Bergbahn-Projekte

Naturschutz gegen weniger Autos im Silicon Valley des Wintersports!

Print-Ausgabe 6. Mai 2016

Die 65 Mio. Euro teure Verbindung der Skigebiete Flachau und Zauchensee muss warten – sie würde 140.000 Gäste pro Saison von der Straße wegbringen

Für Wolfgang Mayrhofer, Geschäftsführer des Sportartikelherstellers Atomic, ist sie das Silicon Valley des Wintersports und eine der erfolgreichsten Destinationen der Welt: die Salzburger Sportwelt Amadé. Damit dies so bleibt, „dürfen wir nie aufhören, gut zu sein“, betont Ernst Brandstätter, Geschäftsführer der Bergbahnen Flachau, einem der erfolgreichsten Seilbahnunternehmen der Alpen – wenn nicht sogar der Welt.

Von Brandstätter ging 1988 die Initialzündung zur Gründung der Sportwelt aus, wofür er „anfangs als Wahnsinniger bezeichnet“ wurde. Heute lautet für ihn das Credo: „Wir müssen Österreich als Destination verteidigen und die Infrastruktur absichern.“ Letzteres darf als Apell verstanden werden, die behutsame Weiterentwicklung des Bergbahnangebots nicht zu unterbinden. Dabei gehe es kaum noch um Neuerschließungen, sondern vorwiegend um Lückenschlüsse, so Brandstätter vor kurzem im Zuge einer Medienveranstaltung der Bundessparte Tourismus in St. Johann im Pongau.

Einer dieser Lückenschlüsse ist die geplante sieben Kilometer lange, die Tauernautobahn überspannende Verbindung zwischen der Lisaalm in Flachau und dem Rosskopf in Zauchensee. Die künftig längste Drei-Seil (3S) Umlaufbahn der Welt (68 Kabinen, 3.000 Personen pro Stunde) soll bei minimalen Eingriff in die Natur und ohne neue Piste beide Skigebiete miteinander verbinden. „Das ist laut Befragungen der größte Wunsch unserer Gäste“, so Brandstätter.

Derzeit sind Wintersportler gezwungen, dafür den Skibus oder den PKW zu benutzen. Rund 140.000 Personen pendeln pro Saison zwischen den Skigebieten. Brandstätter: „Wir würden sie durch die neue Bahn von der Straße weg bringen.“ Die beiden Hauptstationen würden sich in den bestehenden Skigebieten befinden, lediglich die Umlenkstation müsste außerhalb der erschlossenen Gebiete errichtet werden.

Das klingt vielversprechend und könnte die Umwelt nachhaltig entlasten. Doch alpine Vereine fürchten eine Zerstörung des Landschaftsbildes und auch die Naturschutzbehörden sind skeptisch, obwohl für das Projekt aufgrund des geringen Flächenverbrauchs von 2,6 ha nicht einmal eine Umweltverträglichkeitsprüfung benötigt wird. Die Bergbahnen Flachau und Zauchensee geben sich daher vorsichtig. Ursprünglich sollte die Bahn im Winter 2017/18 in Betrieb gehen, jetzt ist von 2020 die Rede. Damit entschwinden auch die wirtschaftlichen Impulse, die von rund 65 Mio. Euro teuren Investitionen ausgehen in weite Ferne (sie würden zur Gänze an heimische Unternehmen fließen).

„Die Bahn ist technisch fertig geplant“, sagt Ernst Brandstätter, der davor warnt, die Dinge auf die leichte Schulter zu nehmen: „Wir sind in Österreich nicht alleine. Es ist gigantisch, was sich derzeit im Kaukasus, in Bulgarien, Tschechien, Polen und der Türkei an Ski-Infrastruktur entwickelt – alles auf neuestem Stand und ohne die Hürden, die wir hier haben, denn auch steuertechnisch sind wir schwer benachteiligt.“

Derzeit profitiere Österreich als Ski-Destination noch von den Versäumnissen Frankreichs („die haben viel Geld herausgenommen und nicht investiert“) und der Schweiz, von wo „viele Gäste nach Österreich abwandern.“ Ebenso sei Österreich im Vergleich mit Nordamerika „der billige Jakob: Die USA und Kanada sind dreimal so teuer, haben aber nicht unsere Standards. Österreich ist vom Preis-Leistungsverhältnis derzeit unschlagbar.“ Brandstätters Warnung: „Es wäre dramatisch, wenn wir zurückfallen würden.“ 

Kurzportrait Ernst Brandstätter

Ernst Brandstätter feiert am 17. Mai seinen 60. Geburtstag. Der gebürtige St. Johanner (Pongau) absolvierte eine Maschinenbau-Lehre, startete danach im TVB Eben, ließ sich in der Hypo Salzburg zum Bankkaufmann ausbilden und wechselte 1986 zu den Bergbahnen Flachau GmbH, wo er seit 1996 als Geschäftsführer die Verantwortung trägt. In seiner Ära wurden 148 Mio. Euro in die Bergbahnen investiert, das Unternehmen (zuletzt 21,42 Mio. Euro Umsatz) zählt zu den mit Abstand erfolgreichsten der Branche (Entschuldungsdauer 1,1 Jahre). Brandstätter ist verheiratet und Vater einer erwachsenen Tochter.

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Erstellt am: 06. Mai 2016

Foto: Ernst Brandstätter

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