Print-Ausgabe 16. Februar 2024
Einen Auszug daraus lieferte das Ministry of Heritage & Tourism (MHT) in Form einer Medienreise – auch zum Entspannen bietet das Land im Südosten der Arabischen Halbinsel Einiges
Es ist eine fast unglaubliche Story. Als die ITB vor bald sechs Jahrzehnten das erste Mal abgehalten wurde, zählte der Oman zu den rückschrittlichsten Ländern der Welt und war international völlig isoliert. Gerade Mal 6 Kilometer asphaltierte Straßen gab es, mit der Bildung stand es nicht zum Besten (die Bevölkerung bestand fast zur Gänze aus Analphabeten), es gab nur ein Spital (das hatte gerade mal zwölf Betten) und die Kindersterblichkeit lag bei 75 %. Telefon, Post oder Radio waren unbekannt und selbst für die Benutzung eines Fahrrades war die persönliche Erlaubnis des damaligen Sultans erforderlich, der sogar das Tragen von Hosen und Schuhen verboten hatte. Das änderte sich schlagartig, als Sultan Qabus bin Said Al Said (er verstarb im Jänner 2020) im Jahr 1970 die Macht im Land übernahm und ab dann die schnellste Wirtschaftsentwicklung sowie Modernisierung eines Landes vorantrieb, die es je gab. Heuer ist der Oman Gastland der ITB Berlin.
Vor der Pandemie konnte der im Südosten der Arabischen Halbinsel gelegene Staat, dem es gelungen ist, den Zauber des Orients und die Geschichten der Märchen aus 1001 Nacht zu bewahren, 3,5 Mio. internationale Gäste begrüßen. Dies entsprach mehr als einer Verdoppelung innerhalb von nur 10 Jahren sowie mehr als einer Verdreifachung des Aufkommens seit dem Millennium. Im Vorjahr wurde mit 3,6 Millionen internationalen Ankünften ein neuer Rekord erzielt. Der Oman gehört damit zu den im Tourismus am schnellst wachsenden Ländern der Welt. Geht es nach den Plänen des Ministry of Heritage & Tourism (MHT), so soll die Zahl der Gäste bis 2040 auf 11 Millionen steigen.
Was also lag näher, als im Vorfeld der ITB Berlin 2024 auf Einladung des MHT eine Medienreise zu organisieren, um einen Teil der Möglichkeiten, die der Oman mit seiner Mischung aus schroffen Bergen, tiefen Schluchten, Wadis, Wüste und sattem Grün bietet, der Fachöffentlichkeit einmal mehr näher zu bringen? Nur etwa 8 Stunden von Wien entfernt (ab dem Westen Österreich ist es natürlich kürzer), erfolgte die Anreise über München mit Oman Air (täglich ab Frankfurt, fünfmal wöchentlich ab München und viermal wöchentlich ab Zürich) direkt in die im Norden des Landes an der Küste liegende Hauptstadt Muskat. Diese erreichte die Gruppe im Sonnenaufgang und bereits in der Ankunftshalle, wo sich aus Duftzerstäubern der Geruch von Weihrauch verbreitet, gab es ein Eintauchen in die märchenhafte Welt des Sultanats mit seiner mehr als 5.000 Jahre alten Geschichte.
Zum Einstieg gab’s ein fulminantes Frühstück im Kempinski Hotel Muskat (2018 eröffnet, 310 Zimmer), das in vielen architektonischen Details dem Sultanspalast nachempfunden ist. Danach ging es für die Gruppe in zwei Toyota Land Cruisern in Begleitung von zwei Guides der Destination Management Company (DMC) Magic Arabia (1985 in Syrien gegründet, auf Luxus-Reisen spezialisiert, in mehreren Ländern tätig) auf hervorragend ausgebauten Straßen (das Straßennetz umfasst heute 60.000 km, davon sind 30.000 asphaltiert), vorbei an Wüstenlandschaften, durch ausgetrocknete Wadis in die spannende Gebirgslandschaft des Oman, in die westliche Region des Hajar-Gebirges.
Dort wartete, auf 2.000 Metern gelegen, das kleine Bergdorf Wakan. Ein Jahrhunderte altes Bewässerungssystem (mittlerweile UNESCO Weltkulturerbe) versorgt diesen Ort sowie die umliegenden Dörfer mit Wasser. Auf Grund der für den Oman hier eher kühlen Temperaturen (tagsüber werden ganzjährig nicht mehr als 20°C gemessen, nachts sind es nicht selten unter 10°C) gedeihen ab März Granatäpfel, Marillen, Walnüsse, Trauben und fast alle Gemüsesorten.
Wakan, das wie ein Adlernest am Berg zu kleben scheint, ist ein exzellentes Beispiel, weshalb sich der Oman bei Wandergästen aus aller Welt einer dermaßen großen Beliebtheit erfreut. Nach einem Aufstieg über mehr als 600 Stufen, vorbei an Ziegen, Eseln und natürlich auch Omanern in ihren wunderschönen bunten, landestypischen Gewändern, gelangt man zu einem Aussichtspunkt mit Blick über das ganze Tal hinunter zum Wadi Mistal. Der weite Talkessel Ghubrah Bowl lädt zu einer spektakulären Rundwanderung durch Oasendörfer und die wilde Landschaft. Sportliche Bergwanderer schaffen die Runde (durch Kombination der Wege W25/24a sowie W24b ergibt sich ein Rundweg) in einem Tag. Wer in den Bergen biwakiert, erlebt die imposante Ghubrah Bowl im Morgenlicht.
Im Rahmen der MHT-Medienreise wurde aufs Biwakieren verzichtet, stattdessen in den Sama Wakan Heritage Homes übernachtet. Diese sind in dem kleinen Dorf eingebettet und es handelt sich zudem um das einzige Hotel des Ortes – mit alten Holztüren, neun liebevoll eingerichteten Zimmern (alle mit Bad, Klimaanlage und TV) – sowie das einzige Restaurant von Wakan.
Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück bei Sonnenaufgang entlang einer 30 km langen Route vorbei an Wadi Bani Awf, Snake Gorge und Bilad Sayt, durch wilde Schluchten und Gebirgszüge, mit Mittagessen und anschließender Walking Tour durch Misfat Al Abriyeen, einem sehr grünen Ort mit Palmenhain inmitten einer Oase auf 900 Metern Höhe.
Die Fahrt in das von dort aus etwas südlicher gelegene Jabal Akhdar (mit seinen terrassenförmigen Gärten, bekannt als Omans „Green Mountains“), war um nichts weniger spektakulär. Hier wohnte die Gruppe im 2014 eröffneten Alila Jabal Ajhdar Resort, das mit seinen 84 Zimmern, Infinity Pool, großem Spa-Bereich einen beeindruckenden Blick über die Berge hinunter in den Canyon bietet. Abenteuerlustige Adrenalin-Junkees können sich direkt vom Hotel aus auf eine etwa zweistündige Klettertour („Via ferrata“) begeben – das Equipment dazu sowie die Guides werden vom Hotel organisiert. Gutes Schuhwerk ist Pflicht.
Am nächsten Tag ging’s in Richtung Wüste, vorbei an den drei Orten Al Aqr, Al Ayn und Ash Shirayjah in der Region Jabal Akhdar, bekannt für ihre ab März blühenden 4.000 Rosenbüsche und Obstbäume. Die Wüstenlandschaft von Sharqiya Sands ist 180 km lang und 80 km breit, reicht bis zum Arabischen Meer und liegt im Südosten des Hajar-Gebirges. Bevor es in die Wüste geht, wird der Druck in den Reifen auf 20 Bar reduziert und nach einer ca. 20-minütigen Fahrt durch die Dünen erreicht die Gruppe die Magic Camps Wahiba Sands: Dieses Zeltdorf besteht aus 16 luxuriös eingerichteten Schlafzelten, jedes mit angeschlossenem Badezimmer-Zelt, das über Dusche und WC verfügt. Zum Abendessen versammeln sich die Gäste bei Folklore Musik und einem 3 Gänge Menü in einem Restaurant-Zelt. Das Lagerfeuer unter Sternenhimmel bildet dann den grandiosen Abschluss des Abends in der Wüste.
Was wäre der Oman ohne seine Wadis? Diese Täler oder Flussläufe, die vor allem nach starken oder länger anhaltenden Regenfällen vorübergehend Wasser führen, präsentieren sich in dem Land in einer Vielfalt wie kaum anderswo. So etwa das Wadi Mibam, bei dem für die Sportlichen des MHT-Trips eine Canyoning Tour auf dem Programm stand – mit Helmen und Schwimmwesten ausgerüstet ging es zu Land sowie zu Wasser einen steilen Pfad hinunter, zu Naturwasserbecken und Wasserfällen bis zum Wadi Tiwi. Im Nomad Inn Tiwi-Hotel gab’s eine kurze Stärkung und dann ging es zurück ins zwei Autostunden entfernte Muskat.
Diesmal wurde im Al Bustan Palace Hotel eingecheckt, das 1985 eröffnete, heute zur Ritz Carlton Gruppe gehört und zuletzt 2017 umfangreich renoviert wurde. Mit 250 Zimmern und Suiten, direkt am 1 Kilometer langen privaten Sandstrand gelegen, verfügt es über vier Pools, sechs Restaurants und einen 3.000 m² großen Six Senses Spa-Bereich.
Es wäre nicht der Oman, hätte es zum Abschluss des MHT-Trips nicht noch eine Wanderung gegeben. Diesmal führte sie hinauf auf das Fort Mutrah der Stadt Muskat, das einen Blick über Hafen, Stadt und die Muskat Corniche bietet. Danach gab’s noch eine schnelle Tour durch den Mutrah Souq, umgeben vom Duft nach Weihrauch und Gewürzen, begleitet von dem Stimmengewirr der Händler.
Es war also nur ein kleiner Ausschnitt, den T.A.I. vom Reichtum des ITB-Gastlandes 2024 kennenlernen konnte und zwar mit Fokus auf Aktivurlaub. Doch auch Entspannen ist in vielen Varianten im Oman möglich, einem Land, das nicht nur durch Steilküsten, Sanddünen, Oasen und hohe Gipfel geprägt ist, sondern auch über endlose Sandstrände verfügt. Sein vielfältiges Programm präsentiert das Sultanat allen ITB-Fachbesucher:innen vom 5. bis 7. März 2024.
Erstellt am: 16. Februar 2024
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