ANA
Städtereisen

Herzlicher Empfang im Schmelztiegel der Kulturen

Print-Ausgabe 26. Februar 2016

In Zeiten von Terror, Extremismus und Rassismus ist ein friedliches Miteinander von Kulturen und Religionen eine schöne Erfahrung. Nicht nur deshalb ist Istanbul immer eine Reise wert

Anfang Februar war Istanbul erneut Austragungsort des „World Tourism Forum“ und die legendäre Stadt am Bosporus präsentierte sich den TeilnehmerInnen – darunter Tourismusminister aus aller Welt von ihrer schönsten Seite. Das tat sie auch Ende Dezember vorigen Jahres, als Kadir Ugur, CEO von Bentour Reisen, eine kleine Gruppe österreichischer ReisejournalistInnen durch seine Heimatstadt führte. Dabei standen Orte am Programm, die bei einer üblichen Stadtrundfahrt meist nicht angesteuert werden. Zwischen beiden Events lag der Terroranschlag auf dem Sultan-Ahmed-Platz. Als Städtedestination ist Istanbul damit derzeit eher kein Renner, doch am Reiz dieser facettenreichen Stadt mit ihrer einzigartigen Atmosphäre ändert das nichts.

Die Meerenge des Bosporus teilt bekanntlich die türkische Metropole in einen europäischen und asiatischen Teil, wobei der für die meisten Touristen interessantere Teil Istanbuls in Europa liegt. Hier finden sich zahlreiche Museen, die großen Moscheen und andere kulturellen Bauwerke – eben die „,Must-sees“. Faszinierend sind auch die Einkaufsstraßen, wie z.B. die İstiklâl Caddesi und die zahlreichen orientalisch anmutenden Märkte. Kadir Ugur ermöglichte der Reisegruppe aus Österreich jedoch eine etwas andere Perspektive.

„Istanbul wird nicht umsonst als die Brücke zwischen Ost und West, Europa und Asien oder Orient und Okzident bezeichnet. Die auf zwei Kontinente aufgeteilte Stadt gehört zu den seltenen Plätzen der Welt, an denen man zahlreiche religiöse Bauten der drei großen monotheistischen Religionen – Moslems, Christen, Juden – finden kann“, so Ugurs einleitende Worte. Tags darauf folgte die Praxis auf die Theorie.

Im Stadtteil Fener wurde der Patriarch der größten griechisch-orthodoxen Gemeinde Istanbuls in seinem Amtssitz plus Kirche besucht. Fast um die Ecke, an der alten Stadtmauer von Kumkapi, erwartet die Gruppe dann der Patriarch der armenisch-orthodoxen Kirche in seinem Amtssitz. Nach dem Mittagessen stand die Einladung in eine Synagoge am Programm, bevor es zum Abschluss der religiösen Rundreise in das Büro des Müftis von Istanbul (Rechtsgelehrter und Verfasser von islamischen Rechtsgutachten) ging.

Bei sämtlichen Besuchen wurde die Gruppe nicht nur herzlich empfangen, sondern konnte sich in interessanten Gesprächen über Meinungen, Probleme und Sorgen zur aktuellen Weltlage mit den Glaubensvertretern austauschen. Dabei wurde eines deutlich: in dieser Stadt funktioniert das Miteinander – trotz unterschiedlicher Kulturen.

Der Eindruck bestätigte sich auch am zweiten Tag. Es ging über eine der Bosporus-Brücken in den asiatischen Teil Istanbuls. Im Stadtteil Kuzguncuk stand zuerst der Besuch einer kleinen Synagoge gefolgt von der unmittelbar angrenzenden Moschee auf dem Programm. Unweit davon fand sich auch hier eine griechisch-orthodoxe Kirche, wo die Gruppe ebenfalls erwartet wurde. Spätestens jetzt kamen die Gedanken auf, warum ein friedliches Miteinander nicht überall so einfach funktionieren kann wie hier. Speziell, da auch in der türkischen Metropole das tägliche Umfeld, die Politik und unterschiedlichen Interessensgruppen, sich – einfach gesagt – nicht unproblematischer als anderswo darstellen.

Abgesehen von den spannenden Gesprächen und neuen Einblicken in die Stadt kam auch das leibliche Wohl nicht zu kurz. Das gastronomische Angebot Istanbuls kann sich sehen lassen– sei es unterhalb der Galata-Brücke, dem Fischerviertel oder entlang des Bosporus. Besonders beeindruckend – speziell in der warmen Jahreszeit – ist die kleine Unterhaltungs-Insel Suda, auf der ein Spezialitätenrestaurant, eine Bar, ein Café sowie eine Freiluftdiskothek untergebracht sind.  

Sehr informativ gestaltete sich auch ein Abend mit Absolventen der Deutschen Schule in Istanbul, in einem Restaurant mit Bar hoch über den Dächern der Stadt. So bekam die Gruppe Gelegenheit, mit Schulkollegen von Kadir Ugur zu sprechen, die – in perfektem Deutsch – ihren Werdegang und ihr erfolgreiches Berufsleben (Arzt, Ingenieure, Manager, Journalist) schilderten.

Kadir Ugurs Führung zeigte Wirkung: Nach der Reise kehrten die TeilnehmerInnen um bleibende Eindrücke und interessante Erfahrungen reicher zurück – nicht nur was Istanbul betrifft.

Und wie entwickelt sich derzeit der Tourismus der Stadt? Darüber gibt es noch keine Zahlen, außer jenen des Istanbul Atatürk Airport. Und der legte im Jänner 2016 von den Passagierzahlen her um 3 Prozent zu, die Zahl der internationalen Gäste kletterte sogar um 4,6 Prozent nach oben. 

Kadir Ugur führt durch seine Heimatstadt Istanbul

Istanbul

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Erstellt am: 26. Februar 2016

Sultanahmed Camii ("Blaue Moschee") und Hagia Sophia, Istanbul Foto: © Julian Nitzsche, CC-BY-SA 3.0

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