 Veranstaltungen betreut. Um welche Art von Veranstaltungen handelt es sich dabei?

Brigitte Tempelmaier: „Bei 60 Prozent der Veranstaltungen handelt es sich um internationale Fachmessen, Partnerings und Delegationen rund um den Globus, wobei wir schwerpunktmäßig im EU-Raum, in den USA und in Asien unterwegs sind. Die restlichen 40 Prozent umfassen Fachveranstaltungen, die wir in Wien gemeinsam mit zahlreichen Partnern aus der Wissenschaft und Wirtschaft organisieren. Die Veranstaltungsgröße variiert stark und reicht von kleinen, fokussierten Treffen mit 10 Personen bis hin zu Fachmessen mit mehr als 100.000 Teilnehmenden.“

ACB-Magazin: Gibt es international Organisationen, die mit LISAvienna vergleichbar sind?

Brigitte Tempelmaier: „Mit unserer Organisationsstruktur, also der Bund-Bundesland-Kooperation am wichtigsten Life Sciences Standort des Landes, sind wir im internationalen Vergleich einzigartig. Vergleichbare Ziele und Aktivitäten hingegen verfolgen auch alle anderen gut entwickelten Life Sciences Standorte. Erfolgreiche Beispiele finden Sie rund um die bekannten Universitätsstädte, also beispielweise Amsterdam, München oder Kopenhagen.“

ACB-Magazin: Benchmarken Sie sich mit den anderen Organisationen?

Brigitte Tempelmaier: „Wir sind mit den entsprechenden Clusterorganisationen vernetzt und nutzen internationalen Fachveranstaltungen auch, um mittels qualitativer Analysen zu prüfen, was sich an diesen anderen Standorten tut und leiten daraus Vorschläge für Weiterentwicklungsmaßnahmen in Wien ab.“

Wien-Premiere der BIO-Europe Spring

ACB-Magazin: Was waren aus Sicht von LISAvienna die bisher größten Erfolge?

Brigitte Tempelmaier: „Zu unseren größten Erfolgsgeschichten zählen die internationalen Fachmessen, die durch unseren Einsatz in Wien ausgetragen werden. Das gelang uns zuletzt mit finanzieller Unterstützung durch die Wirtschaftsagentur Wien bei der BIO-Europe Spring, die vom 25. bis 27. März 2019 zum ersten Mal in Wien stattfand. Die Veranstaltung gilt als größte europäische Partnering-Konferenz für Unternehmen aus dem Biotech- und Pharma-Sektor im Frühjahr.

Wien stand dadurch für drei Tage im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der gesamten Branche. Rund 2.570 Delegierte von knapp 1.500 Biotech- und Pharma-Unternehmen, Dienstleistern und Anlegern trafen sich in der Messe Wien, um in mehr als 15.400 Besprechungen die Weichen für zukünftige Lizenzdeals, Finanzierungen und die Vergabe von Aufträgen zu stellen. Damit übertraf die Konferenz alle Erwartungen und bot nicht nur den heimischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen eine erstklassige Bühne, sondern ermöglichte es Österreich auch, das umfassende Unterstützungsangebot für Start-ups und Scale-ups international zu positionieren.“

ACB-Magazin: Ist LISAvienna auch selbst als Veranstalter tätig?

Brigitte Tempelmaier: „Ja. Wir bieten mit unseren Business Treffs der Fachöffentlichkeit die Gelegenheit, sich zu bestimmten Themenschwerpunkten weiterzubilden. Im Rahmen dieser Veranstaltungen informieren wir über aktuelle Förderangebote und organisieren ein Vortragsprogramm zu verschiedensten wirtschaftlichen und rechtlichen Fragestellungen, z.B. zur Marktzulassung von Arzneimitteln und Medizinprodukten. Außerdem geben erfolgreiche Unternehmen ihr Wissen bei moderierten Diskussionen weiter und wir planen bei unseren Veranstaltungen viel Zeit für informelles Netzwerken ein.“

ACB-Magazin: Wie viele Ihrer „Business Treffs“ gibt es pro Jahr?

Brigitte Tempelmaier: „Wir veranstalten jedes Jahr zwischen fünf und zehn unterschiedlich groß angelegte Business Treffs und orientieren uns dabei am Bedarf unseres Netzwerks. Den Veranstaltungsort knüpfen wir an den thematischen Fokus, die angestrebte Größe und unsere jeweiligen Kooperationspartner. In diesem Jahr finden unsere Veranstaltungen am Vienna BioCenter und an der FH Technikum Wien statt – in beiden Fällen handelt es sich um gut mit den öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbare und bestens ausgestattete Locations mit kompetenter Vor-Ort-Betreuung durch unsere Partner.“

Veranstaltungsformat „Partnering“

ACB-Magazin: Welche innovativen Veranstaltungsformate sehen Sie als besonders zielführend für Ihre Zielgruppe an, bei der es sich durchwegs um innovative Unternehmen handelt?

Brigitte Tempelmaier: „Zukunftsbranchen wie die Biotechnologie sind in hohem Maße arbeitsteilig organisiert und das auf internationaler Ebene. Daher ist unserer Erfahrung nach international ausgerichtetes Partnering zentral für eine effiziente Geschäftsentwicklung, zu der wir als LISAvienna beitragen wollen. Bei diesem Veranstaltungsformat trifft man innerhalb weniger Tage im Halbstundentakt eine große Zahl potentieller Partner. Die Zeitpläne für diese Besprechungen werden vor der Veranstaltung über eine spezielle, web-basierte Software aus gegenseitigen Meeting-Anfragen, Zusagen und Absagen individuell erstellt. Die Treffen selbst finden in kleinen, unspektakulären Meeting-Kabinen statt. Bei der BIO-Europe Spring in Wien wurden übrigens 300 solcher Kabinen aufgebaut und wir konnten erwirken, dass die Hälfte davon mit ansprechenden Wien- und Österreich-Sujets ausgestattet wurde.“

Gutes Netzwerken durch Rahmenprogramme

ACB-Magazin: Wie steht es bei den Veranstaltungen für Ihre Zielgruppen um Rahmenprogramme? Haben die dort noch einen Stellenwert oder stehen andere Dinge im Fokus?

Brigitte Tempelmaier: „Unsere Business Treffs sehen wir als Informations- und Netzwerk-Veranstaltungen für die regionale Fachöffentlichkeit, daher verzichten wir auf ein kulturelles Rahmenprogramm. Gelegentlich lassen sich aber Betriebsbesichtigungen und Spezialführungen durch akademische Räumlichkeiten organisieren, die gut angenommen werden.

Ganz anders stellt sich die Lage dar, wenn wir internationale Gäste in Wien haben, wie bei der BIO-Europe Spring. Ein gut gewähltes Rahmenprogramm steigert das Wohlbefinden, erleichtert das Netzwerken und prägt das Bild auf eine positive Weise mit, das eine Konferenzstadt hinterlässt. Das wissen alle, die selbst regelmäßig zu hochkarätigen, internationalen Messen und Konferenzen reisen.

Für die BIO-Europe Spring stellte die Stadt Wien daher das Rathaus und das Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort sowie die Wiener Hofburg für Abendempfänge zur Verfügung, aber auch die Gösserhalle wurde bespielt. Durch eine Kooperation mit der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien war außerdem für Musikgenuss gesorgt und selbstverständlich fehlte es auch nicht an den bekannten Wiener Schmankerln. Die Aufmachung des LISA Gemeinschaftsstands in der Messe Wien war darauf ausgelegt, dass die Veranstaltung mit einem ansprechenden Mix aus Tradition und Innovation in Erinnerung bleibt. Dank der Unterstützung durch die ABA – Invest in Austria – konnten wir hier Würstl und Bier bei einem Stand-Event anbieten."

Innovation im Stadt-Marketing

ACB-Magazin: LISAvienna ist durch seine Tätigkeit mit zahlreichen internationalen Messen vertraut. Was sind aus Ihrer Sicht erstklassige Messe- und Veranstaltungs-standorte und wieso sind sie das?

Brigitte Tempelmaier: „Wir schätzen gut erreichbare, attraktive Veranstaltungsorte, die laufend danach streben, sich weiterzuentwickeln. In Europa sind das zum Beispiel Barcelona, Hamburg und London. Ansonsten genießt Wien auch in unserer Branche einen hervorragenden Ruf als Veranstaltungsort.

Was Wien aber überlegen könnte, ist, wie andere Städte das Thema Forschung und Innovation stärker in die Botschaften und die Bildsprache des allgemeinen internationalen Stadt-Marketings aufzunehmen. Außerdem könnten alle großen Fachkongresse, die in der Stadt veranstaltet werden, mit der Wirtschaftsförderung kurzgeschlossen und als Plattformen für die Präsentation inhaltlich dazu passender Start-ups genutzt werden.“

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Erstellt am: 30. Juni 2019

Fotos: © LISAvienna / Beranek und Michlmayr

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