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Schweiz

Wandernd entschleunigen im ältesten Nationalpark Mitteleuropas

Print-Ausgabe 17. September 2021

Der „Parc Naziunal Svizzer“ im Engadin ist in vielfacher Hinsicht einzigartig – hier werden keine Tiere gejagt, keine Bäume gefällt und keine Wiesen gemäht

Der Trend zur Entschleunigung, also zu weniger Tempo, hat seit Beginn der Pandemie einen Schub erfahren. Was eignet sich dazu besser, als Wandern, und zwar am besten dort, wo biologische Vielfalt erhalten und langfristiger Schutz der Natur gewährleistet sind? Nicht viel, wie sich T.A.I. vor kurzem bei einem Presse-Kurztrip auf Einladung des Schweiz Tourismus (MySwitzerland) überzeugen konnte. Die Reise führte in die südlich des Arlbergs gelegene eidgenössische Ferienregion Engadin Samnaun Val Müstair. Dort treffen der einzige Nationalpark der Schweiz und der Naturpark Biosfera Val Müstair aufeinander. Gemeinsam bilden die zwei Parks das erste hochalpine UNESCO Bio­sphärenreservat der Schweiz. Der bereits 1914 gegründete Schweizerische Nationalpark ist der älteste der mitteleuropäischen Alpen und er spielt für Europas Naturschutz und -Forschung eine wesentliche Rolle. Vor 60 Jahren, 1961, entdeckten Geologen sogar die Spuren von Dinosauriern, die vor über 200 Mio. Jahren dort gelebt haben.

Bevor es auf zum Wandervergnügen im „Parc Naziunal Svizzer“ geht, – wie der Nationalpark in rätoromanischer Sprache genannt wird –, sollten sich Gäste unbedingt im Nationalparkzentrum in Zernez über Geschichte, Philosophie und Vielfalt der Natur sowie Fauna und Flora des Parks informieren. In der östlichsten Ecke der Schweiz, im Viereck von Zernez - S-chanf - Ofenpass - Scuol im Engadin des Kantons Graubünden, ist der Park ein Reservat der Kategorie 1a (höchste Schutzklasse, Wildnisgebiet). Die Natur wird hier ihrer uneingeschränkten Entwicklung überlassen. Was das konkret bedeutet, brachte beim T.A.I.-Trip Hans Lozza, Leiter Kommunikation & Öffentlichkeitsarbeit des Schweizerischen Nationalparks, auf den Punkt: „Es werden weder Tiere gejagt noch Bäume gefällt, es werden keine Wiesen gemäht und alle natürlichen Prozesse im Park sind geschützt.“

Genossen werden kann all das über 21 Routen auf 100 km Wanderwegen durch Föhrenwälder, an Weiden entlang, Schluchten und Felshöhlen vorbei, mit einer Höhenlage zwischen 1.400 und 3.174 Metern (höchster Punkt ist am Piz Pisoc). Wichtig: Die markierten Wege dürfen von Wander*innen nicht verlassen werden. Nur so fühlen sich die Tiere ungestört und mit etwas Glück lassen sich Hirsche, Rehe, Hasen, Gämsen oder Bartgeier, die 1991 bis 2007 im Park ausgewildert wurden, erspähen. Das Ökosystem umfasst tausende Tier- und Pflanzenarten, von Kleinstlebewesen bis hin zu Luchs, Wolf und Braunbären.

Da der „Parc Naziunal Svizzer“ ausschließlich aus einer streng geschützten Kernzone besteht, wurde die Zusammenarbeit mit der Gemeinde Val Müstair gesucht, um dort eine Pflege- und Entwicklungszone einzurichten. Dadurch hat die Biosfera Val Müstair den Status eines regionalen Naturparks erlangt. Die Region bietet ein breites Angebot an naturnahen Aktivitäten und Wandervergnügen, das keine Wünsche offenlässt. Auch Kultur­interessierte kommen hier nicht zu kurz (u.a. Benediktiner*innenkloster St. Johann mit Klostermuseum etc.).

„Etwas Besonderes ist und sehr gut angenommen wird unsere „Chatscha Culinarica“ – Kulinarische Schatzsuche“, erzählt der Geschäftsführer des Naturparks Bio­sfera Val Müstair, David Spinnler. Ausgangspunkt für diese (auch für Familien geeignete) Wanderung ist das an den Vinschgau in Südtirol angrenzende Dorf Müstair beim bereits erwähnten mittelalterlichen Benediktiner*innenkloster mit seinen sehr prächtigen Fresken. Es handelt sich um ein UNESCO-Welt­erbe und gilt als eines der bedeutendsten erhaltenen Zeugnisse aus der Karolingischen Renaissance. Die Teilnehmenden der „Chatscha Culinarica“ folgen verrätselten Hinweisen, um die kulinarischen Schätze und die regionalen Spezialitäten des Val Müstair zu entdecken und zu genießen. Dabei wird durch abwechslungsreiche Landschaften, auf Schleichwegen, – vorbei an Sehenswürdigkeiten und malerischen Dörfern mit ihren typischen sgraffito­verzierten Häusern –, gewandert. Zudem werden lokale Produzenten wie etwa die „Muglin Mall“ (das älteste, noch funktionstüchtige Mühlenwerk der Schweiz) oder die „Chascharia“ (eine Käserei mit qualitativ hochstehenden Bioprodukten aus der Region) besucht, bei denen es viel zu erfahren gibt.

Die Region hat also viel zu bieten. Das Fazit der T.A.I.-Reise auf Einladung des Schweiz Tourismus: Hier kommen alle jene, welche die Natur lieben, keinesfalls zu kurz. Die Schweiz ist eben immer eine Reise wert, auch und in diesem Fall ganz besonders, wenn’s um Entschleunigen geht.

Infobox

Swiss International Air Lines: Die Schweizer Fluglinie bietet eine bequeme Verbindung von Wien nach Zürich. www.swiss.com

Swiss Travel Pass: Mit dem Fahrausweis kann die Schweiz per Bahn, Bus und Schiff erkundet werden. www.MySwitzerland.com/SwissTravelSystem

Übernachtungs-Tipp für Zernez: das Hotel Baer & Post ***s, mit lokalen Produkten vom betriebseigenen Bauernhof. www.baer-post.ch

Übernachtungs-Tipp für Müstair: das Hotel Helvetia, sehr gemütliches Haus mit einer hervorragenden Küche. www.helvetia-hotel.ch

Mehr Informationen: Schweiz Tourismus, www.MySwitzerland.com

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