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Geschäftsreisen

Kranich raus, Wallenberg rein! AirPlus-Deal schafft tolle Synergien

Print-Ausgabe 14. Juli 2023

Die AirPlus-Geschäftsführer Oliver Wagner (l.) und Andreas Hagenbring blicken voller Optimismus in die Unternehmenszukunft

Die SEB Group dominiert den skandinavischen Raum, AirPlus den Rest Europas – und bleibt auch nach dem Verkauf UATP-Mitglied, als dessen erfolgreichstes Abrechnungskonto es gilt

Auf ihrem Weg zum reinen Airlines-Konzern und sich dabei von ihren Nebengeschäften zu trennen, – CEO Carsten Spohr hatte dieses Vorhaben im Frühjahr 2021 angekündigt –, machte Lufthansa Ende Juni mit dem Geschäftsreise-Dienstleister AirPlus ernst. Der weltweit tätige Anbieter von Corporate Payment-Lösungen (rund 49.000 Firmenkunden in über 56 Ländern, über 1.100 Mitarbeiter:innen) wurde um rund 450 Mio. Euro an die SEB Kort Bank (Skandinaviska Enskilda Banken) verkauft. Der in Stockholm ansässige Finanzdienstleistungskonzern SEB wird u.a. der Familie Wallenberg über deren Hauptholding, Investor AB (Marktkapitalisierung ca. 60 Mrd. US­Dollar), zugerechnet. SEB Kort wird durch die Übernahme zu einem der führenden Akteure in Europa im Bereich der Firmenkarten.

Der nunmehr erzielte Veräußerungserlös ist deutlich weniger, als die von Lufthansa noch Anfang 2021 erwarteten 1 Mrd. Euro. Die Pläne wurden deshalb zunächst auf Eis gelegt, doch die Erholung des Geschäftsreisebereiches (der vor der Pandemie rund 16,5 Mrd. Euro AirPlus-Umsatz brach 2020 auf 4,8 Mrd. Euro ein) erfolgte nur schleppend. Doch das 2022 einsetzende Comeback setzt sich – begleitet von interessanten Trends – auch 2023 weiter fort. So wurde laut AirPlus im Vorjahr deutlich mehr Business Class gebucht (deren Anteil erreichte 2022 bereits 13,6 %, nach 9,3 % vor der Pandemie), ebenso wurden die Businesstrips mit durchschnittlich 6,1 Tagen Dauer länger (2019 waren es 5,0 Tage). Eintägige Kurztrips, die 2019 noch 16,4 % aller Geschäftsreisen ausmachten, gingen 2022 auf 6,8 % zurück. Zu guter Letzt wurden die Tickets auch teurer. Die Gesamteinnahmen von AirPlus (nicht zu verwechseln mit dem abgerechneten Umsatz) beliefen sich laut Auskunft der SEB Bank im Jahr 2022 auf rund 231 Mio. Euro (vor der Pandemie waren es 300 Mio. Euro).

Die nunmehrige Transaktion umfasst neben der Lufthansa AirPlus Servicekarten GmbH in Neu-Isenburg sämtliche internationale Tochtergesellschaften und Niederlassungen von AirPlus, also auch jener in Österreich. Dies deckt sich mit den SEB-Plänen, vor allem im Firmenkundengeschäft in der DACH-Region (Deutschland, Österreich und Schweiz) stärker Fuß zu fassen, wie SEB Group-Präsident und CEO Johan Torgeby betont: „Wir verfolgen AirPlus seit vielen Jahren und sehen in der Übernahme eine überzeugende strategische Ergänzung.“

Laut SEB Kort, – sie gilt als führender Anbieter von Zahlungslösungen für Unternehmen in den nordischen Ländern, wie z. B. Firmenkarten, Firmenkonten sowie Co-Branding und ist eine 100%ige Tochtergesellschaft der SEB Group –, wird ein Großteil des AirPlus-Umsatzes in der DACH-Region und in Europa erzielt (AirPlus-Kernmärkte sind neben den DACH-Ländern auch Belgien, die Niederlande, Frankreich, Italien und Großbritannien). SEB Kort betreut derzeit etwa 50 % der im Börsenindex OMX Nordic 40 gelisteten Unternehmen, AirPlus hält in etwa beim gleichen Anteil an Unternehmen von Euro Stoxx 50.

Ebenso rechnet SEB Kort damit, durch die AirPlus-Übernahme einen technologischen Sprung zu machen: „Wir beabsichtigen, die Technologieplattform von AirPlus für unsere Firmenkartenkonten zu übernehmen und zu nutzen“, betonte Jonas Söderberg, Leiter des Geschäftsbereichs Corporate & Retail. „Dies ist einer unserer Hauptgründe für die Übernahme.“ So hatte AirPlus in den vergangenen Jahren eine umfassende IT-Transformation gestartet und verfügt dadurch heute über eine state-of-the-art Infrastruktur.

Wichtig ist, dass AirPlus auch nach dem Verkauf Mitglied des globalen Zahlungsnetzwerks UATP (Universal Air Travel Plan) bzw. deren zentraler Reisestellenkarte UATP-Card bleibt. Dem AirPlus-CEO Oliver Wagner zufolge gilt der „AirPlus Company Account als das erfolgreichste Abrechnungskonto innerhalb des UATP.“ Ebenso freut sich Wagner, „den erfolgreichen Weg mit einem neuen Eigentümer fortzusetzen.“

Dem pflichtet auch SEB Group-Chef Torgeby bei: „Indem wir unsere Kräfte bündeln, werden SEB Kort und AirPlus für den Corporate-Payment-Markt der Zukunft gut aufgestellt sein und von komplementären Stärken, Synergien und Größenvorteilen profitieren.“ Wobei sich SEB Kort-CEO Mads Krumhardt Enggren durchaus der Tatsache bewusst ist, dass „der Markt für Corporate Cards und Payments einen rasanten Wandel durchläuft.“ Zusammen verfügen aber „SEB Kort und AirPlus über die notwendige Expertise, Größe und Diversifizierung sowie eine moderne technologische Infrastruktur, um die weitere Entwicklung eines sicheren digitalen Zahlungsmarktes in ganz Europa voranzutreiben.“ Es heißt aber, sich in Geduld zu üben. Denn der Abschluss der Transaktion wird erst für das erste Halbjahr 2024 erwartet.

Interessant sind ergänzend dazu folgende weiterführende Berichte:
AirPlus International

Geschäftsreisen im Aufwind, aber „Corporate Payments“ im Umbruch

16. Dezember 2022 | Business Travel

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