Slow Food Villages

Sieben Dörfer sind der Anfang „Schnecke“ läuft zur Höchstform auf

Print-Ausgabe 15. November 2019

Slow Food-Gründer Carlo Petrini und Kärnten Werbung-Geschäftsführer Christian Kresse
Bild: © Nicolas Zangerle

Nach Etablierung der ersten „Slow Food Travel Destinations“ hat Kärnten nun ein
Handbuch zur Entwicklung von „Slow Food Villages“ erstellt – sieben Orte sind Vorreiter

Am kommenden Mittwoch, den 20. November 2019, wird in Kärnten das nächste Kapitel im Bereich Slow Food aufgeschlagen. Als Initiator der weltweit ersten „Slow Food Travel Destination“ wurde die Kärnten Werbung vor einem Jahr von Slow Food International (wiederzuerkennen an der roten Schnecke im Logo) mit dem Projekt beauftragt, ein Muster­buch zur Entwicklung eines Slow Food-­Dorfes zu entwickeln. Jetzt ist nicht nur dieses Handbuch fertig, sondern es werden auch die ersten sieben „Slow Food Villages“ präsentiert.

Bei Slow Food geht es im engeren Sinne um verantwortungsvolle Esskultur. „Das Thema regionale und saisonale Küche zu fairen Preisen scheint angekommen zu sein. Es wird immer mehr zum globalen Thema“, betont der Geschäftsführer der Kärnten Werbung Christian Kresse im Gespräch mit T.A.I. Kärnten war dabei Vorreiter. „Slow Food ist kein Marketing-Gag“, so Kresse, „wir sind viel weiter in die Tiefe gegangen – vom rein touristischen zum gesamten Entwicklungsprojekt.“

Erster Schritt war vor bald vier Jahren die Etablierung der ersten „Slow Food Travel Destination“ (Lesachtal, Gailtal und Kötschach Mauthen, gefolgt von St. Veit). Diese Spezialisierung wirkt mittlerweile auch wirtschaftlich befruchtend: „Es haben sich nachweisbar Unternehmen gefunden, die davon leben“, so Kresse. Nicht nur das: „Auch junge Generationen kehren in die Täler zurück und sehen berufliche Perspektiven.“ Auch die Tourismusschulen sind längst auf das Thema aufgesprungen und stellen, ebenso wie einige Kindergärten, auf Slow Food um.

Jetzt folgt mit dem Handbuch zur Entwicklung von „Slow Food Villages“ der nächste wichtige Schritt. Im Mittelpunkt stand laut Christian Kresse die Überlegung, „wie wir regionale und saisonale Versorgung zu fairen Preisen gedanklich in Orten so verankern können, dass sich die örtlichen Produzenten und Händler mit einbringen“.

Die Erstellung des „Slow Food Villages“-Handbuches hat rund ein Jahr Arbeit in Anspruch genommen. „Es haben die unterschiedlichsten Träger mitgewirkt. Jeder ist anders an das Thema herangegangen, denn jeder musste ja seinen eigenen Weg gehen“, erklärt Kresse. In erster Linie gehe es nicht um die 100-prozentige Versorgung mit regionalen Produkten, sondern „um die Einstellung zu gesundem Essen“.

Anhand der sieben „Slow Food Villages“ und ihrer unterschiedlichen Zugänge kann nun jeder interessierte Ort entscheiden, wie er sich selbst zum Slow Food-Dorf entwickelt. Kresse: „Es geht nicht darum, wer der erste ist, sondern darum, anhand der Erfahrung der anderen die Versorgung im eigenen Ort umzusetzen.“

Mittlerweile hat die Initiative eine derartige Eigendynamik entwickelt, dass die Kärntner Landesregierung Ende Oktober laut ORF beschlossen hat, in allen öffentlichen Institutionen nur noch auf regionale und saisonale Produkte zurückzugreifen. Kresse: „Wichtig ist das Achten auf den Ursprung, nicht mehr nur der Billigstpreis.“

Diese Ideen und deren Umsetzungsmöglichkeiten enden jedoch nicht an den Kärntner Landes­grenzen. Christian Kresse: „Es ist eine wirklich glaubwürdige Entwicklung, die auch zu Österreich passt. Wir heften das Thema nicht alleine auf unsere Fahne, sondern erkennen die Chance als Rollout für das ganze Land.“ Nicht zuletzt durch das Handbuch besteht nun für alle interessierten Orte die Möglichkeit, den Status eines „Slow Food Villages“ zu erarbeiten.

Auch eine globale Dimension ist gegeben. „China hat die Frage der regionalen und saisonalen Versorgung in sein Regierungsprogramm aufgenommen“, berichtet Christian Kresse, der es für durchaus realistisch hält, dass weltweit „am Anfang 1.000 Dörfer nach dem ‚Slow Food Villages’-Handbuch“ umgesetzt werden. 

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