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Gletscherbahnen Kaprun

Nachhaltigkeit am Gletscher! Kitzsteinhorn zeigt, wie‘s funktioniert

Print-Ausgabe 18. August 2023

„Wir werden unseren Weg in eine weitest­gehend CO2-neutrale Zukunft beständig weiter beschreiten“, so Thomas Maierhofer (Bild: © Kitzsteinhorn)

Das als touristischer Leuchtturm geltende Seilbahnunternehmen ist sich seiner Verantwortung voll bewusst – T.A.I.-Interview mit dem neuen Alleinvorstand Thomas Maierhofer

Seit August 2023 haben die Gletscherbahnen Kaprun – sie zählen zu den größten und erfolgreichsten Bergbahnunternehmen Österreichs – einen neuen Alleinvorstand: Thomas Maierhofer. Zuletzt Finanz­prokurist und kaufmännischer Leiter im Unternehmen, folgt der frühere Raiffeisen-Manager (Schwerpunkt Seilbahnwirtschaft) auf Norbert Karlsböck, der in den Ruhestand tritt. T.A.I. bat den neuen Alleinvorstand zum Gespräch.

T.A.I.: Wie lief der Winter 2022/23 und wie läuft der heurige Sommer?

Maierhofer: „Die Höhenlage unseres Gletscherskigebiets und die damit verbundene Schneesicherheit von Oktober bis Mai waren in diesem schneearmen Winter Grundlage für eine herausragende Gästefrequenz. Im Vergleich zum Winter 2021/22 konnten wir bei den Gästezutritten eine Steigerung von 24 % verzeichnen. Auch die ersten beiden Monate der Sommersaison 2023, Juni und Juli, verliefen trotz des instabilen Wetters sehr zufriedenstellend.“

T.A.I.: Betrifft das auch die seit Ende 2019 bestehende Verbindung zwischen dem Maiskogel und dem Kitzsteinhorn, die K-ONNECTION? Wie wird diese von den Gästen aktuell genutzt?

Maierhofer: „Erwartungsgemäß sehr intensiv. In der – aufgrund der Pandemie – heuer erstmals durchgehenden Wintersaison seit Bestehen dieser seilbahntechnischen Verbindung ließ sich besonders gut beobachten, wie sehr unsere Gäste die ortszentrale Auffahrt über das Kaprun Center und die Möglichkeit der Talabfahrt schätzen.“

T.A.I.: Was sind die Gründe dafür?

Maierhofer: „Die 12 km lange K-ONNECTION reicht von 768 bis 3.029 m Höhe. In den Ostalpen gibt es keine andere durchgängige Seilbahnachse, die länger ist und eine größere Höhendifferenz überwindet. Die Auffahrt hält außerdem ein echtes Highlight bereit, im Sommer wie Winter: die Panoramafahrt mit der 3K K-onnection. Es ist eine der modernsten und energieeffizientesten Seilbahnen der Welt. Sie ist das Bindeglied zwischen Maiskogel und Kitzsteinhorn und eröffnet spektakuläre Ausblicke auf die hochalpine Bergwelt bis hinunter ins Zeller Becken.“

T.A.I.: Stichwort Energieeffizienz. Sie gelten als Vorzeigebetrieb in puncto Nachhaltigkeit. Hand aufs Herz: Wie nachhaltig kann ein Seilbahnunternehmen sein und vor allem eines, das ein Gletscherskigebiet erschließt?

Maierhofer: „Diese Frage hier vollumfänglich zu beantworten und all unsere Maßnahmen in puncto Nachhaltigkeit aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen. Ich versuche mal, es möglichst auf den Punkt zu bringen. Grundsätzlich beruht Nachhaltigkeit auf drei Säulen: einer ökonomischen, einer ökologischen und einer sozialen. Entscheidungen treffen wir in allen Unternehmensbereichen stets so, dass alle drei Säulen gleicher­maßen Berücksichtigung finden. Auf www.kitzsteinhorn.at können Sie in unserem Online-Magazin ‚Geschichten der Nachhaltigkeit‘ interessante Erzählungen zu zahlreichen unterschiedlichen Maßnahmen nachlesen, die wir als Unternehmen im Bereich Nachhaltigkeit, Energie­effizienz, Umweltschutz, Forschung, Kooperationen usw. treffen.“

T.A.I.: Könnten Sie uns ein konkretes Beispiel nennen, wie sich Nachhaltigkeitsmaßnahmen in einem Seilbahnunternehmen gestalten?

Maierhofer: „Seit vielen Jahren betreiben wir unsere Infrastruktur, also Seilbahnen und Beschneiung, zu 100 % mit Strom aus erneuerbarer Energie. Der Ausbau unserer eigenen Stromerzeugung und Energiegewinnung aus Wasser, Sonne und Erdwärme steht für uns seit Jahren sowie auch künftig im Fokus. Bis Ende dieses Jahres werden es rund 2.300.000 kWh im Jahr sein, die wir selbst erzeugen. Weitere Projekte werden diesen Wert in den nächsten Jahren noch deutlich erhöhen. Ab kommendem Winter wollen wir außerdem all unsere dieselbetriebenen Pisten­geräte und Maschinen ausschließlich mit fossil­freiem HVO100-Kraftstoff betanken (Anm.d.Red.: hydriertes Pflanzenöl). Der ist zwar teurer, wird aber aus natürlichen Produkten wie gebrauchten Speiseölen gewonnen und setzt somit 90 % weniger CO2 frei. Letzten Winter haben wir ihn bei unseren Pistenraupen am Maiskogel eingesetzt und damit am Ende 240 Tonnen an CO2 eingespart.“

T.A.I.: Bereits 2021/22 übertrafen sie mit 46,6 Mio. Euro Umsatz das bis dahin beste Jahr 2018/19 um 1,8 % und auch der Jahresüberschuss von 4,8 Mio. war der beste aller Zeiten. Womit rechnen Sie im laufenden Geschäftsjahr?

Maierhofer: „Aufgrund der erfreulichen Gästezahlen sowohl im Winter als auch in den bisherigen Sommermonaten werden wir das sehr gute Ergebnis des Vorjahres im Hinblick auf Umsatz und Jahresgewinn nochmals übertreffen.“

T.A.I.: Was erwarten Sie sich vom Geschäftsjahr 2023/24, dem ersten unter Ihrer Verantwortung als Alleinvorstand?

Maierhofer: „Ich habe keine quantitativen Ziele für das kommende Geschäftsjahr gesteckt. Vielmehr werden wir unseren Fokus weiterhin auf den Naturraum und den Menschen richten und unseren Weg in eine weitestgehend CO2-neutrale Zukunft beständig weiter beschreiten. Unsere Gäste sollen wie bisher das ganze Jahr über unvergessliche Momente am Berg erleben. Das ist am Ende des Tages unsere Hauptauf­gabe. Und solange wir uns weiterhin gewissenhaft und ressourcenschonend in diesem außergewöhnlichen Naturraum bewegen, wird uns das auch in Zukunft gelingen.“

T.A.I.: Wie sieht es vom Zeitplan her mit künftigen Investitionen in Liftanlagen aus?

Maierhofer: „Qualitativ entwickeln wir unsere Seilbahn-Infrastruktur laufend weiter. Noch diesen Sommer wird am Maiskogel der ‚Maisilift 2‘ errichtet, der unseren Gästen bereits in der kommenden Wintersaison 2023/24 zur Verfügung steht. Für den Anfängerbereich am Maiskogel bedeutet das eine enorme Aufwertung. Des Weiteren bereiten wir uns schon auf die Konzessionsverlängerung unserer Gipfelbahn im Jahr 2025 vor. Generell setzen wir auf die qualitative Weiterentwicklung des bestehenden Angebots, mit dem Ziel, den einzigartigen Naturraum am Kitzsteinhorn zu bewahren. Das betrifft auch unsere gastronomischen Einrichtungen. Zum Beispiel wird unser Alpincenter auf 2.450 m Höhe bis Herbst einem Facelift und diversen Umbauarbeiten im Innenbereich unterzogen.“

T.A.I.: Wo sollen die Gletscherbahnen Kaprun in fünf Jahren stehen?

Maierhofer: „Der Klimawandel lässt auch uns nicht kalt. Doch auch wenn der Gletscher kleiner wird, bleibt die Höhe des Kitzsteinhorns. Schnee im Winter und Frische im Sommer werden Menschen auch künftig aufs Kitzsteinhorn locken. Seine schneesichere Höhenlage und vielseitige Naturlandschaft erlauben es uns, Menschen das ganze Jahr über ein abwechslungsreiches Sport- und Erlebnisangebot bereitzustellen. Damit bietet der touristische Leuchtturm Kitzsteinhorn auch zukünftig großartige Perspektiven.“

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