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Corona und Tourismus

Schrittweise Lockerung des Lockdown! T.A.I.-Analyse der Top 6 Outgoing-Destinationen

T.A.I. 24 TOP News

Laut Ruefa Reisekompass 2020 planten noch zu Jahresbeginn 90 Prozent der ÖsterreicherInnen (1.500 Online-Interviews durch Marketagent) heuer zu verreisen. Und laut TUI lautete die Reihenfolge der beliebtesten Reiseziele Griechenland, vor Spanien, der Türkei, Italien, Ägypten und Kroatien.

Doch meistens kommt es anders, als man denkt. Und standen zu Jahresbeginn noch Themen wie Umweltschutz und Nachhaltigkeit oben auf, wird nun alles durch Corona erdrückt. Weltweit wird der Wert aller bestätigten Infizierten heute (14.04.2020) laut mehrmals täglich aktualisierter Johns Hopkins-Statistik die 2 Millionen-Grenze überschreiten. 185 Länder sind betroffen.

Selbst für Griechenland, das in Österreich lediglich mit Sicherheitsstufe 4 belegt wurde, kann Premierminister Kyriakos Mitsotakis (Bild) noch keine Aussagen darüber treffen, wann die von seinem Land ergriffenen Maßnahmen gelockert werden.

Reisen ins Ausland sind also bis auf weiteres obsolet. Wann und wie die Grenzen wieder aufgehen werden, darüber kann bestenfalls spekuliert werden. Der Sommer 2020 ist jedenfalls großteils abzuschreiben. Vorerst muss jedes Land für sich die verordneten Lockdowns lockern. Österreich ist hier einer der Vorreiter. Wie es in den Top-6 beliebtesten Reisezielen aussieht, hat T.A.I. recherchiert.

Griechenland

  • Sicherheitsstufe 4 – Hohes Sicherheitsrisiko
  • 2.145 Corona-Fälle, 73 Patienten derzeit auf Intensivstationen, 99 Tote

Mit Kreta (Heraklion und Chania), Rhodos sowie 18 nonstop von Österreich aus angeflogenen Inseln wäre Griechenland im Outgoing auch heuer das flugtechnisch am intensivsten erschlossene Reiseziel gewesen. Der Start der meisten Ferienflug-Rotationen war für Mitte Mai 2020 vorgesehen.

Zusammen mit dem vor allem als Selbstfahrer-Ziel geltenden Kroatien sowie Ägypten ist Griechenland jenes der sechs größten Outgoing-Ziele der ÖsterreicherInnen, die mit Sicherheitsstufe 4 über die beste Ausgangsposition verfügen.

Der griechische Premierminister Kyriakos Mitsotakis betonte am Ostermontag (westliche Kirchen) in einer Fernsehansprache, dass der „Krieg gegen das Coronavirus noch nicht gewonnen" sei. Er rechnet damit, dass „diese Woche die kritischste im Kampf der Nation gegen das Virus“ ist. Einen Zeitpunkt für die schrittweise Aufhebung der Coronavirus-Maßnahmen nannte Kyriakos Mitsotakis noch keinen. Einige Hotelbesitzer überlegen, ihre Hotels heuer komplett geschlossen zu lassen, auch nach Aufhebung der Sperre.

Spanien

  • Sicherheitsstufe 6 – Reisewarnung
  • 170.099 Corona-Fälle, 17.756 Tote

Nach Frankreich ist Spanien das meist besuchte internationale Reiseziel der Welt (die 83,7 Millionen internationalen Ankünfte 2019 waren ein neuer Rekord). Nach den USA ist es aber laut Johns Hopkins-Statistik derzeit das weltweit am zweitstärksten von Corona getroffene Land.

Anders als in den USA dürfte der Höhepunkt aber bereits überschritten sein und wie Tourismusministerin Reyes Maroto Mitte voriger Woche (8. April) mitteilte, arbeite die Regierung bereits an einer „Ausstiegsstrategie für die Tourismusindustrie.“ Dieser Ausstieg werde „progressiv" sein, der „nationale Tourismus wird sich als erster erholen.“

Dies klingt nur auf den ersten Blick erfreulich, denn die Aussage bezog sich auf den Inlandstourismus. Der aktuelle Plan der Regierung gehe davon aus, dass es in diesem Sommer – auch auf den Kanaren und den Balearen – keinen ausländischen Tourismus geben wird. Ob dies zutrifft, wird sich weisen. Tourismusministerin Maroto spricht von „verschiedenen Szenarien“, die erwogen werden. Eines legt fest, dass Spanien erst im Herbst für den internationalen Tourismus geöffnet wird.

Türkei

  • Sicherheitsstufe 6 – Reisewarnung
  • 61.049 Corona-Fälle, 1.296 Tote

Die Reisewarnung für die Türkei besteht in Österreich erst seit Ende der Karwoche. Davor galt Sicherheitsstufe 4. „Es ist nicht nur die Entwicklung des Virus per se, die für uns ausschlaggebend ist, sondern auch die Versorgungssicherheit. Kann man sich in dem Land noch frei bewegen?", begründete Außenminister Alexander Schallenberg die Maßnahme. Aktuell steigt die Infektionsrate in der Türkei weltweit am schnellsten.

Jetzt hat die Türkei 31 Städte (darunter Istanbul, Ankara und Izmir) bzw. Gemeinden unter Quarantäne gestellt sowie eine teilweise Ausgangssperre für BürgerInnen unter 20 Jahren verhängt. Die Grenzen zu Griechenland und Bulgarien wurden sowohl für die Ein- als auch die Ausreise geschlossen. Flugbeschränkungen bestehen zu 68 Ländern, darunter auch Österreich, Deutschland und die Schweiz.

Lange Zeit war die Türkei (mit 52 Millionen Gästen Nummer 6 des internationalen Tourismus) für ihr frühzeitiges und proaktives Vorgehen gegen das Virus gelobt worden. Sie konnte sich damit als sicheres Reiseziel positionieren. Doch die Weigerung von Präsident Erdogan, einen kompletten Lockdown anzuordnen, hat dazu geführt, dass sich das Virus in alle Provinzen ausbreitete.

Mit der Verschärfung der Lage dürfte nun auch die Sommersaison in Österreichs Outgoing Richtung Türkei gelaufen sein. Geplant waren in der Hochsaison alleine nach Antalya von allen Bundesländer-Airports und Wien aus 52 wöchentliche Flüge mit einer Sitzplatzkapazität von über 9.600 Personen, drei Fünftel davon von SunExpress.

Italien

  • Sicherheitsstufe 6 – Reisewarnung
  • 159.516 Corona-Fälle, 20.465 Tote

Das fünftgrößte Tourismusland der Welt (62,96 Mio. internationale Ankünfte 2019) hat sich im Zuge der Corona-Pandemie zu einer strikten No-Go-Zone verwandelt. Italiens Tourismusbranche sprach bereits Ende Februar zu Beginn des Corona-Ausbruchs und Wochen vor der Ankündigung nationaler Sperrmaßnahmen von der „schlimmste Krisen in der jüngeren Geschichte". Tourismusministerin Lorenza Bonaccorsi rechnet mit „ein oder zwei Jahren, bis wir wieder da sind, wo wir waren.“

Ostern markiert traditionell den eigentlichen Beginn der Tourismussaison in Italien. Doch Date-Line, wann die komplette Sperre beendet wird, gibt es bislang keine: „Es ist immer noch unmöglich zu sagen, wann Italien aus der gesundheitlichen Notlage herauskommt", so Bonaccorsi.

Ägypten

  • Sicherheitsstufe 4 – Hohes Sicherheitsrisiko
  • 2.190 Corona-Fälle, 164 Tote

Ägypten zählte zuletzt zu den absoluten Highflyern unter Österreichs Flugpauschalreisezielen. Noch im Februar 2020 stand es an der Spitze der meistgebuchten Destinationen, die Rückgänge waren gegenüber anderen Zielen marginal. Nach wie vor gilt in Österreich nur Sicherheitsstufe 4. Doch wie alle anderen Länder wurde auch Ägyptens Tourismus von der Ausbreitung des Coronavirus schwer getroffen. Flughäfen, Restaurants und Geschäfte sind mittlerweile geschlossen, landesweit gilt eine nächtliche Ausgangssperre.

Nahezu zwei von drei Arbeitsplätzen in Ägypten sind laut Tourismusminister Khaled al-Anani direkt und indirekt im Tourismus angesiedelt. Der Tourismussektor steuert rund 15% zum BIP bei. 2019 beliefen sich die Tourismuseinnahmen auf 13,3 Mrd. US-Dollar.

Tourismusbetriebe wurden aufgefordert, keine Arbeitnehmer zu entlassen, da erwartet wird, dass sich der Sektor nach der Corona-Pandemie am schnellsten Sektoren erholen wird. Doch wann es wieder aufwärts geht, weiß auch in Ägypten niemand.

Kroatien

  • Sicherheitsstufe 4 – Hohes Sicherheitsrisiko
  • 1.650 Corona-Fälle, 25 Tote

In Kroatien (vier Fünftel der Gäste reisen mit dem Auto an) ist die Hoffnung aufrecht, zumindest einen Teil der touristischen Hauptsaison zu retten, insbesondere für private Vermieter. Pessimisten gehen aber davon aus, dass dies nicht realistisch sei. Österreich ist nach Deutschland, dem kroatischen Inlandstourismus sowie Slowenien der viertwichtigste Quellmarkt. Auf dem Landweg ist Kroatien aus Österreich über Slowenien zu erreichen (Sicherheitsstufe 4).

Aktuelle Schätzungen gehen von einem Rückgang der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr von 65% bis 95% aus. Der Tourismus steuert rund ein Fünftel zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) Kroatiens bei.

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