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TVB Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol

Die Glücksregion schärft nach! „Mein Yapadu“ hat in der Zukunft viel vor

Print-Ausgabe 15. Dezember 2023

Martina Foidl: „‚Mein Yapadu‘ ist die richtige Wahl und unser Maskottchen ‚Yappy‘ bei Kindern sehr beliebt.“ (Bild: © Gemeinde Kirchdorf/Raffeiner)

Als neue TVB Geschäftsführerin will Martina Foidl die Stärken der Region noch stärker herausarbeiten – Der Fokus liegt vor allem auf leistbarem Urlaub

Nach dem Rücktritt des langjährigen TVB-Geschäftsführers Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol, Gernot Riedel, war mit der bisher als stellvertretende Geschäftsführerin agierenden Martina Foidl rasch die Nachfolgefrage geklärt. Die Re­gion – sie bietet quasi das gesamte Angebot an Tiroler Sportmöglichkeiten an, außer einen Gletscher und einen größeren See – kam im Tourismusjahr 2022/23 auf rund 873.000 Übernachtungen, was um -12 % unter den Vor-Pandemie-Werten lag. T.A.I. sprach mit der neuen Geschäftsführerin über die Ursachen sowie Pläne für die Zukunft.

T.A.I.: In den ersten Jahren Ihrer Tätigkeit ging es vom Nächtigungsvolumen her stets aufwärts, aktuell tut sich der TVB St. Johann schwer. Was sind die Gründe dafür?

Martina Foidl: „Bei uns in der Region sind Immobilien sehr teuer und die Preise haben sich massiv erhöht. Somit kam es bei der Übergabe von Beherbergungsbetrieben in die nächste Generation oft zu der Entscheidung, dass veräußert wird. Vielfach gab es auch einen Investitionsstau. Gott sei Dank ist unsere Region aber wirtschaftlich vielfältig aufgestellt, die Unternehmen sind sehr um gute Mitarbeiter:innen bemüht, für die geregelter Arbeitsalltag und freie Wochenenden wichtig sind. Persönlich bin ich der Ansicht, dass die Wertschätzung gegenüber dem Unternehmertum aber gesunken ist, obwohl kleine und mittelständische Betriebe für unseren Wohlstand massiv verantwortlich sind … das wird leider teilweise zu wenig gesehen.“

T.A.I.: Dort wo es Übergaben gab, hat‘s aber funktioniert?

Martina Foidl: „Ja, vor allem im heurigen Jahr, aber auch in den letzten 2-3 Jahren haben zahlreiche Betriebsübergaben stattgefunden. Erfolgreich wurden Betriebe in die Hände der nächsten Generation übergeben. Das muss auch gesehen und wertgeschätzt werden. Ebenfalls konnten einige Betriebe durch gezielte Qualitäts-Investitionen einen Schritt nach vorne setzen und tragen somit zur positiven Entwicklung in der Region bei.“

T.A.I.: Wie läuft die Zusammenarbeit des TVB mit den 2022 vom Bieterkonsortium Marbach / Pletzer / Autobus Oberbayern übernommenen St. Johanner Bergbahnen?

Martina Foidl: „Ich bin froh, dass wir einen Investor bekommen haben, der einen Bezug zu unserer Region hat. Mit Jürgen Marbach haben wir sogar einen, der vor Ort wohnt und im Aufsichtsrat des TVB sitzt. Mit Bergbahn-Geschäftsführer Michael Gritsch habe ich einen regelmäßigen, sehr offenen Austausch und wir versuchen gemeinsam, dass unser kleines Skigebiet mit super Pisten und tollen Abfahrten in Zukunft kein Geheimtipp mehr bleibt.“

T.A.I.: Die Strategie der Region Kitzbüheler Alpen – St. Johann lautete zuletzt „weg von ‚schneller-höher-weiter‘ hin zu mehr Wertschöpfung. Wie sieht die weitere Marschrichtung für die Zukunft aus?

Martina Foidl: „Viele Betriebe haben sich verstärkt mit dem Thema Preiskalkulation beschäftigt. Großer Dank gebührt hier den Vermieterbetreuer:innen, die in den letzten Jahren einen Fokus auf das Thema Wertschöpfung sowie ‚Mut zum Preis‘ gelegt haben. Aktuell sind wir gut aufgestellt und bieten faire Preise an. Künftig möchte ich die soziale und ökologische Nachhaltigkeit – die ökonomische funktioniert ja bereits sehr gut – sowie Re­gionalität, wie Lebensmittel aus der heimischen Landwirtschaft, stärker verankern. Einige Betriebe und Gemeinden sind hier bereits aktiv und sehr engagiert. Diesen gemeinsamen Schwung gilt es jetzt zu nutzen.“

T.A.I.: Ende 2017 erfolgte unter dem Slogan „Mein Yapadu“ die Positio­nierung als Glücksdestination. Wie sieht es damit aus?

Martina Foidl: „Das Thema Glück finde ich sehr gut und daran möchte ich festhalten. Auch von unseren Betrieben bekommen wir hinsichtlich des Themas positive Rückmeldungen. ‚Mein Yapadu‘ ist die richtige Wahl und unser Maskottchen ‚Yappy‘ bei Kindern sehr beliebt: Sobald der Yappy-Song erklingt und ‚Yappy‘ unterwegs ist, leuchten ihre Augen. Seit 2023 gibt es ein Brettspiel für Familien, damit unsere Region auch daheim erlebbar wird. Anpassungen werden wir aber beim ‚Mein Yapadu Summit‘ vornehmen: Neben den Angeboten ist der Name am Markt noch nicht angekommen, deshalb bedarf es einer Schärfung.“

T.A.I.: Wie sieht es mit der bevorstehenden Wintersaison aus?

Martina Foidl: „Hier setzen wir zusammen mit Bergbahnen und Ortsmarketing auf Urlaub zum fairen Preis. Die Ticketpreise für unser Skigebiet sowie Getränke- und Speisenangebote auf den Hütten sind im Vergleich zu anderen Regionen und Orten moderat, das Angebot auch abseits der Skipiste attraktiv und es kann großteils sogar kostenlos genutzt werden, wie etwa die Langlaufloipen, die Winterwanderwege oder auch Rodeln. Wir möchten zeigen, dass ein abwechslungsreicher Winterurlaub, trotz wirtschaftlicher Situation, leistbar und möglich ist.
Für die kommenden Jahre werden wir uns neben dem Marketing verstärkt auf die Infrastruktur konzentrieren. Wenn das Angebot stimmt, dann wird auch gerne weiterempfohlen. Unser Ziel ist es, dass wir mit unserem bunten und qualitativ hochwertigen Angebot oftmals weiterempfohlen werden. Damit wir das schaffen, brauchen wir auch die Landwirte und Grundstücksbesitzer mit im Boot und dann kann vieles gelingen.“

Kurzportrait Martina Foidl

Nach ihrem Studium für Wirtschaftsrecht an der Leopold-­Franzens-Universität Innsbruck (Abschluss als Magistra) orientierte sich Martina Foidl beruflich zunächst zur Immobilien- und Baubranche. Über den Koasalauf hatte sie aber immer Kontakt zum TVB. So kam es, dass ihr Gernot Riedel einen Job angeboten hat. Zunächst startete sie im Sommer 2013 als Themenmanagerin im TVB Kitzbüheler Alpen St. Johann in Tirol-Oberndorf-Kirchdorf-Erpfendorf, ab Herbst 2017 übernahm sie die Position der stv. Geschäftsführerin.

Auch politisch war Martina Foidl aktiv: Mit der Gemeinderatswahl 2016 zog sie in den Gemeinderat von Kirchdorf ein, kam im Frühling 2022 erneut in den Gemeinderat. Im Oktober 2023 zog sich Martina Foidl dann aus der Kommunalpolitik zurück, da sie mit der neuen Aufgabe für alle drei Gemeinden der Region gleichermaßen tätig sein möchte.

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