ANA
Reiseprognosen 2018

Österreich kein Krisengewinner! „Zuwächse durch Leistung erarbeitet“

Print-Ausgabe 23. März 2018

Bemerkenswerte Analyse vom Chef der Deutschen Reiseanalyse (RA) Martin Lohmann – um weiter Erfolg zu haben, muss Österreich aber hart an seiner Marktpräsenz arbeiten.

Die auf der ITB Berlin Anfang März 2018 veröffentlichten Reiseprognosen mehrerer Institute – vom ADAC-Reisemonitor über den IPK „World Travel Monitor“ bis hin zur Deutschen Reiseanalyse – weisen für Österreichs Tourismus 2018 abermals ein rosiges Bild aus. Fred Fettner, Chefredakteur des Tourismus Wissen quarterly (TWq), hat die wichtigsten Trend herausgefiltert. Einer davon lautet, dass bei den Reisenden Rückgänge bezüglich Terrorangst sowie politischen Vorbehalten festzustellen sind, ein anderer, dass die Europäer ihr Urlaubsglück zunehmend auch in größerer Entfernung suchen.

So wurden auch Österreichs jüngste Nächtigungsrekorde (2017 plus 2,6 Prozent, Ausländerankünfte plus 4,8 Prozent, aktuelle Winternächtigungen plus 5,9 Prozent) von den Tourismusforschern relativiert. Der Welttourismus legte im Vorjahr mit 6,5 Prozent deutlich stärker zu.

Erstmals seit Ewigkeiten war dabei Europa Nabel der Reisewelt: die Zahl internationaler Ankünfte lag im „alten Kontinent“ um 8 Prozent höher als 2016. In diesem Ausmaß machten Europäer mehr Auslandsreisen innerhalb Europas, ebenso asiatische Touristen.

Nordamerika hingegen verzeichnete aus beiden Märkten keine Zuwächse mehr. „Noch dramatischer fällt der so genannte Trump-Effekt bei Reisen aus Lateinamerika in die USA auf“, benannte Rolf Freitag, Gründer und CEO des Tourismusforschungsinstitutes IPK International, einen Sondereffekt des abgelaufenen Reisejahres.

Zurück zum Blick in die nahe Zukunft: laut ADAC-Reisemonitor werden 2018 mehr Deutsche denn je auf Urlaub fliegen. Großer Gewinner wird die Türkei sein: spätestens seit Haftentlassung des deutsch-türkischen Journalisten Deniz Yücel (Türkei-Korrespondent der WeltN24-Gruppe) sind Vorbehalte gegen Türkeireisen auf ein Minimum geschrumpft und die alternativen Ziele der Vorjahre – vor allem in Spanien – sind bald voll. Auch Ägypten konnte zuletzt wieder deutlich mehr Nachfrage generieren.

Deutlich abgeschwächt hat sich laut IPK die Terrorangst. Sie sank innerhalb eines Jahres von 45 auf 37 Prozent. Als sicherste Destinationen werden weiterhin Schweiz, Kanada und Australien genannt. Österreich folgt knapp dahinter. Als unsicherste Reiseländer gelten Tunesien, Ägypten, Israel und die Türkei.

Für Österreich herrscht Optimismus: „Die Stimmung sieht gut aus“, zieht die Geschäftsführerin der Österreich Werbung, Petra Stolba, ein Resümee aus den zahlreichen Umfragen vor und auf der ITB. Im ADAC-Reisemonitor etwa stieg der Wert für sommerliche Urlaubsreisen nach Österreich gegenüber dem Vorjahr von 3,9 auf 4,4 Prozent. Nach Ansicht von Martin Lohmann, wissenschaftlicher Leiter der Deutschen Reiseanalyse (RA), ist dies kein Zufall, sondern Ergebnis einer konsequenten Angebotspolitik: „Österreich hat von der geopolitischen Situation NICHT stark profitiert. Die Zuwächse sind vor allem der Leistung der österreichischen Tourismusbetriebe zu verdanken.“

Jeder dritte Deutsche kann sich laut aktueller Reiseanalyse vorstellen, innerhalb der nächsten drei Jahre in Österreich einen Urlaub zu verbringen. Lohmann: „Österreich ist aber kein Selbstläufer, es muss hart an seiner Marktpräsenz arbeiten.“ Langfristig hätten Bergziele gegenüber Stränden nämlich deutlich verloren. Obwohl die sprichwörtliche Talsohle erreicht sein dürfte: 2017 reisten um 400.000 Deutsche mehr in die Alpen, die Hälfte davon nach Österreich. Und auch global registrierte die IPK erstmalig seit langem deutliche Zuwächse bei Berg- und Landaufenthalten.

Ob dieser Trend hält, wenn 2018 wieder mehr Europäer in den Urlaub fliegen, bleibt offen. Wie ohnehin bei allen Prognosen der klassische „Beipack-Text“ bemüht werden muss: Sie haben den Nachteil, sich mit der Zukunft zu beschäftigen. IPK prognostizierte im März 2017 für den  Welttourismus ein Plus von 4, für Europa 3 Prozent. Am Ende waren es die erwähnten 6,5 beziehungsweise 8 Prozent. Für 2018 stehen die Prognosen bei 5 beziehungsweise 4 Prozent. Mehr darüber und die weiteren Ergebnisse der im Umfeld der ITB Berlin 2018 veröffentlichten Studien finden sich in der kommenden Ausgabe des TourismusWissen-quarterly, die im April erscheinen wird. www.tourismuswissen.net 

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben