ANA
Silberregion Karwendel

Auf den richtigen Zeitpunkt für gezielte Bewerbung kommt’s an

Print-Ausgabe 20. Oktober 2023

„Wir haben kein Großraumskigebiet. Das ist aber auch unser Potenzial“, berichtet Elisabeth Frontull

Davon ist Elisabeth Frontull, Geschäftsführerin der Silberregion Karwendel, überzeugt – sie will ohne Overtourism das Optimum aus der Regions-Vielfalt herausholen

Sie hat im März 2019 als Geschäftsführerin den TVB Silberregion Karwendel übernommen, wobei der Sommer gleich ein Plus von 3 % auf über 265.000 Nächtigungen brachte. Dann kam die Pandemie. Elisabeth Frontull, zuvor 14 Jahre Marketingmanagerin im TVB Tux bzw. im TVB Mayrhofen, deren nunmehrige Region sich von der bayerischen Grenze (Bad Tölz) über die Karwendelgipfel bis in die Tuxer Alpen erstreckt und dessen Zen­trum in der Silberstadt Schwaz am Inn liegt, hatte also keinen einfachen Start in der Silberregion. Wie der nun zu Ende gehende Sommer verläuft, mit welchen Strategien der Winter (er hatte vor der Pandemie einen Anteil von 38 % an den Jahres­nächtigungen) forciert wird und wie es mit den Neuerungen für 2024 steht, darum ging es in einem Gespräch mit T.A.I.

Für heuer kann Elisabeth Frontull aufgrund der bisherigen Entwicklung bereits davon ausgehen, „dass wir auch in diesem Sommer wieder mit einem Nächtigungsplus gegenüber 2022 (Anm.d.Red.: Damals waren es knapp 265.500 Nächte) rechnen dürfen. Unser neues Ange­bot, der Weitwanderweg Tiroler Silberpfad, wurde im ersten Sommer sehr gut angenommen und wir konnten dadurch auch viele Nächtigungen erzielen.“

Einen großen Pluspunkt sieht Elisabeth Frontull vor allem in der „puren Vielfalt unserer Region.“ Diese reicht vom urbanen Stadtflair bis hin zu kleinen, lieblichen Dörfern mit viel Tradition. „Wir können dadurch alle möglichen Wünsche unserer Gäste abdecken.“

Obwohl sie bereits seit mehr als vier Jahren für die Silberregion Karwendel tätig ist, entdeckt Elisabeth Frontull „noch heute immer wieder neue Kraftplätze, die unberührt sind.“ Diese will sie „zum richtigen Zeitpunkt der Öffentlichkeit vorstellen.“ Im Sommer und Herbst kann etwa der Große Ahornboden beworben werden, im Winter und Frühjahr die Kleinstskigebiete, „denn es gibt keine überfüllten Pisten“ sowie alternative Wintersportarten, wie Schneeschuh- oder Winterwandern, Skitouren gehen und Rodeln auf 15 Naturrodelbahnen. Frontull: „Es ist wichtig zu erkennen, wann der richtige Zeitpunkt für eine gezielte Bewerbung ist. Die Professionalität liegt genau darin, für die Region das Bestmögliche an Werbung und Infrastruktur bei dieser Vielfalt herauszuholen, ohne Overtourism zu erzeugen.“

Welche Strategien gibt es in der Silberregion Karwendel, um den Winter stärker ins Rampenlicht zu rücken? Elisabeth Frontull: „Wir haben kein Großraumskigebiet. Das ist aber auch unser Potenzial! Denn bei unseren fünf Kleinstskigebieten können Kinder noch in Ruhe und vor allem kostenlos das Skifahren erlernen, ohne Stress und ohne lange Wartezeiten bei den Liften. Zudem haben wir uns auf alternative Wintersportarten spezialisiert. Der Wintergast, der in die Silberregion Karwendel kommt, sucht genau diese Entschleunigung.“ Ebenso wird für Familien ein leistbarer Skiurlaub angeboten. Die Tagesskikarte kostet 42 Euro, der 6-Tages-Skipass für Erwachsene 209 Euro.

Weitwanderweg „Tiroler Silberpfad“ (Foto: © Mia Maria Knoll)

All dies hat auch positive Auswirkungen auf die Wertschöpfung. „Durch unser Angebot des Gratis-­Skikurses für Kinder von 4 bis 12 Jahren bei einem Aufenthalt ab einer Woche ist die Wertschöpfung ständig im Steigen“, betont Frontull. Dies betrifft auch den Sommer, wo sehr viele Tagestourist:innen in die Region kommen. „Die Gäste verweilen in der Region und fahren abends wieder in ihre Unterkünfte in die Seitentäler. Das ist für unsere Wertschöpfung ein enormer Gewinn“, betont Elisabeth Frontull, die zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Region Schloss Tratzberg, die Wolfsklamm, das Silberbergwerk und die Altstadt von Schwaz, oder die Attraktion „Haus steht Kopf“ in Terfens nennt (dort befinden sich sämtliche Einrichtungsgegenstände an der Decke und können von unten her bestaunt werden).

All dies sollte auch positive Auswirkungen auf den Jahresumsatz pro Bett (er erreichte vor der Pandemie 9.788 Euro und lag damit leicht über dem Durchschnitt aller 34 Tiroler TVBs) haben. Frontull: „Die Nächtigungspreise sind selbstverständlich auch bei uns in der Re­gion angehoben worden, wenngleich die Inflation höher ausgefallen ist, als manche Vermieter kalkulierten. Die Angst, auf leeren Betten sitzen zu bleiben, ist aber unbegründet. Aufgrund der Tatsache, dass auch die Nächtigungen gestiegen sind, wird demnach der Jahresumsatz pro Bett auch in diesem Jahr höher sein als vor der Pandemie.“

Und wie steht es um die Neuerungen im Tourismus der Silberregion Karwendel? Von 19. bis 21. Jänner 2024 steht die Tiroler Schneegaudi beim Hüttegglift am Weerberg auf dem Programm, ein dreitägiges Fest, bei dem sich alles nur um die alternativen Wintersportarten drehen wird. Geplant sind stündlich geführte Schnuppertouren in den Disziplinen Schneeschuhwandern, Winterwandern, Skitouren und Rodeln. Gleichzeitig findet das „Trainingslager zum Anfassen“ des deutschen Nationalteams der Skibergsteiger statt. Den Auftakt bildet ein Benefizberglauf zugunsten der Kinderhilfe Bezirk Schwaz. Damit nicht genug, sorgen DJ’s für den angenehmen Rahmen und die Kulinarik wird ebenfalls nicht zu kurz kommen.

Mitte April 2024 ist die Silberregion dann Etappenstart und Ziel der „Tour of the Alps“, dem UCI (Union Cycliste Internationale)-Radrennen in der Euregio Tirol-Südtirol-Trentino. Elisabeth Frontull: „Wir sind sehr stolz darauf, ausgewählt worden zu sein und setzen nun alles daran, einen reibungslosen Ablauf dieses Rennradrennens zu garantieren. Für unser Image ist dieses Radrennen von größter Wichtigkeit.“

Ebenso wird an der Digitalisierung des Weitwanderweges „Tiroler Silberpfad“ inklusive interaktiver Hörspiel-Erlebnistour gearbeitet. „Dies wird in diesem Ausmaß der erste Weitwanderweg mit einem digitalen Hörspiel sein, der durch zwölf Gemeinden führt – sozusagen ein Leuchtturmprojekt für die Silberregion Karwendel“, so Elisabeth Frontull. Auch ein Ausbau des Mountainbikewegenetzes wird angedacht.

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