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Anfang Mai 2020 herrschte in Ägyptens Tourismus viel Zuversicht: die Zahl der Covid-19 Neuinfektionen ging langsam zurück. Am 15. Mai erfolgte ein schrittweiser Restart der Hotellerie, der von der Facebook-Kampagne „Experience Egypt“ begleitet wird (Foto). Doch dann kam alles anders: am 19. Mai verdoppelten sich die täglichen Neuinfektionen, um ab Ende des Ramadan (24. Mai) auf über 1.000 pro Tag anzusteigen. Am 30. Mai wurden 1.367 neue Fälle gemeldet, so viele wie noch nie. Damit dürfte die Hoffnung auf eine baldige Normalisierung für eines der auch für Österreichs Outgoing-Tourismus wichtigsten Flugpauschalreiseziele in weite Ferne gerückt sein.
Große Pläne für den Sommer 2020
Ägypten zählte im Vorjahr bei den Flugpauschalreisen im Quellmarkt Österreich zu den Top-Destinationen. Von den drei touristischen Zielflughäfen lag Hurghada (HRG) über weite Strecken sogar an der Spitze, vor Antalya und Palma de Mallorca. Auch Marsa Alam (RMF) hatte regelmäßig einen Platz unter den Top-10 und sogar Sharm el Sheikh (SSH) tauchte immer wieder im Spitzenfeld auf.
Für den Sommer 2020 waren laut Stand Anfang März 23 wöchentliche Flüge ab Österreich mit einer Spitzenkapazität von knapp 4.200 Flugsesseln pro Woche geplant. Die Buchungen im Jänner waren – entgegen der allgemein eher verhaltenen Stimmung – bis weit in den Februar hinein vielversprechend.
Covid am Nil
Anfang März trat auf einem Nilkreuzfahrtschiff in Luxor der erste Corona-Fall auf. Am 19. März wurden die Flüge von und nach Ägypten eingestellt, Ende März die Hotels behördlich geschlossen. Mitte Mai erfolgte der schrittweise Restart, in der Hoffnung, dass der Tourismussektor (zuletzt 11,3% Anteil am BIP, 12% aller Arbeitskräfte) durch diesen Schritt wieder auf Kurs gebracht wird. Neben dem Inlandsreisemarkt (er macht 12% bis 14% aus) geht es vorrangig um internationale Gäste.
Restart in drei Phasen
Um wieder Gäste – egal ob aus dem In- oder Ausland - empfangen zu können, müssen Hotels und Resorts nach WHO (World Health Organisation)-Standard definierte Coronavirus-Präventionsmaßnahmen erfüllen, aufgrund derer sie eine Gesundheitsbescheinigung erhalten (u.a. Temperaturmessung und Corona-Test ankommender Gäste, zwischen belegten Zimmern immer ein leeres, keine Nachtclubs und Casinos, separates Gebäude für Verdachtsfälle etc.). Bis Ende voriger Woche konnten 78 Hotels das „Hygiene Safety”-Zertifikat vorweisen.
Für den Restart wurden drei Phasen definiert: die erste Phase wird so lange andauern, bis neu auftretende Corona-Fälle auf nationaler Ebene zwei aufeinanderfolgende Wochen lang hindurch abfallen. Tourismusminister Khaled al-Anany (Bild) ging Anfang Mai davon aus, dass dies bis Juni möglich sein werde. Danach sollte eine Übergangsphase von 28 Tagen in Kraft treten. Ab dann wäre Phase drei, bis die WHO das Risiko von Covid-19 nur noch als gering einstuft.
Zweite Welle stärker als befürchtet
Der starke Anstieg neuer Corona-Infektionen wirft diese Planungen nun durcheinander. Anstatt Kurs auf Phase zwei nehmen zu können, scheint Ägypten vor oder mitten in einem zweiten Ausbruch zu stehen. Bis zum 1. Mai meldete das Gesundheitsministerium 5.895 Infektionen und 406 Todesfälle. Am 20. Mai waren es 14.229 Infektionen und 680 Todesopfer.
Ahmed Youssef, der Vorsitzende des Egyptian Tourism Promotion Board (ETPB), hatte ebenso Ayman Abul Ela, Mitglied des Gesundheitsausschusses im Ägyptischen Parlament, Befürchtungen geäußert, „dass die Wiedereröffnung der Hotels zu einem Anstieg der Anzahl von Coronavirus-Infektionen führen wird.“ Mit den nunmehrigen Zahlen (23.449 Covid-Erkrankungen sowie 913 Corona-Tote per 30. Mai, denen 5.693 Genesungen gegenüberstehen) sowie der täglichen Infektionsquote von mehr als 1.000 hatte wohl keiner gerechnet.
Erstellt am: 31. Mai 2020
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