ANA
Standpunkt

High Noon zum Geburtstag

Print-Ausgabe 6. April 2018

Es hätte ein schöneres Jubiläumsgeschenk für Austrian Airlines zu ihrem 60sten geben können, als ausgerechnet den kurz zuvor bekannt gegebenen Einstieg von Ryanair bei Laudamotion. Aus dem vermeintlichen Jausengegner ist ein Hardcore-Herausforderer geworden, der auch der Konzernschwester Eurowings das Leben alles andere als leicht, um nicht zu sagen zur Hölle machen wird und der Konzernmutter die Schweißperlen auf die Stirne treibt.

Rückblende. Wir schreiben das Jahr 2011. FlyNiki hatte gemeinsam mit Konzernmutter Airberlin zum Kampf um das Austrian Airlines-Drehkreuz Wien aufgerüstet. Binnen drei Jahren war die NIKI-Flotte von acht auf 21 Flugzeuge angewachsen, nahezu alle davon in Wien stationiert. Gleichzeitig wurde damit begonnen, das Streckennetz der AUA zu doppeln: die 21 Top-Strecken von NIKI waren auch die 21 besten Austrian-Routen. Parallel dazu hatte Airberlin Kapazitäten von Nürnberg nach Wien verlegt und die Flugzeiten so gestaltet, dass optimale Anschlussverbindungen bestanden.

Der damalige Austrian Airlines-Chef Andreas Bierwirth – er ist heute CEO von T-Mobile Austria und Independent Non-Executive Director im Board von easyJet – verglich die damalige Situation am Hub Wien mit einer „Blase, die ans Zerbersten kommt.“ Es werde eine Auseinandersetzung „auf Biegen und Brechen“; das Angebot in Wien sei größer, als das Marktvolumen. Und: „Es gibt keinen anderen Hub, auf dem zwei Airlines mit ihren Drehkreuzen bestehen.“
Wie der damals angekündigte „Endkampf mit Niki“ ausging, ist bekannt. Er dauerte zwar etwas länger, als die vorhergesagten „nächsten eineinhalb Jahre“, aber letztendlich hatte die Kombination Airberlin/NIKI gegen die Lufthansa Group keine Chance.

Und jetzt? Diesmal sind’s nicht nur zwei Airlines, die am Hub Wien mit ihren Drehkreuzen bestehen wollen, sondern gleich vier: neben den Kranich-Töchtern Austrian und Eurowings Europe auch Wizz Air und Laudamotion. Ob sich die IAG mit Vueling dazugesellt, wird sich weisen. Angesichts des Ryanair-Engagements wohl eher nicht.

Der irische Low Coster ist ein anderes Kaliber, als der seinerzeitige Hybrid-Carrier aus Berlin. Ryanair, das ist Finanz-Power pur: sie hatte – vom Umsatz her „nur“ Nummer 24 – im letzten Geschäftsjahr den achthöchsten Nettogewinn aller Airlines der Welt, die mit Abstand beste Umsatzrendite sowie die vierthöchsten liquiden Mittel, in absoluten Zahlen versteht sich.

Die Pläne mit Laudamotion sind deutlich höher angesetzt, als die 21 Jets, mit denen es heuer im Juni richtig losgeht. 30 bis 40 Flugzeuge sollen es in den nächsten drei, vier Jahren werden, mit vorerst neun Basen in der DACH-Region, den Heimatmärkten der Lufthansa Group. Für die wird es hart, wie der Vergleich auf Seite 8 dieser T.A.I. zeigt, für Austrian Airlines noch um einiges härter, bedauert keine bessere Analyse zu deren 60er liefern zu können der

Lupo

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