ANA
Airline-Analyse

Erfreuliches erstes Halbjahr, getrübte Aussichten für das Gesamtjahr

Print-Ausgabe 26. August 2016

Die Halbjahresergebnisse von Lufthansa, Air France-KLM und IAG waren noch vom starken ersten Jahresdrittel getragen – der Rest von 2016 wird eher turbulent

Es sind unruhige Airline-Zeiten. Das signalisierten nicht zuletzt die CEOs der drei großen Airline-Konzerne Europas, Carsten Spohr von Lufthansa, Jean-Marc Janaillac von Air France-KLM und Willie Walsh von der IAG (International Airlines Group) rund um die Präsentationen ihrer Halbjahres-Ergebnisse. Diese lieferten zwar – trotz 22 gezählter Streiks seit Jahresbeginn in Europas Luftfahrt - durch die Bank signifikant verbesserte Ergebnisse gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr, doch das erste Halbjahr 2016 ist Geschichte und bereits im zweiten Quartal zogen Gewitterwolken auf, die sich zuletzt weiter verdichteten.

Das spiegelte sich bereits trotz der guten Halbjahres-Zahlen in den Kursentwicklungen an den Börsen wider. Air France-KLM hat in den zurückliegenden drei Monaten ein Drittel ihrer Marktkapitalisierung eingebüßt, die nun bei 1,49 Mrd. Euro liegt. Lufthansa verlor ein Fünftel und hält nun bei rund 4,8 Mrd. Euro. Die IAG – das mit Abstand wertvollste Unternehmen des Trios – sackte durch den Ausgang des Brexit-Votums von 11,13 Mrd. Euro Marktkapitalisierung um ein Viertel auf 8,28 Mrd. Euro ab. Sie hat zudem mit dem schwach gewordenen britischen Pfund zu kämpfen.

Zurück zum ersten Halbjahr: Alle drei Airline-Konzerne profitierten von den niedrigeren Treibstoffkosten, die IAG am geringsten, Air France-KLM überdurchschnittlich. Diese hatte allerdings ebenso wie Lufthansa mit einem Umsatz-Rückgang zu kämpfen, ein genereller Branchen-Trend, von dem sich bei dem Trio lediglich die IAG abkoppeln konnte.

Unter dem Strich performte die IAG mit einem operativen Plus von zwei Fünfteln überaus stark, Lufthansa konnte um ein Drittel zulegen (von T.A.I. für den Vergleich herangezogen werden die Daten für die Passage Airlines Group und Logistik/Cargo) und Air France-KLM schaffte es, das dreistellige Halbjahres-Minus 2015 in ein nahezu gleich hohes Plus 2016 zu drehen.

Bei den Aussichten für das Gesamtjahr sind jene der IAG am erfreulichsten. IAG-CEO Willie Walsh kündigte ein Kostensenkungsprogramm an, welches 2017 wirksam wird, während einige der für das zweite Halbjahr 2016 bereits geplanten Kapazitätserweiterungen wieder zurückgenommen wurden. Die für das dritte Quartal geplanten Umsätze waren Ende Juli bereits zu 74 Prozent unter Dach und Fach, die Nachfrage für das vierte Quartal ist hingegen schwach. Für das Gesamtjahr geht Willie Walsh trotzdem von einem Anstieg des operativen Ergebnisses im zweistelligen Prozent-Bereich aus.

Air France-KLM CEO Jean-Marc Janaillac – er hat vor wenigen Wochen das Ruder von Alexandre de Juniac – nun Generaldirektor der IATA (International Air Transport Association) – übernommen, spricht von einem „hochgradig unsicheren globalen geopolitischen und wirtschaftlichen Umfeld.“ Die Branche stehe durch gesunkene Öl-Preise und Überkapazitäten unter steigendem Druck auf die Umsätze. Air France sei zusätzlich durch die Ängste vor Reisen nach Frankreich getroffen. Der Gesamtjahres-Profit soll trotzdem höher als 2015 ausfallen (damals wurde ein operativer Gewinn von 816 Mio. Euro erwirtschaftet), wenn auch weniger hoch, als ursprünglich erwartet. Im Frühjahr war man noch von einem „signifikanten Anstieg des operativen Ergebnisses“ ausgegangen.

Der französische-niederländische Airline-Konzern gibt für das Gesamtjahr 2016 aber ebenso wenig eine konkrete Gewinnprognose ab, wie Lufthansa-CEO Carsten Spohr und die scheidende Finanzchefin Simone Menne (sie wechselt Ende August als CFO zum Pharmakonzern Boehringer Ingelheim). Die Terrorangst sorge für viel Unsicherheit, die Ticketpreise stünden unter Druck und es gebe einen Buchungseinbruch vor allem im Bereich Gruppenbuchungen aus Asien und den USA.

Die größte Ergebnisverschlechterung verzeichnete Lufthansa Cargo, wo durch „massive Überkapazitäten“ (Spohr) die durchschnittlichen Erlöse auf das Niveau der Finanzkrise von 2009 gefallen sind. Fortschritte gebe es laut Carsten Spohr hingegen bei den „Kostenstrukturen“ und beim Ausbau der Billigtochter Eurowings. Das Ergebnis im Gesamtjahr werde jedenfalls unter dem Vorjahreswert von 1,8 Mrd. Euro liegen (Anm.d.Red.: 1,55 Mrd. Euro waren es im Bereich Passage und Logistik/Cargo).

Fazit: Es wird im zweiten Halbjahr für alle der großen Airline-Konzerne Europas holprig, während IAG und Air France-KLM aber an einer Ergebnis-Verbesserung festhalten (die IAG auf hohem Niveau), muss Lufthansa diesbezüglich Abstriche machen. Wie viel, darüber wird T.A.I. nach Vorliegen der nächsten Quartals-Ergebnisse Ende Oktober berichten. 

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