Standpunkt

Weißes Band, graugrüne Wiese

Print-Ausgabe 2. November 2018

Aberglaube bezeichnet die 13 gemeinhin als Unglückszahl. Ob‘s tatsächlich so ist oder nicht, sei dahin gestellt. Fakt ist, dass der frühe Saisonstart der Bergbahnen Kitzbühel im Vorjahr auf den 14. Oktober gefallen ist. Heuer war es der 13., also einen Tag früher. Vor einem Jahr nahm niemand daran Anstoß. Im Gegenteil: Rennclubs und Ski-Nachwuchs freuten sich über die hervorragenden Trainingsmöglichkeiten abseits der Gletscherskigebiete.

Das tun sie auch heuer. Nur dass diesmal rund um den frühen Saisonstart am 13. auch einige Kritiker zur Stelle waren. Allen voran der Tiroler Tourismussprecher der Grünen und Hotelier Georg Kaltschmid. Er sprach von einem „massiven Imageschaden“ für den Tiroler Tourismus und er habe für den frühen Saisonstart „Null Verständnis“. „Kunstschneisen mitten in der Spätsommerlandschaft – so was darf es eigentlich nicht geben.“ Es müsse „eine Begrenzung der Wintersaison geben“ und wenn „sich die Betreiber nicht selbst dazu verpflichten, müsse ein anderer Weg gefunden werden“.

Zugegeben: Weiße Scheezungen auf graugrünen Almen muten eher kurios an als einladend. Im Vorjahreswinter gab es dank reger Schneefälle und kühler Temperaturen nur wenige davon. Doch das wird – davon müssen wir ausgehen – wohl eher Ausnahme gewesen sein.

Ebenso wie es zur Regel geworden ist, dass sich ausgiebige Schneefälle im Frühjahr, also im späten April und frühen Mai, mehren. Dann haben die Bergbahnen aber längst ihren Betrieb eingestellt. Mit Ausnahme von KitzSki übrigens, das seine Anlagen bis Anfang Mai offen hält.

Georg Kaltschmid führt den frühen Saisonstart auf Profit-Gier zurück. Er irrt. Es ist die Nachfrage, die nach diesem Angebot verlangt. Und die ist zweifelsohne vorhanden. Ebenso, wie sie im Frühjahr deutlich abflacht. Der Ski-affine Gast scharrt im Herbst mit seinen Schuhen, um endlich über die Pisten zu schwingen. Im Frühjahr packt er bestenfalls die Badehose aus. Mit Schnee, selbst bei prächtigsten Verhältnissen, hat er dann wenig am Hut. Die ebenso zahlreichen wie wirkungsarmen Sonnenskilauf-Aktionen können ein Lied davon singen.

Als Tourismussprecher und Hotelier sollte Georg Kaltschmid diese Gästegewohnheiten kennen. Nicht umsonst wird in seiner Heimatgemeinde, am Walchsee, seit mehreren Jahren in der Vorsaison eine 1,7 km lange Langlaufloipe angelegt, als weißes Band auf graugrüner Wiese; nicht mittels Schneedepot aus Altschnee übrigens, sondern durch neuerzeugten Kunstschnee.

Kritik darüber war von ihm bislang keine wahrzunehmen. Vielleicht, weil die Loipeneröffnung bisher nicht an einem 13. erfolgte, mutmaßt angesichts der in diesem Fall offensichtlich mit zweierlei Maß gemessenen weißen Schneebänder auf graugrünen Wiesen der

Lupo

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