ANA
AirPlus International

„Wir schaffen das Plastik ab!“ Geschäftsreise im Smartphone-Format

Print-Ausgabe 12. Juli 2019

Patrick W. Diemer, Vorsitzender der Geschäftsführung von AirPlus International

Die Digitalisierung hält Einzug in die Geschäftsreise-Branche – „Wer strategisch nicht gut aufgestellt ist, wird Probleme haben“, ist AirPlus Chef Patrick W. Diemer überzeugt

Geschäftsreisen sind ein guter Frühindikator der Wirtschaft. Derzeit kühlt sie sich ab, wie das Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) und das Institut für Höhere Studien (IHS) Ende Juni im Zuge ihrer aktuellen Prognosen für das zweite Halbjahr 2019 und 2020 betonten. Für den Geschäftsreise-­Finanzdienstleister AirPlus stellte dies keine Überraschung dar: Bereits seit dem vierten Quartal 2018 gehen dort in Österreich und Deutschland die abgerechneten Airline-Umsätze leicht zurück, wie Patrick W. Diemer, Vorsitzender der Geschäftsführung von AirPlus International, und Österreich Country Manager Hanno Kirsch, vor kurzem gegenüber T.A.I. feststellten. Kirsch: „Die Firmenkunden buchen weniger Reisen.“ Generell sei ein „leichter Rückgang bei der Anzahl der Buchungen“ festzustellen, wobei in Österreich die Flugpreise bereits seit längerem unter Druck stehen, in Deutschland erst seit kurzem. Diemer: „Wir schwimmen in der generellen Konjunktur-Welle mit.“

Hanno Kirsch verdeutlicht das an den Bestandskunden von AirPlus International in Österreich: „Wenn die Wirtschaft gut läuft, dann haben wir bei den Umsätzen der Bestandskunden ein organisches Wachstum.“ In Österreich liege der Flugumsatz hingegen aktuell knapp unter dem Vorjahr: „Die Kunden reisen weniger und der durchschnittliche Ticketumsatz ist rückläufig.“ Dies werde durch die Entwicklung der virtuellen Kreditkarte A.I.D.A. (AirPlus Integrated Data Acceptance) aufgefangen, deren Umsätze heuer in Österreich auf über 20 Mio. Euro steigen werden. Kirsch: „Derzeit liegen wir monatlich bis 90 Prozent im Plus.“ Ebenso rechnen bestehende Kunden vermehrt Bahn- und Hotelleistungen über AirPlus ab. Hanno Kirsch ist deshalb überzeugt, „dass wir unser Ergebnis auch in diesem Jahr erreichen werden“. Wachstum verbucht AirPlus in Österreich auch bei den Neukunden. „Wir akquirieren jeden Monat fünf bis zehn im Medium-Segment“, so Kirsch, der auch bezüglich der großen Kunden zuversichtlich ist: „Wir arbeiten daran, dass einige mittelfristig zu uns kommen.“

Zurück zu den Hotelbuchungen: Die wachsen weltweit bei AirPlus extrem dynamisch. Dazu beigetragen hat die intensive Kooperation mit Anbietern wie HRS oder Booking.­com. Diemer: „Wir haben gemeinsam mit HRS eine große Zahl an Kunden auf unser zentrales Company Account umgestellt. Booking hat eine ähnliche Dienstleistung entwickelt. Wir arbeiten mit beiden zusammen und sind da wie dort voll integriert.“ Wenn ein Kunde das wünscht, so wird „bei jeder Hotelbuchung automatisch eine A.I.D.A. kreiert. Für Kunden ist das sehr angenehm.“

A.I.D.A. wächst weltweit derzeit um 26 Prozent. „Es ist das fünfte Jahr in Folge mit über 25 Prozent Wachstum. Das meiste kommt von den Hotelbuchungen“, so Patrick W. Diemer. Aktuell hält A.I.D.A. bei einem Anteil von 15 Prozent aller AirPlus-Umsätze, „langfristig kann das aber 50 Prozent und mehr annehmen“, weil die Möglichkeiten von A.I.D.A. „auch außerhalb der Reisen“ eingesetzt werden: „Man kann auch Kongresse damit bezahlen, bei Amazon oder Google Adverts. Wir machen das für jeden Kunden spezifisch, wo immer er A.I.D.A. benutzen möchte.“

Am Stellenwert der zentralen Reisestellenkarte (UATP – Universal Air Travel Plan) ändert dies nichts. „Auch wenn eine Airline direkt und nicht über GDS gebucht wird, ist die UATP-Card bei allen großen IATA- und Low Cost Carriern akzeptiertes Zahlungsmittel“, so Patrick W. Diemer. Der über Reisebüros abgewickelte BSP (Billing and Settlement Plan)-Umsatz werde zwar geringer, während die Direktumsätze bei den Airlines steigen, „aber alles ist UATP-Umsatz.“ Dies hänge nicht zuletzt damit zusammen, dass auch bei Direktbuchungen über AirPlus abgerechnete Transaktionen „in vielen Fällen auf der Website mit internen Zusatzinfos erfasst werden und Kostenstelle oder Dienststelle integriert sind. Das können andere Kreditkarten nicht.“ Generell werde die Digitalisierung das Travelmanagement extrem verändern. „Alle manuellen Prozesse, vom Buchen übers Umbuchen etc. werden ins Smartphone wandern“, ist Patrick W. Diemer überzeugt. „Das ist die Zukunft der Branche.“ Es werde aber „immer Dienstleister geben, die das von A bis Z ihren Kunden anbieten.“

Fest steht, dass „immer weniger Firmen eigene Travelmanager haben und dort, wo es sie gibt, die Teams kleiner werden“. Ebenso ändert sich die Dienstleistungskette in den großen Reisebüros: „Die Integration der gesamten Geschäftsreise steht von CWT bis SAP und Amadeus ganz oben auf der Agenda. Die Digitalisierung hält voll Einzug in unsere Branche. Wer da strategisch nicht gut aufgestellt ist, wird Probleme haben.“

Welches sind diesbezüglich die nächsten Schritte bei AirPlus? „Wir werden das Plastik abschaffen. Das Schlagwort heißt ‚invisible payment‘“, sagt Patrick W. Diemer mit Blick auf China, einem der großen Wachstumsmärkte von AirPlus. „Wir führen für unsere chinesischen Kunden Gespräche mit großen Anbietern über ein großes Projekt.“ Um welche Dimensionen es sich da handelt, verdeutlicht Diemer wie folgt: „China hat gegenwärtig die digitalste Gesellschaft der Welt. Für Nicht-ChinesInnen sind die dort über Smartphones und Apps gebotenen Möglichkeiten wie eine Tulpe. Für ChinesInnen sind sie ein ganzer Blumenstrauß.“ 

AirPlus in Stichworten

AirPlus wurde Ende der 1980er-Jahre auf Initiative der Airline-Branche gegründet, in Österreich die AirPlus Air Travel Card Vertriebsgesellschaft sowie in Deutschland die Lufthansa AirPlus Servicekarten GmbH. Diese war seit 2000 an AirPlus Österreich beteiligt und hat sie im Mai 2018 zu 100 Prozent übernommen. AirPlus mit Sitz in Neu-Isenburg ist heute einer der weltführenden Finanzdienstleister im Bereich Geschäftsreisen, verfügt über Lizenzen von UATP (Universal Air Travel Plan), Visa und Mastercard, 50.000 Firmenkunden in 60 Ländern, einen weltweiten Abrechnungsumsatz von 16,4 Mrd. Euro und ein abgewickeltes Volumen von 150 Millionen Transaktionen.

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