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NIKI - Vueling Deal

IAG-Angebot steht, spanische Rettung aber weiter mit Fragezeichen

Print-Ausgabe 11. Jänner 2018

Die juristische Auseinandersetzung rund um die Insolvenzzuständigkeit für die NIKI Luftfahrt GmbH (dem Beschluss des Landgerichts Berlin von Anfang dieser Woche zufolge ist nun doch das Landesgericht Korneuburg zuständig) zieht sich, aber so wie es aussieht, hält trotz dieser Hürden die IAG (International Airlines Group) an der Übernahme wesentlicher Teile aus der NIKI-Insolvenzmasse durch ihre spanische Low Cost-Tochter fest: „Die Ausrichtung auf den Leisure-Bereich passt perfekt zur Strategie von Vueling“, betont IAG-Chef Willie Walsh.

Das Angebot lautet auf 36,5 Mio. Euro für Leasing-Verträge von 15 Airbus-Jets der A320 Familie, sämtlicher Slots in der DACH-Region (die soeben vom Infrastrukturministerium bis Ende April verlängert wurden), der Markenrechte an NIKI sowie der Übernahme von 740 MitarbeiterInnen. Der Deal soll bis Ende Februar unter Dach und Fach sein.

Falls alles klappt, dann ist NIKI künftig Teil von Europas drittgrößtem und – abgesehen vom Ausnahme-Carrier Ryanair – wertvollstem sowie erfolgreichstem Airline-Konzern mit einer Marktkapitalisierung von derzeit 15,32 Mrd. Euro (Lufthansa kommt auf 14,11 Mrd. Euro). Mit 7,94 Mrd. Euro an liquiden Mitteln zur Halbjahresbilanz 2017 hatte die IAG auch wesentlich mehr auf der hohen Kante, als Lufthansa mit 6,12 Mrd. Euro.

Die 2004 gegründete Vueling spielt innerhalb der IAG – zu der noch die Legacy-Carrier British Airways und Iberia sowie die irische Aer Lingus gehören – eine wichtige Rolle. Sie ist hinter Ryanair, easyJet und Norwegian Europas viertgrößter Low Cost Carrier. 2016 lag Vueling vom Umsatz her mit 2,027 Mrd. Euro auf Augenhöhe mit Eurowings (2,06 Mrd. Euro), flog aber anders als diese mit einem Nettogewinn von 48,9 Mio. Euro solide in den schwarzen Zahlen (Eurowings verbuchte damals einen operativen Verlust von -90 Mio. Euro).

Auch gemessen an den Passagieren war Vueling 2016 mit 27,8 Millionen (plus 12 Prozent) Europas Nummer 4. Daran hat sich 2017 trotz starken Wachstums der Eurowings nichts geändert: Vueling dürfte moderat auf geschätzte 28,4 Millionen Passagiere zulegt haben, hart bedrängt von Wizz Air mit 28,27 Millionen (plus 24,1 Prozent). Eurowings liegt damit weiterhin auf Rang 5 mit hochgerechnet rund 23,5 Millionen Passagieren (plus 27,7 Prozent).

Mit dem Erwerb von NIKI, sollte er zustande kommen, würde für Vueling eine neue Ära anbrechen. Von den zuletzt 107 Airbus-Jets der A320-Familie (fix bestellt sind A320neo) würde die Flotte nicht nur auf künftig 122 anwachsen, sondern die bisher auf Barcelona El Prat und Rom Fiumicino beschränkten zwei Hubs um weitere Basen vergrößert. Um wie viele der im Sommer 2017 sechs NIKI-Hubs (neben Wien und Zürich waren dies Düsseldorf, Berlin, München und Hamburg), wird sich weisen. Wien ist mit Sicherheit dabei.

Dasselbe Fragezeichen steht über dem Streckennetz. Im Sommer 2017 flog NIKI mit 21 Jets von 21 DACH-Airports aus (davon vier in Österreich) mit wöchentlich 386 Flügen zu insgesamt 35 Destinationen im Mittelmeerraum. Künftig werden es 15 Flugzeuge sein, also um ein knappes Fünftel weniger.

Aktuell bedient Vueling in der DACH-Region neben Wien und Zürich auch Düsseldorf, Hamburg, München, Nürnberg und Stuttgart. Von Wien aus fliegt Vueling derzeit mit Barcelona, Rom und Paris drei Ziele an, wobei die Zeichen schon zuletzt auf Expansion standen: Ende November wurde die Aufnahme von vier wöchentlichen Mallorca-Flügen angekündigt, beginnend mit 1. Juni 2018. Ebenso werden im Sommer 2018 die Vueling-Verbindungen nach Barcelona sowie nach Rom-Fiumicino aufgestockt. Dazu kommen noch fünf wöchentliche Flüge nach Paris Charles de Gaulles. 

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