ANA
Board of Airline Representatives Austria

„Brauchen Amerikaner und Araber“ Nur Europa ist für Tourismus zu wenig

Print-Ausgabe 14. Mai 2021

Martin Gross (r.), Vice Chairman im Executive Board von BAR, begrüt den Vorsto von Steve Huygens (l.)

Die EU will Reisebeschränkungen aus Nicht-EU-Ländern mit niedrigen Inzidenzen sowie hohen Impf- und Testquoten aufheben – der Ball liegt jetzt bei den Mitgliedsstaaten 

Die Vorbereitungen rund um die Einführung des „Green Pass“ der EU haben in der Vorwoche die IATA (International Air Transport Association) auf den Plan gerufen. In einem Rundschreiben informierte Steve Huygens, stellvertretender Direktor für EU-Angelegenheiten der IATA, alle Mitgliedsairlines, die in bzw. aus Europa operieren, über die jüngste Empfehlung des Rates der EU-Kommission an die Mitgliedstaaten, ihre derzeitigen Beschränkungen für „nicht lebensnotwendige Reisen“ aus Nicht-EU-Ländern nach Europa zu lockern (Details siehe Info-Kasten). Dadurch soll „der Fortschritt der Impfkampagnen und die Entwicklung der weltweiten Seuchenlage“ berücksichtigt werden. 

Es geht bei diesen EU-Empfehlungen also nicht nur um Reisefreiheiten innerhalb Europas, sondern darüber hinaus. Es handelt sich damit um ein Thema, das bislang aus unverständlichen Gründen unter „ferner liefen“ angesiedelt war.

„Der EU-Vorstoß ist sehr positiv“, zeigt sich der Vice Chairman im Executive Board von BAR (Board of Airline Representatives) Aus­tria Martin Gross erfreut. Für den Area Manager von Emirates für Österreich und acht CEE bzw. Balkanländer „ist das Non EU-Thema in diesem Bereich bisher immer zu kurz gekommen.“ 

Laut Martin Gross wurden in der Vergangenheit die bestehenden Beschränkungen für „nicht lebensnotwendige Reisen“ aus Non-EU-Ländern unverständlicher Weise von keinem der Interessensverbände angesprochen. Ausnahmen bestätigten die Regel: „Norbert Kettner vom Wien Tourismus, Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke oder ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung)-Präsidentin Michaela Reitterer waren da immer ganz dabei“, so der BAR Vice Chairman. Erst vor wenigen Tagen hatte Norbert Kettner bei der Präsentation des Förderprogramms „Vienna Meeting Fund 2021-2023“ gemeint: „Wien ist eine große Stadt in einem mittelgroßen Land. Wir brauchen die weite Welt.“

Die aktuellen Inzidenz-Zahlen, Test-Quoten und Impf-Fortschritte sprechen eine deutliche Sprache: Lag die 7-Tages-Inzidenz in Österreich Dienstag dieser Woche bei rund 96,5, in Deutschland bei 115,4 und in Frankreich bei 182,6, konnten die V.A.E. mit 120,9 (also etwas über dem Niveau von D) aufwarten und die USA mit 82,1. 

Die Impfquote in Deutschland erreichte 33 %, in Frankreich rund 26 % und in Österreich 30 %. Die USA lagen bei 46 %, die V.A.E. bei rund 52 %. Während Österreich mit 3,87 Mio. Tests pro Mio. Einwohner­Innen auftrumpfen kann, Frankreich mit 1,22 Mio. und Deutschland mit nur 676.600, lag dieser Wert in den V.A.E. zuletzt bei 4,62 Mio. und in den USA bei 1,38 Mio. 

Martin Gross: „Wir wissen, dass die Stadthotellerie von Europa alleine nicht überleben kann. Wir brauchen die Amerikaner und die Araber. Wir müssen beobachten, wie sich diese Länder entwickeln.“ Als Beispiel nennt der BAR Vice Chairman Israel: „Die haben kaum mehr Fälle, dürfen aber theoretisch nicht nach Österreich“ (7-Tages-­Inzidenz bei nur 3,9, 63 % Impfquote, 1,6 Mio. Tests pro Mio. Einwohner­Innen).

Martin Gross hofft nun, dass Österreich die Empfehlung der EU Kommission annimmt und sich daran macht, die nicht bindende Empfehlung der Kommission umzusetzen. Die IATA schlägt in diesem Zusammenhang vor, dass die Liste der Non-EU-Länder, die künftig von der Reisebeschränkung ausgenommen sind, vom „Rat im Lichte der aktualisierten Kriterien alle zwei Wochen überprüft wird.“ Laut Martin Gross drängt für die EU-Mitgliedsländer, also auch für Österreich, die Zeit: „Die Entscheidung sollte bald fallen. Es geht um Planungssicherheit!“  

Empfehlung der EU-Kommission zur Lockerung der Beschränkungen für „nicht lebensnotwendige Reisen“ aus Nicht-EU-Ländern

  • Für geimpfte Personen, die in die EU reisen, sollen die Beschränkungen laut Kommissions-Vorschlag aufgehoben werden;
  • Personen, die mindestens 14 Tage vor ihrer Ankunft die letzte Impfdosis eines in der EU zugelassenen Vaccins erhalten haben, soll die Einreise in die EU gestattet werden;
  • Mitgliedstaaten, die von geimpften Personen keinen negativen PCR-Test verlangen und/oder auf die Quarantäne verzichten, sollen dies auch für geimpfte Reisende von auerhalb der EU tun;
  • Sobald der EU „Green Pass“ einsatzbereit ist, sollten die Mitgliedsländer auch Zertifikate aus Nicht-EU-Ländern akzeptieren;
  • Reisenden soll ermöglicht werden, sofern sie über einen von einem Nicht-EU-Land ausgestellten zuverlässigen Impfnachweis verfügen, die Ausstellung eines „Green Pass“ zu beantragen;
  • Kinder sollen mit ihren geimpften Eltern reisen können, wenn sie einen aktuellen negativen PCR-Test vorweisen.

Darüber hinaus soll durch Hinaufsetzen des Schwellenwertes für die 14-Tage Inzidenz von 25 auf 100 die Liste jener Länder erweitert werden, aus denen nicht-essentielle Reisen unabhängig vom Impfstatus erlaubt sind (derzeit ist dies nur für sieben Staaten der Fall). Der EU-Durchschnitt lag zum Zeitpunkt dieser Empfehlung der EU-Kommission bei über 420.

Auch eine „Notbremse“ wurde von der Kommission eingeplant: Für den Fall, dass sich die epidemiologische Situation in einem Nicht-EU-Land schnell verschlechtert und/oder dort eine besorgniserregende Covid 19-Variante festgestellt wird, sollen Mitgliedstaaten vorübergehend alle Einreisen von Nicht-EU-Bürgern aus einem solchen Land aussetzen können. 

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