Tunesien

Dritter Tourismusminister in acht Monaten! Corona heftiger als „Jasmin-Revolution“

T.A.I. 24 TOP News

Tunesien hat einen neuen Tourismusminister: Habib Ammar. Er folgt auf den erst seit Februar 2020 amtierenden Mohamed Ali Toumi, der wiederum René Trabelsi beerbt hatte. Es ist damit der dritte Resortinhaber in diesem Jahr und die dritte Regierungsumbildung seit den Parlamentswahlen im Oktober 2019.

Habib Ammar übernimmt die Verantwortung für Tunesiens Tourismus in dessen schwerster Krise. Selbst im Jahr der „Jasmin-Revolution“ 2011 (als „Arabischer Frühling“ in die Geschichte eingegangen) war der Rückgang mit rund 40% deutlich moderater als heuer.

Kenner der Materie

Der neue Tourismusminister Habib Ammar erlebte den arabischen Frühling als Generaldirektor des ONTT (Office National du Tourisme Tunisien). Amtsinhaber war damals übrigens Elyes Fakhfakh, der von Februar bis Juli 2020 als Premierminister fungierte und danach von Hichem Mechichi abgelöst wurde.

Mit Habib Ammar übernimmt also ein Kenner der Materie das Tourismusresort: Ammar ist Absolvent der L'École nationale d'administration de Tunis, hat einen Master-Abschluss an der L'université Paris-Dauphine (Internationale Finanzen), war von Juni 1998 bis Februar 2005 Kabinettsattaché des Industrieministers, wechselte danach ins Tourismusministerium, wo er die Innovations-Abteilung leitete, um von 2008 bis 2010 als Stabschef des damaligen Tourismusministers Khalil Laâjimi zu fungieren. Die folgenden fünf Jahre war Habib Ammar CEO des ONTT und fungiert seit 2015 als CEO der „Groupe Sousse Nord“.

Der Absturz

Tunesien befindet sich, - wie die meisten anderen Länder der Welt -, aufgrund der Covid-19 Pandemie in einer beispiellosen Wirtschaftskrise. Am stärksten betroffen ist der Tourismussektor. 2019 steuerte er noch 13,8% zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. Der Inlandstourismus machte im Vorjahr rund ein Fünftel des Gesamtvolumens aus.

Am 22. März wurde landesweit der Lockdown verhängt und mehrfach verlängert. Erst seit 8. Juni sind Geschäfte, Cafés und Hotels wieder geöffnet. Seit 27. Juni sind auch internationale Flüge wieder ohne Einschränkungen möglich.

Die Auswirkungen sind dennoch extrem. Laut ONTT gab es von Jahresanfang bis Mitte Juli einen Rückgang um 2,78 Millionen Gäste bzw. -67% auf 1,237 Millionen. Im Vorjahr wurden im selben Zeitraum noch 4,148 Millionen internationale Ankünfte gezählt.

Aus Österreich war der Rückgang mit -78,5% noch gravierender: bis Mitte Juli reisten 1.720 ÖsterreicherInnen in das Land, das vom Magazin „Forbes“ im Juni unter die Top-10 „Rising Stars in Travel“ gelistet wurde. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum noch 7.985 und vor 10 Jahren 23.760.

Steigende Corona-Infektionen, niedrige Test-Quote

Wie Tourismusminister Habib Ammar die Herausforderung meistern will, wird sich weisen. Die Corona-Zahlen sind in dem 11,84 Millionen EinwohnerInnen-Staat in absoluten Zahlen zwar gering (bislang nur 3.963 Infektionen), aber dasselbe gilt auch für die Testungen: mit 12.357 pro Mio. EinwohnerInnen belaufen sie sich nicht einmal auf ein Zehntel jener in Österreich (134.280 Tests/Mio. EW). In absoluten Zahlen stehen 146.307 Tests in Tunesien 1,21 Mio. in Österreich gegenüber.

Ebenso sind die Neuinfektionen seit Mitte August dramatisch nach oben geschnellt. Derzeit gibt es 2.259 aktive Fälle (in Österreich sind es 3.415). Das tunesische Gesundheitsministerium hat deshalb bereits am 19. August entschieden, dass alle Einreisenden einen PCR-Test vorlegen müssen, der nicht älter als 72 Stunden ist.

Umgekehrt bewertet Österreichs Außenministerium Tunesien mit der derzeit niedrigsten Sicherheitsstufe 4, eine partielle Reisewarnung (Sicherheitsstufe 5) gilt lediglich für die Saharagebiete, das Grenzgebiet zu Algerien und westliche Landesteile. Direktflüge zwischen beiden Ländern bietet laut T.A.I. vorliegenden Informationen aktuell nur Tunis Air an (einmal pro Woche, sonntags).

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