Russland-Incoming

Reisewünsche und Visa-Realität. Ein Markt, zwei ungelöste Themen

Print-Ausgabe 28. Juni 2019

Hofft, dass der Austausch in Form des „Russlandgipfels“ Früchte trägt: Florian Phleps von der Tirol Werbung
Bild: © Tirol Werbung

Beim 1. Tiroler „Russlandgipfel“ wurden selbst heikle Themen nicht ausgespart – dazu gehört Österreichs Winterlastigkeit und restriktive Visa-Vergabe

Selbst wenn es heuer nicht so gut läuft (über 9 % Minus Jänner bis März), hat sich das Russland-Incoming in Österreich in den zurückliegenden zwei Jahren deutlich erholt (+ 23,6 % auf 1,2 Mio. Nächtigungen), wobei auf Tirol rund ein Drittel des Volumens fällt. Dementsprechend groß war das Interesse am ersten „Russlandgipfel“, zu dem Mitte Juni die Tirol Werbung ins Alpenresort Schwarz lud. Über 70 TeilnehmerInnen waren angereist, Ziel war es, den Grundstein für einen neuerlichen Aufschwung russischer Gäste zu legen und über den Dialog das Geschäft ankurbeln.

Die wichtigsten Statements: Laut ÖW (Österreich Werbung) Russland-Manager Gerald Böhm wird der russische Gast umwelt- und gesundheitsbewusster. Das Buchungs- und Kommunikationsverhalten wird noch digitaler, Social-Media gewinnt massiv an Bedeutung. Urlaubsmotive im Sommer wie im Winter sind heute gutes Essen, Wein, SPA-Zentren, Gesundheit und genussorientierte alternative Aktivitäten.

Khasan Timizhev, Geschäftsführer des Northern Caucasus Resorts (fünf Ganzjahres-Resorts, sieben in der Planungs- und Realisierungsphase, davon eines am Meer), hob den hohen Imagefaktor hervor, den Österreich und Tirol in Russland als Winterdestination genießen, gab aber zu bedenken, dass zwei Drittel der russischen Urlaubsreisen im Sommer stattfinden. In Österreich dominiere aktuell noch der Wintergast (67 % aller Nächtigungen). Bislang sind nur 3 Prozent der Russen Skifahrer oder Snowboarder. Timizhev regte deshalb Zusammenarbeitsmodelle und Patenschaften zwischen russischen Skigebieten und alpinen Top-Destinationen an.

Problematisch ist die restriktive Visa-Vergabe, eine Thematik, die laut Maxim Pristavko, Geschäftsführer des Österreich-Spezialisten Jet Travel, „sehr entscheidend für die Reiseentscheidung“ sei. Österreich rutscht dadurch bei den Urlaubsentscheidungen „in die hinteren Ränge ab.“ Die Wahrscheinlichkeit für langfristige Schengen-Visa ist laut Pristavko in anderen Ländern deutlich positiver: in Italien liegt sie bei 98 Prozent, in Andorra/Spanien bei 92 Prozent. Russische Reiseveranstalter und Reisebüros bieten deshalb verstärkt Italien oder Andorra an. 

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