ANA
AIDA Cruises

Wandlung vom Clubschiff zum kosmopolitischen Lifestyle-Produkt

Print-Ausgabe 12. Juli 2019

Ist überzeugt, dass AIDA Cruises auch in Österreich noch wachsen kann: President Felix Eichhorn

Die DNA von AIDA wurde dadurch nicht verwässert – AIDA-Chef Felix Eichhorn erklärt, wie die Reederei den Spagat zwischen kleinem Selection-Schiff und LNG-Riesen schafft

Es war einer der bislang heißesten Tage des Jahres und auch die Airline-Verspätungen des damals noch jungen Sommers erreichten erste Spitzenwerte. Felix Eichhorn, President AIDA Cruises, und sein Pressesprecher Hansjörg Kunze – seines Zeichens Olympiamedaillengewinner 1988 in Seoul (Bronze im 5.000 Meter Lauf) – mussten über eine Stunde am Flughafen Zürich im vollbesetzten Flieger ausharren, bevor der Jet seine Starterlaubnis nach Wien erhielt. Das Fachgespräch im Costa & AIDA-­Büro im Millenniums Tower begann deshalb mit deutlicher Verspätung, dafür aber im angenehm klimatisierten Besprechungsraum mit grandioser Aussicht auf die Donau.

Tolle Aussichten herrschen auch bei AIDA, deren Flotte bis 2023 um die AIDAmira (Dezember 2019) sowie zwei weitere Super-­Cruiser mit LNG (Liquefied Natural Gas)-Antrieb anwächst und dann rund 1,5 Millionen Gäste pro Jahr begrüßen wird. Wie viel von der einstigen AIDA-DNA ist bei einem derartigen Wachstum noch vorhanden? Die Antwort von Felix Eichhorn erfolgt indirekt: „AIDA hat seinerzeit eine neue Urlaubsform erfunden und das moderne Hotelkonzept auf Kreuzfahrtschiffe gebracht, als Ein-Schiff-Operation mit 35.000 Gästen. Wir haben den Zusatz ‚Clubschiff‘ weggelassen (ab Ende August 2013, Anm.d.Red.), weil er unser Wachstum beschränkt hätte.“ Heute sei AIDA „deutlich breiter aufgestellt“. Den „typischen AIDA-Gast gibt es nicht“. Der Bogen spannt sich von Familien über jüngere und ältere Paare bis hin zum Mehr-Generationen-Urlaub: „Aufgrund der vielen Möglichkeiten auf modernen Kreuzfahrtschiffen kann jeder seinen Interessen nachgehen. Beim Abendessen sind dann wieder alle beisammen.“

Nach wie vor stoße das erste AIDA-­Schiff, die AIDAcara, auf große Nachfrage, ebenso wie die etwas größeren Schwestern AIDA­vita und AIDAaura. Dieses Trio wurde vor drei Jahren als „AIDA Selection“ mit Ausrichtung auf Slow Cruising (kleinere Häfen, längere Fahrten) zusammengefasst – mit Erfolg. „Wir wollen in diesem Segment weiter wachsen“, betont Eichhorn. Durch die AIDAmira werde die Kapazität der „Selection“ um mehr als 40 Prozent zulegen. Die Entscheidung, ob AIDA mehr für große oder für kleine Schiffe stehe, erübrige sich also: „Beides funktioniert.“

So viel zur DNA. Der AIDA-Chef muss es wissen, verkörpert er sie doch wie kaum ein anderer: Seine berufliche Karriere begann bei AIDA nach dem Abitur 1999 mit einem dualen Studium der Betriebswirtschaft. Er war in verschiedensten Positionen an Bord und an Land tätig, bis er 2013 zum Senior Vice President Sales, Yield Management & Flight Operation ernannt wurde. Seit September 2015 steht er an der Spitze des Unternehmens mit fast 15.000 MitarbeiterInnen, knapp ein Zehntel davon an Land.

Die moderne Kreuzfahrt sei laut Eichhorn „eine Alternative zu anderen Urlaubsformen, eine bequeme Art, die Welt zu entdecken und das zu einem unschlagbaren Preis-Leistungsverhältnis“. Eichhorn ist deshalb überzeugt, „dass wir durch unterschiedliche Angebote auch in Österreich noch wachsen können“. Mit knapp 140.000 Kreuzfahrtgästen bei 9,6 Millionen Auslandsreisen von vier und mehr Tagen (das entspricht einem Marktanteil von nur 1,4 Prozent) „ist noch Luft nach oben“. Zum Vergleich: In der Schweiz beläuft sich der Kreuzfahrt-Marktanteil auf 1,81 Prozent, in Deutschland auf 3,28 Prozent.

Der Nachholbedarf Österreichs liege u. a. an den bislang eingeschränkteren Zubringermöglichkeiten. AIDA wird deshalb künftig mehr Adria-Abfahrten bieten und ebenso die Flug-, Bus- bzw. PKW-An­reise zu Abfahrtshäfen ausbauen.

In Österreich liegt AIDA im aktuellen Geschäftsjahr (bis 30. November 2019) „deutlich zweistellig“ im Plus; ebenso in Deutschland. Reicht bei dem Kapazitätswachstum bis 2023 um über 36 Prozent (von aktuell 13 Schiffen mit 29.300 Passagieren auf dann 16 Schiffe mit 40.000 Gästen) der deutschsprachige Quellmarkt aus, um die Flotte zu füllen? „Wenn wir das vor zehn Jahren gefragt worden wären, hätten wir es nicht für möglich gehalten“, so Felix Eichhorn. Doch es war möglich und „wir werden auch in fünf bis zehn Jahren die Mehrheit unserer Gäste aus dem deutschsprachigen Markt generieren“.

Die Bordsprache werde weiterhin „überwiegend deutsch sein, aber auch heute schon ist die Kommunikation auf Englisch möglich“, betont Eichhorn: „Wir sind deutschsprachig, aber kein deutsches Produkt. AIDA ist ein modernes kosmopolitisches Life­style-Produkt. Das Deutscheste was wir an Bord haben, ist die Brauerei.“

Zu einem „kosmopolitischen Lifestyle-Produkt“ gehört auch eine hohe Umwelt-Sensibilität. Diesbezüglich setzte AIDA Ende vorigen Jahres mit der Premiere des ersten zu 100 Prozent mit LNG betriebenen Ocean-Cruisers AIDAnova Maßstäbe. Mehr darüber und über die generelle AIDA-­Umweltbilanz in der nächsten Ausgabe der T.A.I. 

AIDA Cruises in Stichworten

AIDA Cruises wurden 1996 von der Deutschen Seereederei (DSR) mit Sitz in Rostock gegründet und revolutionierte den Kreuzfahrtmarkt mit dem Konzept eines Cluburlaubs auf Seereisen. Nach mehreren Eigentümerwechseln gehört AIDA seit Mitte der 2000er-Jahre als „German Branch of Costa Crociere S.p.A.“ zur Carnival Corporation, dem größten Kreuzfahrtkonzern der Welt.
Das erste Schiff, die heutige AIDAcara (1.339 Passagiere, 38.557 BRZ) blieb bis 2002 allein. Danach wuchs die Flotte kontinuierlich auf 13 Schiffe an, mit der im Dezember 2018 in Dienst gestellten AIDAnova (ca. 6.600 Passagiere, 183.900 BRZ) als Flaggschiff. Es ist das erste Kreuzfahrtschiff der Welt, das komplett mit LNG (Liquefied Natural Gas) betrieben wird und somit neue Dimensionen im Bereich Umweltfreundlichkeit setzt.

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