Print-Ausgabe 1. Dezember 2017
Neben dem kompakten Arbeitsteil (siehe T.A.I. vom 10. November) bot die Herbstreise des ÖRV eindrucksvolle Einblicke in Spaniens südlichste Provinz
Beim ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) ist es Tradition, dem Arbeits- und Informations-intensiven Kongress im Frühjahr eine mehr auf Leisure und Kennenlernen einer Destination ausgerichtete Herbsttagung folgen zu lassen. Heuer war Córdoba an der Reihe. Rund 60 ÖRV-Mitglieder folgten der Einladung von Teresa Ortiz, Direktorin des Spanischen Fremdenverkehrsamtes in Wien, nach Andalusien und erlebten, neben dem kompakten Arbeitsteil am ersten Vormittag (T.A.I. berichtete bereits darüber), eindrucksvolle Tage in Spaniens südlichster Provinz.
Das erste Programm-Highlight stand am Abend des Ankunftstages auf dem Programm: eine Pferdeshow à la Spanischer Hofreitschule in der „Caballerizas Reales“, den ehemaligen königlichen Stallungen, erbaut vom spanischen Habsburger-König Philip II im Jahr 1570. Prachtvolle Andalusier (die „Pura Raza Española“ – reine spanische Rasse-Pferde – sind mit den aus ihnen hervorgegangenen Lipizzanern verwandt) zeigten in Harmonie mit ihren Bereitern und einer Flamencotänzerin die hohe Kunst des Pferdesports.
Diesem kulturellen Leckerbissen folgten nicht weniger bemerkenswerte kulinarische: im Wintergarten eines vornehmen Clubs gab’s zum traditionellen Sherry als Aperitif eine Vielzahl von „Tapas“ – jede einzelne für sich eine Köstlichkeit. Nach ausgiebigem Genuss der Appetithäppchen folgte der Hauptgang mit anschließendem Dessert – für viele kaum noch zu bewältigen, denn der Tapas-Genuss zuvor war ausgiebig – ein „Fehler“, den fast jede/r der ÖRV-TeilnehmerInnen auch an den folgenden Tagen wiederholte (u.a. beim Dinner im Restaurant El Bandolero in einem Palast aus dem 16. Jhdt.).
Für die Überleitung am nächsten Vormittag von den trockenen Themen der obligatorischen Herbsttagung zum Leisure-Teil der ÖRV-Reise sorgte die andalusische Schriftstellerin Isabel Blanco del Piñal: Sie machte die TeilnehmerInnen mit der wechselhaften Geschichte der arabisch, maurisch und christlichen Herrschaft auf der iberischen Halbinseln vertraut, speziell jener in Andalusien (auf Arabisch al-Andalus).
Ein eindrucksvolles Zeitzeugnis dieser Epochen stand im Zuge einer Führung zu Fuß durch die Altstadt von Córdoba auf dem Programm: die Mezquita-Catedrale (Moscheen-Kathedrale). 784 erbaut und laufend erweitert, gilt sie als größte Moschee ihrer Art der Welt, mit 826 Säulen auf einer Grundfläche von 24.000 m². Nach Eroberung durch die Christen wurde in ihrer Mitte 1236 eine Kathedrale erbaut. Die Mezquita stammt aus der Zeit der maurischen Herrschaft, als Córdoba zeitweilig Zentrum von Regierung und Geisteswissenschaften auf der iberischen Halbinsel und eine der größten Städte der Welt war. Heute ist die Mezquita-Catedral – sie stand im Zuge der ÖRV-Tagung nochmals für einen abendlichen Besuch auf dem Programm – ebenso wie ein Großteil der Altstadt UNESCO-Weltkulturerbe.
Auch die weitere Umgebung von Córdoba hat ihre Reize, wie sich bei den Ausflügen nach Baena und in die Montilla-Region zeigte. Zunächst ging es in eine große Ölmühle, wo das „grüne Gold“ der Region nach alter Tradition in riesigen Steinmühlen verarbeitet wird (Spanien gilt weltweit als der größte Olivenölproduzent, die ca. 1,2 Mio. Tonnen Olivenöl/Jahr entsprechen dem doppelten Wert Italiens und nahezu dem vierfachen Griechenlands). Gewonnen wird es von rund 250 Millionen Olivenbäumen auf einer Anbaufläche von 2,2 Mio. ha. Andalusien produziert etwa 75 Prozent davon. Das Olivenöl zählt zum größten Wirtschaftsfaktor der Region, gefolgt von Tourismus.
Es ist bei weitem nicht die einzige Spezialität der stolzen Provinz, wie der Besuch des Weingut Pérez Barquero in der Region Montilla-Moriles bewies. Der Wein von Montilla ist dem Sherry extrem ähnlich (oft wird er mit ihm verwechselt), wovon sich die TeilnehmerInnen der ÖRV-Herbsttagung im Rahmen einer Verkostung samt Lunch mit andalusischen Spezialitäten überzeugen konnten.
Das Abschluss-Dinner im Herzen von Córdoba, in der Bodegas Campos, bot den würdigen Rahmen für das Finale mit – erraten – viel zu vielen Tapas sowie ausgezeichneten Weinen der Region. Das Bodegas Campos besteht aus einem alten Weinkeller, einer Sakristei und einem typisch spanischen Innenhof („Patio“), von denen es in Córdaoba eine Vielzahl gibt, einer schöner als der andere.
Teresa Ortiz, die Direktorin des Spanischen Fremdenverkehrsamtes in Wien, konnte mehr als zufrieden ihre Rückreise antreten. Ihre Bitte, Andalusien in Österreich noch bekannter zu machen („Spanien hat mehr zu bieten als nur Sonne, Strand und Meer: Eben das Hinterland mit oft viele Jahrtausende-alter Kultur, tollen Landschaften, Brauchtum und Vielem, das es noch zu entdecken gilt“), stieß auf offene Ohren. Die einhellige Meinung der TeilnehmerInnen an der ÖRV-Herbsttagung 2017: Andalusien und speziell Córdoba sind beeindruckend, fast jeder will bald in privater Form wiederkommen – streng nach dem Motto: „Adiós y hasta pronto”.
Erstellt am: 01. Dezember 2017
Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder