Standpunkt

Kein Sommermärchen

Print-Ausgabe 9. September 2016

Wenn die Zahlen der Sommer-Übernachtungen in einem Tourismusverband um 17,69 Prozent nach oben klettern, ist das bemerkenswert. Wenn sie das ein Jahr danach neuerlich tun, und zwar in einem noch stärkeren Ausmaß von 20,6 Prozent, kann dies als sensationell bezeichnet werden.

St. Anton am Arlberg ist diese Meisterleistung gelungen. Die hohe Steigerungsrate des Sommers 2015 wurde heuer zur Halbzeit (Mai bis Juli) nochmals übertroffen, und zwar deutlich. Mag sein, dass bis Ende Oktober das Plus noch etwas zurückgeht. Viel interessanter aber ist, welche Faktoren hinter dieser Dynamik stecken. Zusätzliche Hotelkapazitäten sind es nicht (außer, dass mehr Häuser als bisher auch im Sommer geöffnet haben); ebenso wenig sind Mega-Events für den Nächtigungsschub verantwortlich. Was also dann?

Die Antwort (mehr unter: "20 Prozent Nächtigungs-Plus! Winter-König als Sommer-Meister") ist einfach:

  1. die Verantwortlichen haben den Grundsatzentschluss gefasst, mehr für den Sommer zu tun und zwar erheblich mehr.
  2. Um dies zu finanzieren, wurde in einem ersten Schritt die Ortstaxe erhöht und zwar kräftig.
  3. Es wurde eine neue Sommerkarte kreiert und es wurden dazu, – als eine der entscheidenden Maßnahmen –, …
  4. … die Bergbahnen mit ins Boot geholt.
  5. Die Umstellung der geführten Mountainbike-Touren ausnahmslos auf E-Bikes erwies sich als absoluter Hit.
  6. Die restlichen Mittel wurden und werden intensiv in den Ausbau der Sommer-Infrastruktur investiert.
  7. Zahlreiche Hotelbetriebe erklärten sich bereit, auch im Sommer offen zu halten, …
  8. … und die Hotellerie begann damit, bereits im Winter für den Sommer in St. Anton zu werben.

Es ist also ein Bündel an Maßnahmen, bei dem – und das ist der entscheidende Punkt – alle an einem Strang ziehen.

Zugegeben: im Sommer war und ist St. Anton im Vergleich mit den übrigen Tiroler Tourismusverbänden derzeit noch alles andere als ein Nächtigungsriese. Da können andere Regionen mehr in die Waagschale werfen. Die hohen prozentuellen Steigerungsraten sind also von dieser Warte her zu relativieren. Wobei nicht unerwähnt bleiben darf, dass der diesjährige Sommer-Zuwachs von St. Anton in absoluten Zahlen immerhin das neuntstärkste Plus unter allen 34 TVBs im Herz der Alpen markiert.

Wirklich bemerkenswert an der St. Antoner Erfolgs-Story ist aber ein anderer Aspekt: sie beweist, wie durch ein geschicktes gesetztes Maßnahmen-Bündel viel brachliegendes Potential gehoben werden kann, und zwar nicht von oben diktiert, sondern ausgehend von der touristischen Basis, von beherzten Betrieben und engagierten Tourismus-Managern.

Die extrem starke Entwicklung von St. Anton ist damit alles andere als ein Sommermärchen. Sie ist vielmehr das konkrete Ergebnis solider, strategischer Aufbauarbeit. Und ein Ansporn für all jene Regionen Österreichs, die ähnliches vorhaben, zieht seinen Hut vor dieser eindrucksvollen Leistung der

Lupo

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