ANA
Standpunkt

Branche ohne Radar

Print-Ausgabe 5. Oktober 2018

Was wurde aus…? Eine beliebte Frage, vor allem wenn’s um Promis & Co geht. In wirtschaftlichen Belangen ist es manchmal eine unangenehme. Beispiel gefällig?

Auf der Frühjahrstagung des ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) wurden die ersten Ergebnisse jener Initiative angekündigt, die den in diesem Lande tätigen Reiseveranstaltern erstmals einen Überblick über die aktuelle Branchenentwicklung liefern sollen.

In Deutschland gibt’s bereits seit längerem ein derartiges Branchen-Radar, initiiert vom Ausschuss Statistik und Marktforschung des DRV (Deutscher ReiseVerband). Alle drei Monate wird es aktualisiert. Nicht für die Öffentlichkeit, sondern rein branchenintern. Veranstalter, die daran mitwirken, erhalten jeweils ihre eigenen Daten, die in Relation zum Gesamtmarkt und – anonymisiert – zum Mitbewerb gesetzt werden.

So weit, so gut. Zum Zeitpunkt der ÖRV Frühjahrstagung lagen die Daten für das erste Quartal 2018 bereits bei der mit der Aufarbeitung beauftragten Wirtschaftsprüfung Price­Waterhouse­Coopers (PwC). Dort liegen sie immer noch.

Der Grund: Sie sind für den Vergleich unbrauchbar. Das hat unterschiedliche Ursachen. Vor allem jene, dass von den Akteuren kein gemeinsamer Nenner gefunden werden konnte, worauf sich die zur Verfügung gestellten Daten und deren Veränderungen beziehen sollen. Auf das Geschäftsjahr? Auf das Touristikjahr? Auf das Kalenderjahr?
Uneinigkeit herrscht auch darüber, was als Fernreise gewertet wird und was nicht: Bei den einen fängt das im Nahen Osten an, bei anderen erst in der Golfregion, bei dritten gar erst in Übersee.
Damit nicht genug: Die Meinungen gehen auch auseinander, ob nur die Buchungen zählen oder die Abflüge. Oder nur Buchungen für die laufende Saison oder auch solche darüber hinaus?

Und wie sieht es mit Veranstaltern aus, die neu dazu stoßen? Wie lange soll man gebunden sein, wenn man an dem Branchen-Radar mitwirkt?

Es geht also – um’s auf den Punkt zu bringen – um die Spielregeln. Solange der eine Pokern will, der andere Tarockieren und der dritte Schnapsen, wird’s nicht funktionieren. Das ist schade. Und das Kopfschütteln so manchen Mitglieds des Veranstalter-Ausschusses verständlich.
Letztendlich ist der ÖRV gefordert. Er ist jene Institution, in deren Namen bzw. unter deren Fittichen dieses Branchen-­Radar zum Funktionieren gebracht werden soll.

Zugegeben: Einfach ist das Unterfangen nicht. Aber mit entsprechendem Nachdruck durchaus zu meistern. Gelingt dies nicht, stellt sich die Frage, als welcher Akteur sich der ÖRV in Zukunft sehen will. Als Geselligkeitsverein, der sich dann und wann zu Themen wie Preispolitik der LH zu Wort meldet, oder als effizienter Branchenverband, der tatsächlich etwas bewegen kann, erlaubt sich festzustellen der

Lupo

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