ANA
T.A.I. vor Ort auf Sanisbar

TUI-Hilfe im Kampf gegen Müllberge und Ausbildungsmangel

Print-Ausgabe 20. Jänner 2023

Helen Caron/TUI Care Foundation, Suleiman Ali Mohammed und Anneloes Roelandschap/Chako bei der feierlichen Einweihung der neuen Anlage


 

Die jüngste Medienreise der TUI Care Foundation führte nach Sansibar – Zwei von ihr unterstützte Projekte unterstreichen die Bedeutung dieser Institution

Es ist eine Inselgruppe im Indischen Ozean vor der Küste Ostafrikas und gehört zu Tansania, das ebenfalls als überaus beliebtes Reiseziel gilt: Sansibar. Die Kombination von Safari am Festland und Baden im Indischen Ozean erfreut sich hoher Nachfrage. Grund genug für die TUI Care Foundation ihre Aktivitäten auf Sansibar auszuweiten. Was damit bisher erreicht wurde und welche Pläne für die nahe Zukunft vorhanden sind, wurde im Rahmen einer Medienreise im Spätherbst 2022 präsentiert. Anna-Lena Strehl, Head of External Affairs, und Jost Neumann, Director Programmes der TUI Care Foundation, führten dabei bravourös durch den Trip.

Sansibar besteht aus den Hauptinseln Unguja („Zanzibar Island“) und Pemba (steht touristisch noch am Anfang) sowie einer Reihe kleinerer Inseln. Vor der Pandemie 2019 wurden auf der legendären „Gewürzinsel“ 538.264 internationale Ankünfte gezählt. Ein Vergleich mit 1985 verdeutlicht die Dynamik: Damals waren es noch 19.000, also rund 30-mal weniger. Heute trägt der Tourismus 27 % zum BIP (Brutto Inlandsprodukt) Sansibars bei, sorgt für rund 80 % der Deviseneinnahmen und bietet laut World Bank-Bericht von 2022 ca. 60.000 Arbeitsplätze. Auch die Einwohner:innenzahl klettert rasant nach oben: Sie stieg von ca. 1,3 Mio. in 2012 auf rund 1,9 Mio. 2022. Beides macht die Abfallentsorgung zu einem der Hauptproblembereiche.

Auf Sansibar entstehen etwa 230 t Müll pro Tag, von denen aber nur 120 t gesammelt und auf der einzigen von der World Bank ESIA (Environmental & Social Impact Assessment) finanzierten Deponie „Kibele“ entsorgt werden. Der Rest wird auf informellen Mülldepo­nien abgeladen und verbrannt. Der größte Teil des Mülls (ca. 80 %) wird durch den Tourismus verursacht. Hier setzt die TUI Care Foundation mit der „Destination Zero Waste Sansibar“ ein.

So wird von ihr das Upcycling-­Projekt der Fa. Chako unter­stützt. Das Unternehmen wurde 2010 von der Niederländerin Anneloes Roelandschap und ihrem aus Sansibar stammenden Ehemann Suleiman Ali Mohammed gegründet. Alles begann mit einer kleinen Werkstatt und einer Handwerkerin, heute verarbeiten um die 40 Kunsthandwerker:innen zwischen 18 und 45 Jahren – 65 % davon sind Frauen – den Müll weiter. 2022 konnte ein neuer Unternehmenskomplex einschließlich Büros, Schulungszentrum, Tagungsraum und Boutique bezogen werden. Die Mitarbeiter:innen von Chako sammeln dreimal pro Woche Flaschen von ca. 70 Hotelbetrieben und verwandeln sie in 12 verschiedene Objekte, wie Karaffen, Lampen, Vasen, Gläser, Tische und Fußböden. Die Produkte werden nicht nur in Shops auf Sansibar, sondern auch in Großbritannien, Norwegen und Benelux vertrieben. Einen Einblick in die umfangreiche Kollektion erhält man unter www.chakozanzibar.com. Zusätzlich zu verschiedenen internationalen Aufträgen gibt es Stücke, die eine große Menge an Glas erfordern: Für einen m² Bodenbelag werden z.B. 60 Glasflaschen benötigt. Zurzeit ist Glas der wichtigste Rohstoff, doch Chako arbeitet eifrig an der Entwicklung neuer Objekte aus Kunststoff.

Die bisherige Bilanz ist beeindruckend: Von Dezember 2019 bis November 2022 wurden 5,1 t­ Kunststoffe und 1.800 t Glasabfälle verarbeitet, eine Produktlinie entwickelt sowie acht Maschinen und Ausrüstungen installiert. Mit der feierlichen Einweihung der neuesten Anlage, – sie erfolgte im Rahmen der Medienreise und in Anwesenheit des Ministers für Tourismus und Kultur Simai Mohammed Said, der stellvertretenden Ministerin für Umwelt Harusi Said Suleiman sowie von Helen Caron, TUI Group Purchasing Director und Trustee der TUI Care Foundation – , wurde das Ende der ersten Unterstützungsphase markiert. Nun befindet sich das Projekt in seiner zweiten Phase, die bis Juni 2025 andauert. Chako erhält auch Hilfestellung bei der Führung des Unternehmens, die in finanziellen Belangen von Valerie Wilkinson, Finanzmanagerin bei TUI Austria, verantwortet wird.

Es ist nicht das einzige Projekt der TUI Care Foundation auf Sansibar, wo ca. 22 % der Bevölkerung arbeitslos sind und 34 % keine weiterführende Schule besuchen. Die meisten Arbeitsplätze im Tourismus werden von Festlandbewohner:innen besetzt, die einen besseren Zugang zur Ausbildung haben. Suzanne Degeling – ebenfalls aus den Niederlanden – hat es sich 2010 zur Aufgabe gemacht, jungen Sansibari eine Ausbildung zum Tourguide zu ermöglichen. Sie gründete dazu das Kawa Training Center in Stonetown, dem ältesten Stadtteil von Sansibars Metropole. Mit Hilfe der TUI Care Foundation wurde das Programm ab 2017 erweitert und bietet seither auch Stipendien für eine Ausbildung im Gastgewerbe an. Nach der sechsmonatigen Grundausbildung kann zwischen den Kursen Gastgewerbe und Tourismus gwählt werden, anschließend folgen Praktika in Hotels, Restaurants, bei Reiseleitern und Reiseveranstaltern. Von Jänner 2017 bis Juni 2022 haben 122 (davon 45 % weibliche) sansibarische Jugendliche die Ausbildung erfolgreich abgeschlossen. Ziel ist es, sicherzustellen, dass 80 %­ der Absolvent:innen innerhalb von sechs Monaten in einem angemessenen Arbeitsverhältnis stehen.

Im Kawa Training Center wird großer Wert daraufgelegt, vor allem Frauen zu einer Ausbildung zu ermutigen. In der zu 95 % muslimisch geprägten Bevölkerung gibt es viele Vorurteile, die den Tourismus mit Drogen, Alkohol und Prostitution in Verbindung bringen. Im Rahmen der Initiative „Promoting women in tourism“ haben sich Schülerinnen des Training Centers (siehe Foto unten) u.a. zur Aufgabe gemacht, in den Gemeinden Eltern und Ehemänner davon zu überzeugen, Mädchen eine Chance zu geben, im Tourismus zu arbeiten. www.kawatrainingcenter.com

Das Fazit der Reise: Das rasante Anwachsen der Bevölkerungs- und Touristenzahlen und die damit einhergehenden Veränderungen der Infrastruktur stellt Sansibar vor eine schwer zu lösende Aufgabe. Die TUI Care Foundation hilft dabei, den diesbezüglichen Bemühungen zum Erfolg zu verhelfen.

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