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Sie erwiesen sich mit ihrem Hotel „Das Schäfer“, in Fontanella im Herzen Vorarlbergs gelegen, als großartige Gastgeber: Rainer und Christine Schäfer. Vor rund 30 Jahren begannen sie mit einem kleinen Hotel, vor sechs Jahren erfolgte die große Expansion. Ende voriger Woche mussten sie den Gang zum Insolvenzrichter antreten. Die Chancen stehen gut, dass der Leitbetrieb des Ortes nach Ende des dritten Lockdowns weitergeführt werden kann.
Die Vorgeschichte
Bis 2015 war „Das Schäfer“ ein kleines Zweisaison-Hotel mit 22 Betten. Dann wagten sich Rainer und Christine Schäfer an eine große Expansion. Durch den zuvor erfolgten Zukauf des benachbarten Hotels „Post“ und einen großangelegten Umbau entstand ein 4-Sterne superior Hotel mit 80 Betten (zuvor 22), 1.600 m² Wellness-Spa sowie 24 Bergappartements (42 bis 78 m²).
Kostenpunkt: 4,5 Mio. Euro für das Hotel und 5,5 Mio. Euro für die Appartements, die durch den Verkauf (Preise von 190.000 bis 370.000 Euro; Haupt-, Zweitwohnsitz oder als Kapitalanlage zur ganzjährigen Vermietung) finanziert werden sollten.
Seither trat „Das Schäfer“ als Ganzjahresbetrieb auf, mit speziellen Kulturangeboten in den Zwischensaisonen sowie durch den „Biosphärenpark Großes Walsertal“ mit Fokus auf „Naturgenuss und Erholung“. Die Zahl der MitarbeiterInnen wuchs von 5 auf 20.
Anlaufphase länger als geplant
Die ambitionierten Pläne gingen leider nicht auf. Zwar gab es durchwegs Spitzenbewertungen der Gäste (5,0 und damit „ausgezeichnet“ bei Tripadvisor, 5,9 von 6 bei Holidaycheck samt 100% Weiterempfehlung und „Special Award 2021“), aber wirtschaftlich sah es triste aus. Laut Bilanz 2018/2019 (kleiner Jahresüberschuss) hatten sich die Verluste bis dahin auf 1,738 Mio. Euro summiert, das Eigenkapital war mit 1,635 Mio. Euro negativ (Bilanzsumme 6,987 Mio. Euro).
Die von einem Sachverständigen erstellte Prognose kam zum Ergebnis, dass der Fortbestand gesichert ist, sofern die mit Lieferanten vereinbarten Zahlungsvereinbarungen eingehalten werden. Mit der Hausbank wurden Tilgungs- und Zinsfreistellungen bzw. Zinsreduktionen vereinbart. Ebenso wurden Sparmaßnahmen beschlossen. Damit sowie durch Überwindung der länger als geplant dauernden Anlaufphase und dank erhaltener Zuschüsse sollte es aufwärts gehen.
Zwangsschließungen brachen das Genick
Dann kam Corona, der erste Lockdown, eine schwierige Sommersaison (der Ort Fontanella verbuchte -29,2% bei den Ankünften und -20,9% bei den Nächtigungen) und nunmehr der sich abzeichnende komplette Ausfall der Wintersaison 2020/2021.
„Das Abgleiten in die nunmehrige Insolvenz wird auf den durch Covid-19 bedingten Umsatzeinbruch zurückgeführt. Die mit dem 2. und 3. Lockdown verbundenen Zwangsschließungen konnte die Schuldnerin finanziell nicht mehr überbrücken“, heißt es dazu vom AKV (Alpenländischer Kreditorenverband). Gemäß der vorliegenden Unterlagen sind rund 75 Gläubiger mit Gesamtforderungen von 8,9 Mio. Euro betroffen.
Hoffnung auf Neustart
Von Rainer und Christine Schäfer wird eine Unternehmensfortführung angestrebt. Laut AKV soll der operative Betrieb „nach Aufhebung der Covid-19-Maßnahmen schrittweise hochgefahren werden.“ Die Fortführungsprognose ist jedenfalls positiv und mit Jonas, Adam und Conrad stehen auch schon die Jungs der nächsten Schäfer-Generation mehr und mehr in den Startlöchern. T.A.I. wird berichten.
Erstellt am: 27. Jänner 2021
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