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Kroatien

Sicher oder nicht? Tourismus-Chef Ostojić: „Meldungen sind zu relativieren“

T.A.I. 24 TOP News

Die rasch steigenden Corona-Fallzahlen in Kroatien haben in den zurückliegenden Tagen für Diskussion gesorgt: gibt es dort eine zweite Welle (was die Grafiken vermuten lassen), oder nicht, wie Veljko Ostojić, Direktor der Kroatischen Tourismus Vereinigung HUT (Hrvatska Udruga Turizma) und von 2011 bis 2013 auch Tourismusminister, betont. „Zuletzt hatten wir 431.000 Touristen im Land. Aber es gab bisher keinen einzigen Fall einer Infektion von Touristen in gewerblichen Unterkünften“, so Veljko Ostojić, der damit Alarmmeldungen im deutschsprachigen Raum relativiert.

Starker Anstieg auf geringem Niveau  

Fakt ist, dass …

  • Kroatien bislang 3.953 Covid-19 Fälle hatte. Das sind hochgerechnet auf 1 Mio. EinwohnerInnen 963 Erkrankungen. In Österreich liegt dieser Wert mit 2.126 Infizierten pro 1 Mio. EinwohnerInnen bei mehr als dem Doppelten.
  • Aktiv sind in Kroatien aktuell 1.204 Fälle, in Österreich sind es 1.269 (Stand jeweils 15. Juli).
  • Insgesamt getestet wurden in Kroatien bisher 97.724 Personen, umgerechnet 23.811 pro 1 Mio. EinwohnerInnen. Zum Vergleich: in Österreich gab es bislang 79.514 Testungen pro 1 Mio. Einwohner.

Die aktiven Fälle sind in Kroatien in den zurückliegenden 10 Tagen ebenso wie in Österreich landesweit angestiegen, wie aus dem Grafik-Vergleich hervorgeht. Besonders betroffen sind in der Republika Hrvatska der Nordosten (dunkle Flächen) und Zagreb. Gleichzeitig hat auch die Küstenregion nicht mehr dieselben guten Werte, wie noch Anfang Juli.

Nächstgelegenes und sicherstes Mittelmeerziel

Dessen ungeachtet unterstreicht Veljko Ostojić im Interview mit Fred Fettner für T.A.I. die weiterhin touristenfreundliche Situation seines Landes: „Seit Anfang Juni sind wir als nächstgelegenes und sicherstes Mittelmeerziel praktisch die einzigen in Europa, die einen erheblichen Reiseverkehr haben.“

Die touristische Situation ist nicht berauschend, aber angesichts der Situation durchaus passabel: Im Verhältnis zum starken Jahr 2019 liegt der monatliche Übernachtungs-Index für ganz Kroatien derzeit bei 46,69 Prozent. Istrien sei in den ersten Julitagen sogar bereits bei knapp der Hälfte der Vorjahrsbelegung gelegen.

Staat muss helfen

Entsprechend zügig beginnen nun auch viele Hotels wieder aufzusperren. Anfang Juli waren laut Veljko Ostojić erst 677 von 1.173 Hotels und 358 von 503 Campingplätzen in Betrieb. „Ende des Monats werden fast alle Einrichtungen geöffnet sein“, ist der HUT-Direktor überzeugt. Wie bereits vor einem Monat von Valamar-Aufsichtsrat Franz Lanschützer angekündigt, zeichnet sich vor allem für die Belegungsraten von Apartment- und Campinganlagen ein etwas besseres Ergebnis ab.

Der Tourismussektor steuerte zuletzt 17% zum kroatischen BIP bei. Die von der Regierung ergriffenen Maßnahmen dienen vor allem dazu, um die Liquidität der Unternehmen und das Beschäftigungsniveau aufrechtzuerhalten. Ostojić: „Aktuell kämpfen wir in der Branche für die Verlängerung einiger dieser Maßnahmen.“ Der gesamte Sektor werde die Hilfe des Staates benötigen, um den Winter zu überleben.

Sicherheit der Gäste oberste Priorität

Vorrangig ist aber jetzt die Sicherheit der Gäste. „Social Distancing“ (in den Restaurants müssen die Tische zumindest mit 2 Meter Abstand stehen) und dessen Kontrolle steht dabei ebenfalls auf dem Tapet, wie Mund-Nasen-Schutz für alle geschlossenen Räumlichkeiten (empfohlen, aber nicht einheitlich geregelt; in Istrien etwa sind die Masken in Shopping Centern vorgeschrieben, andernorts nicht). Landesweit gilt die Maskenpflicht in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Bei all den Maßnahmen hält Ostojić eines aber für entscheidend: „Wichtig für den Tourismus ist, dass das Hotel ein Hotel geblieben ist, damit sich die Gäste im Urlaub auch wohl fühlen können.“

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