ANA
Bergbahn AG Kitzbühel

Neue Erfolge auf Altschnee. Bergbahn als Kombi-Weltmeister

Print-Ausgabe 2. November 2018

„Nicht größer, sondern besser werden ist unser Ziel“: Bergbahn Kitzbühel-­Vorstand Josef Burger

Der Alpin-Winter befindet sich im Wandel – die Antworten von KitzSki als Bestandteil des touristischen Leistungssystems lauten Qualität und Nachhaltigkeit

Im Vorjahr verbuchte die Berg­bahn AG Kitzbühel den neunten Rekordwinter in Folge. Heuer wurden weitere Investitionen um 22 Millionen Euro getätigt, der Saisonstart erfolgte Mitte Oktober so früh wie noch nie. Ob es einen neuerlichen Rekord geben wird, wie es mit künftigen Investitionen aussieht, ob sich der frühe Saisonstart lohnt und wie diesbezüglich der da und dort geäußerten Kritik begegnet wird, darum ging es im T.A.I.-­Interview mit Bergbahn-Vorstand Josef Burger.

T.A.I.: Sie bezeichneten vor einem Jahr den frühen Saison-Start als „belastbares, erfolgreiches Geschäftsmodell“. Zeichnen sich für heuer ähnliche Steigerungen ab oder ist hier der Plafond erreicht?

Burger: „Ich glaube, dass sich die Nachhaltigkeit dieses Modells heuer noch mehr bestätigen wird. Das Vertrauen in unser Angebot, das sich im Saisonkarten-Verkauf erkennen lässt, ist mit zweistelligen Zuwachsraten sehr hoch. Es handelt sich nicht nur um Vorziehkäufe: Wir haben bis heute 55 Prozent des Saisonkarten-Umsatzes vom vergangenen Winter erzielt und liegen damit um 30 Prozent über dem Vorjahr. Bei den eigenen Saisonkarten – also ohne Super Ski Card und Snow Card Tirol – sind es sogar 35 Prozent.

Ebenso haben wir durch den frühen Saison-Start so viele TrainiererInnen auf unseren Pisten gehabt, wie noch nie – vor allem auf dem Resterkogel. Wir verzeichnen eine große Nachfrage beim Ski-Nachwuchs und den Ski-Hauptschulen, bei den Ski-Clubs und auch bei jenen SpitzenathletInnen, die nicht für den Weltcup-Auftakt in Sölden genannt haben.“

T.A.I.: Trotzdem gibt es auch Kritik bezüglich des frühen Saisonstarts. Wie gehen Sie damit um?

Burger: „Wir sind selbstverständlich offen für unterschiedliche Bewertungen und respektieren unterschiedliche Standpunkte. Wenn man Schneezungen auf grüngrauen Almweiden sieht, dann führt das natürlich zu unterschiedliche Meinungen.

Wenn wir aber zwei bis drei Winter zurückdenken, dann ist es eine Tatsache, dass Schnee­adern im gesamten Alpenraum die wichtige Weihnachtssaison gerettet haben. Der Unterschied zwischen diesen Schneeadern und uns: Unsere bestehen aus Altschnee aus der Vorjahressaison, während die anderen neu produzierten Schnee und frisches Wasser dafür verwenden.

Auch wenn wir uns wünschen, dass der heurige Winter so wird wie im Vorjahr, kann man nicht davon ausgehen, dass wir nicht durch technisch produzierten Schnee die Saison retten müssen. Deshalb ist es überlegenswert, ob man nicht vorsichtiger kritisieren sollte. Es ist wirklich nicht angebracht, uns an den Pranger zu stellen, wenn wir durch konservierten Schnee ein großartiges Angebot für den Ski-­Nachwuchs und die Ski-Clubs schaffen.“

T.A.I.: Seit der Jahrtausendwende wurden von der Bergbahn AG Kitzbühel über 300 Mio. Euro investiert. Geht es in der Top-Liga des Bergbahn-Bereichs ohne diesen Investitions-Marathon nicht mehr?

Burger: „Ich glaube, dass es wesentlich ist, die Qualität laufend weiter zu verbessern. In Zukunft wird die Investitionskurve sicher eine abflachende sein. Bei uns läuft derzeit ein Investitionsprogramm bis 2021 von 77 Millionen Euro – inklusive der 22 Millionen Euro von heuer – um Altanlagen zu ersetzen. Der Fokus dabei liegt eindeutig auf Qualität. Unser Grundsatz lautet: Besser, nicht größer. Zielsetzung ist die Qualitätsführerschaft.“

T.A.I.: Bei der Präsentation des ersten E-Linienbusses gemeinsam mit ÖBB-Postbus meinten Sie: ‚Nachhaltigkeit hört bei uns nicht auf dem Berg auf, sondern geht im Tal weiter.‘ Wie ist das zu vestehen?

Burger: „Es ist ganz wesentlich, dass wir das Angebot nicht isoliert am Berg zu sehen haben, sondern in ein Gesamtsystem eingebunden sind – von der Beherbergung bis zur Verkehrsinfrastruktur. Wir setzen deshalb deutliche Akzente, um den Individualverkehr zu reduzieren. Pro Tag gibt es 120 Ab- und Zubringerfahrten mit Bussen zum Hahnenkamm und 62 zur Hornbahn. Der E-Bus wird für eine entsprechende CO2-Entlastung sorgen, wie der Testbetrieb im Oktober gezeigt hat.“

T.A.I.: Wie sind die Aussichten auf den zehnten Rekordwinter in Folge?

Burger: Wir werden alles tun, um wieder einen Rekordwinter zu erzielen. Man muss aber die Demut haben, dass das auch von Rahmenbedingungen, wie der Meteorologie, abhängt. In jedem Fall wollen wir uns aber rascher bewegen, als der Markt.

T.A.I.: Sie stehen seit 10 Jahren an der Spitze der Bergbahn AG Kitzbühel. In welcher Form hat sich das Unternehmen seither gewandelt?

Burger: „Es gab einen Paradigmenwechsel, durch den wir den Mitarbeiter und die Mitarbeiterin absolut in den Fokus gestellt haben. Er ist vom Kostenfaktor zum Nutzenstifter geworden. Das ist langfristig die einzig erfolgreiche Strategie in einem Service-­Unternehmen. Dasselbe gilt – bei aller Kostendisziplin – auch für unsere Kund­Innen. Uns geht es um Qualitäts-Führerschaft und darum, uns immer zu verbessern. Nicht größer, sondern besser werden, ist unser Ziel.“

T.A.I.: Worin sehen Sie die größten Herausforderungen für die Seilbahn-Branche in den kommenden Jahren?

Burger: „Erstens: Nachfrageseitig wird der Wintersport kein Wachstumsmarkt sein. Zweitens: Wir müssen Qualität vor quantitative Wachstumsziele setzen. Drittens geht es darum, mit bestehenden Ressourcen noch besser umzugehen, um eine entsprechende Steigerung der Wertschöpfung zu erreichen.

Wir sehen uns als Bestandteil eines touristischen Leistungssystems, wo Kunden ein Winter- und Sommer-Erlebnis geboten wird, das in Zusammenhang mit dem übrigen Destinationsangebot steht, von Golf und Wandern über Rad und Kulinarik bis zum Einkaufen. Die KundInnen nehmen uns als Gesamtangebot wahr und wir müssen alle als Bestandteil dieser Leistungskette auftreten – nicht als Einzel-Weltmeister, sondern als Kombinations-Weltmeister!“ 

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