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Flughafen Malta

VIE-Tochter MIA entwickelt sich zur Goldgrube auf der Ordensritter-Insel

Print-Ausgabe 4. November 2016

Mit starken Zuwächsen bereitet der Malta International Airport seiner Mutter viel Freude – als CFO fungiert seit dem Vorjahr ein Ex-Austrian Airlines Manager

Seit mehr als fünf Jahren erwirtschaftet das Flughafen Wien-Vorstandsduo Günther Ofner und Julian Jäger mehr als respektable Ergebnisse (Vorjahr 100,4 Mio. Euro nach Steuern, plus 22,5 Prozent). Fast unbeachtet von der Öffentlichkeit entwickelt sich parallel dazu die VIE-Beteiligung am Flughafen Malta (seit heuer 48 Prozent – siehe Info-Kasten) zu einer wahren Goldgrube. Für T.A.I sprach Martin Dichler, Obmann des Vereins der Flughafenfreunde Wien, mit Karl Dandler, dem CFO des Malta Airport.

T.A.I.: Wie kam es zu Ihrem Engagement beim Flughafen Malta?

Dandler: „Ich habe gleich nach dem Studium 1984 bei Austrian Airlines begonnen, wurde in weiterer Folge Aufgrund der Austrian Beteiligung an UIA (Ukraine International Airlines) als deren Finanzchef nach Kiew geschickt. Nach dem Verkauf der UIA-Anteile ging ich wieder zurück nach Wien. Austrian war damals in einer Umstrukturierungsphase und sehr schnell (Anfang 2013, Anm.d.Red.) bekam ich die Möglichkeit, für den Flughafen Wien zu arbeiten. Es hat nicht lange gedauert und ich wurde als CEO nach Kosice geschickt (ebenfalls eine VIE-Beteiligung), bevor ich im vergangenen Jahr als CFO nach Malta entsandt wurde.“

T.A.I.: Welchen Eindruck hatten Sie vom Airport Malta bei Ihrer Ankunft?

Dandler: „Ich kannte den Flughafen bereits, da ich zuvor schon im Aufsichtsrat tätig war. Malta ist eine Erfolgsgeschichte! Es gibt sehr schöne Zuwachsraten und viel Dynamik durch die zahlreichen Bauprojekte am Standort. Seit 55 Monaten in Folge können wir uns zudem über Passagierzuwächse freuen. Derzeit rechnen wir für 2016 mit einem Passagierplus von 7 bis 8 Prozent. Investitionen in Flughäfen und Infrastruktureinrichtungen sind aber ganz generell ein Zukunftsmarkt!“

T.A.I.: Worauf führen Sie die starken Passagier-Zuwächse zurück?

Dandler: „Unsere Marketingabteilung leistet sehr gute Arbeit und wir konnten auch heuer wieder einige neue Fluglinien begrüßen, wie Volotea, ČSA oder Iberia Express. Die Low Cost Airlines sind sicherlich der Antrieb für die gute Entwicklung und wir sind bemüht, die Insel als Ganzjahresdestination zu promoten. Im ersten Halbjahr 2016 gab es Monat für Monat sehr schöne Zuwachsraten und wir sind auch für die Zukunft sehr optimistisch.“

T.A.I.: Was sind Ihre wichtigsten Märkte?

Dandler: „Zu den drei Top Märkten gehören das Vereinigte Königreich (32 Prozent), Italien (20 Prozent) und Deutschland mit 13 Prozent Passagieranteil. Osteuropa verzeichnet durch die Aufnahme von Direktflügen der WIZZ Air ebenfalls einen starken Zuwachs, und durch die beiden täglichen Turkish Airlines Verbindungen nach Istanbul stieg zuletzt auch der Passagieranteil aus der Türkei. Der Verkehr aus Österreich machte im vergangenen Jahr knapp 4 Prozent des Gesamtvolumens aus, wobei wir leider im ersten Halbjahr 2016 durch das geringere Flugangebot ein Minus von 5,7 Prozent zu verzeichnen hatten.“

T.A.I.: Am Flughafen Malta sind Netzwerkfluglinien genauso wie Billigfluglinien anzutreffen. Sind die Low Coster der Garant für das Wachstum?

Dandler: „2015 war Air Malta bei der Zahl der beförderten Passagiere noch die Nummer 1, inzwischen wurde sie durch Ryanair abgelöst, die drei Flugzeuge in Malta stationiert hat und im ersten Halbjahr einen gewaltigen Zuwachs von 37,4 Prozent verzeichnete. Wenn man sich generell in Europa umsieht, so bringt der Low Cost Verkehr das Wachstum und Ryanair ist hier besonders dynamisch.“

T.A.I.: Malta zählt nur etwas mehr als 400.000 Einwohner. Woher bezieht Emirates Airlines ihr Potential für einen täglichen Malta-Flug (Boeing 777-300ER mit 340 Sitzplätzen)?

Dandler: „Emirates bedient die Verbindung über Tunis bzw. Larnaca. Dubai ist sowohl eine Leisure-Destination, als auch ein Knotenpunkt für Umsteigeverkehr auf alle Kontinente. Die Fluglinie zeigt sich sehr zufrieden über die Auslastung der Flüge und hat ihre Kapazität durch die Umstellung vom A330 auf die Tripple Seven, sogar noch erhöht.“

T.A.I.: Wie sieht es bezüglich Synergien mit dem Flughafen Wien aus?

Dandler: „Grundsätzlich besteht eine sehr gute Zusammenarbeit. Es gibt einen intensiven Informationsaustausch und in der Vergangenheit gab es gemeinsame Trainings und Management Programme. Wenn es um neue Projekte und Technologien geht, versucht man sich bei der Anwendung mit Know How gegenseitig auszuhelfen. Wir haben eine sehr offene und angenehme Zusammenarbeit!“

T.A.I.: Gibt es Pläne für einen Ausbau des Flughafens?

Dandler: „Unser mittelfristiger Masterplan sieht eine Erweiterung des Check-In Bereiches sowie eine Terminalerweiterung vor, um mehr Raum für Verkaufsflächen und Passagiere zu schaffen. Auch der Bau eines Flughafenhotels ist eine Option, da zahlreiche Unternehmen im Skypark Seminare abhalten. Für 2016 sind Investitionen in der Höhe von 9,8 Mio. Euro eingeplant.“

T.A.I.: Der Flughafen liegt sehr nahe an der Stadt. Wie ist das Verhältnis mit den Anrainern und der Bevölkerung?

Dandler: „Für die Malteser ist der Flughafen ein Ort, wo man hin fährt, um Restaurants oder andere Einrichtungen zu benutzen. Die McDonalds-Filiale am Flughafen macht den stärksten Umsatz auf der ganzen Insel. Der Flughafen ist Treffpunkt und Infrastruktureinrichtung zugleich und wird durch seine Nähe zur Stadt auch von den Anrainern im Alltag gerne genutzt. Laut einer Studie besuchen 84 Prozent aller Malteser den Flughafen mindestens einmal im Jahr. Das Verhältnis ist daher sehr gut, weil den Maltesern auch durchaus bewusst ist, dass gerade der Flughafen einer der großen Arbeitsgeber des Landes ist und dass ganz Malta vom Tourismus profitiert.“ 

Die VIE & MIA-Story

Der Flughafen Wien ist seit 2002 am Malta International Airport (MIA) beteiligt. Anfangs mit 32,9 Prozent, wobei diese Beteiligung heuer auf 48 Prozent erhöht wurde. Ab 2016 werden die Ergebnisse des Malta International Airport im Geschäftsbericht des Flughafens Wien vollkonsolidiert. 20 Prozent hält die Regierung Maltas, 29,9 Prozent sind am Markt frei im Handel, 1,6 Prozent hält ein lokaler Investor.

Der Flughafen Malta hat 2015 mit rund 4,6 Millionen Passagieren (plus 7,7 Prozent) sowie einem Umsatz von 66,97 Mio. Euro (plus 4,2 Prozent) neue Bestwerte erzielt. Das Ergebnis nach Steuern erreichte 19,27 Mio. Euro (plus 14,5 Prozent). MIA wurde von Skytrax als 4-Sterne Airport ausgezeichnet.

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