ANA
T.A.I. vor Ort auf Ibiza und Menorca

Zwischen UFO-Landeplätzen und steinernen Zeugen der Talayot Kultur

Print-Ausgbae 12. Juli 2019

So unterschiedlich die beiden Schwestern positioniert sind, verfügen sie doch über viele Gemeinsamkeiten für Gäste, die Natur, Geschichte und Kultur schätzen

Die eine gilt als Party-Insel und hat jüngst durch ein auf ihr gedrehtes Video Österreichs Innenpolitik erschüttert. Die andere wird als Ort der Ruhe und des Slow Travel geschätzt. Ibiza und Menorca, die beiden Schwestern Mallorcas, könnten unterschiedlicher nicht sein. Trotzdem haben sie einige Gemeinsamkeiten. Davon konnte sich vor kurzem T.A.I. auf Einladung des Spanischen Fremdenverkehrsamtes und Vueling überzeugen.

Der Aeroport d‘Eivissa Sant Josep von Ibiza gilt mit 8 Mio. Ankünften pro Jahr aus aller Welt als wichtigster Gateway der im Westen der Balearen gelegenen Insel, auf der es mehr gibt als bloß Partys und Nightlife. Denn „Eivissa“, wie die Insel auf Katalanisch genannt wird, hat auch für Gäste, die unberührte Natur, Geschichte und Kultur schätzen, viel zu bieten.

Einst galt Ibiza als „Pirateninsel“, denn es war viele Jahrhunderte hindurch einerseits Angriffsziel für Seeräuber – wovon die imposanten Verteidigungsanlagen von Ibiza-Stadt und viele über Eivissa verteilte Schutztürme und festungsartige Wehrkirchen auch heute noch zeugen – anderseits aber auch der Ausgangspunkt der freibeuterischen Seefahrt und Stützpunkt der Korsaren.

Heute dominiert der Tourismus: Auf Ibiza gibt es rund 550 touristische Unterkünfte, die zusammen über fast 80.000 Betten verfügen, von Hotels über Apartmentanlagen bis zum Agrotourismus. Ein gutes Beispiel für letzteres ist das Hotel Rural Can Maries im Norden der Insel. Diese Region ist optimal für LiebhaberInnen des Authentischen und der Ruhe. Größere Orte gibt es hier kaum, dafür werden im hügeligen Land auf kleinen Flächen Gemüse und Getreide angebaut und die Dörfer erinnern oft an Ortschaften aus früheren Jahrhunderten, mit wenig BewohnerInnen und einer Kirche als Mittelpunkt.

Lohnenswert ist der Abstecher ins „weiße Dorf“ Santa Gertrudis, das seit jeher bei KünstlerInnen beliebt ist. In den Lokalen werden köstliche Brötchen mit Serrano-­Schinken, Öl und Tomaten serviert, was auch Pablo Picasso sehr schätzte. Angeblich zahlte er hier Kaffee und Brötchen oft nicht in bar, sondern mit Bildern. Generell zählen wildromantische Küsten mit schroffen Felsen zu den Highlights des Nordens; Sandstrände und Bademöglichkeiten sind eher selten.

Ganz anders ist Santa Eulalia an der Ostküste: Die drittgrößte Stadt Ibizas verfügt über einen langenvon einer Promenade gesäumten Sandstrand und ist besonders bei Familien und Ruhesuchenden beliebt. Santa Eulalia gilt als gastronomisches und kulturelles Zentrum der Insel und punktet mit zahlreichen Geschäften, Boutiquen, Kunstgalerien und hochwertigen Restaurants. Ein Highlight ist der seit 1973 bestehende Hippie-­Markt „Punta Arabi“ in Es Canar, der von April bis Oktober jeden Mittwoch tausende BesucherInnen anzieht.

Wichtigstes Exportgut der Insel ist seit der Zeit der Phönizier das aus dem Meer gewonnene „weiße Gold“. Bis heute verlässt jede Woche ein großes mit Salz beladenes Frachtschiff den Hafen Richtung Skandinavien, dem größten Abnehmer von Salz aus Ibiza. Die geführte Tour durch den Naturpark Ses Salines entlang uralter Salzlagunen lässt auch die Herzen der OrnithologInnen höher schlagen.

Ibiza-Stadt – dort lebt etwa ein Drittel der Bevölkerung – gilt wegen seiner Altstadt Dalt Vila als UNESCO-­Kulturerbe. Am Sommersaison-­Auftakt wird vier Tage lang mittelalterlich getanzt, musiziert, gegessen, getrunken und gefeiert. Von der zwei Kilometer langen und teilweise bis zu 20 Meter hohen Stadtmauer eröffnet sich ein herrliches Panorama über die untere Stadt und die weitläufige Bucht mit Hafen. Die schönsten Sonnenuntergänge Ibizas können BesucherInnen vom Sa Talaia, dem höchsten Berg der Insel (475 Meter), genießen. Mythen erzählen, dass die naheliegende unbewohnte Felsinsel Es Vedra der letzte sichtbare Teil von Atlantis ist und als Landeplatz von UFOs genutzt wird.

Ganz anders als Ibiza präsentiert sich Menorca, deren Hauptstadt Mao (Mahon) von Ibiza aus via Insel-­Hopping zu erreichen ist. Überall auf Menorca finden sich Turmbauten aus Stein – Überreste der 4.000 Jahre alten weltweit einzigartigen Talayot Kultur. Bis heute wird gerätselt, warum und wie diese Steinriesen errichtet wurden. Wie auf Ibiza gaben sich über die Jahrtauende hindurch Phönizier, Griechen, Karthager, Römer und Piraten ein Stelldichein. Später war Menorca mal britisch, mal französisch und wurde 1802 schließlich endgültig spanisch.

Ausgeprägten Massentourismus gibt es auch hier nicht. Die Unterkünfte sind über die ganze Insel verteilt, darunter schicke Hotels, Herrenhäuser, Villen, Landhotels und Ferienwohnungen. 1993 wurde Menorca zum Biosphärenreservat erklärt; zwei Drittel der Landfläche sind geschütztes Gebiet. Die Insel mit ihren 100 Buchten und Stränden wird von 185 kam langen Wanderwegen durchzogen. Der historische Camí de Cavalls kann auch mit Fahrrad oder hoch zu Ross bewältigt werden; dafür eignet sich am besten die hier gezüchtete Rasse der Menorquiner. Im Norden der Insel kommen FreundInnen von Wassersportarten wie Kajakfahren, Segeln oder Windsurfen auf ihre Kosten.

Die gastronomische Vielfalt ist auf beiden Inseln unbeschreiblich. Die BewohnerInnen wissen, wie man die vorhandenen Ressourcen in vollen Zügen genießt. Seit vier Jahren haben die Balearen die „Ecotasa“, eine Steuer für nachhaltigen Tourismus. Ziel ist der Umweltschutz, die Erhaltung, Verbesserung oder „Gesundung“ der Fauna und Flora und der geschützten Ökosysteme. So wie es scheint, werden die vereinnahmten Gelder gut angelegt. 

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