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Nach den Rekordinvestitionen im Vorjahr (754 Mio. €) sind Österreichs Seilbahnunternehmen Corona-bedingt für den Winter 2020/2021 massiv auf die Bremse gestiegen: Die Investitionssumme erreichte laut Fachverband Seilbahnen 423 Mio. €. Gegenüber dem Vorjahr bedeutet dies einen Rückgang um -44%.
„Das heurige Jahr war kein einfaches“, so ein Top-Branchen-Insider gegenüber T.A.I. Insgesamt wurden heuer „viele Projekte verschoben und Investitionen in Pistenfahrzeuge und Schneeerzeuger einmal aufgeschoben.“
Langfristig gesehen waren es die wenigsten Investitionen der letzten eineinhalb Jahrzehnte. Ähnlich schlecht – aber immer noch deutlich besser – war nur das Jahr 2013/2014 mit damals 477 Mio. €. In den zurückliegenden zehn Jahren wurden von Österreichs Seilbahnen insgesamt 5,65 Mrd. € investiert. Der diesjährige Wert liegt also erheblich unter dem Jahresdurchschnitt von 565 Mio. €.
Nur 147 Mio. € für neue und Ersatzanlagen
Massiv zurückgegangen sind allen voran die Investitionen in neue und in Ersatzanlagen (im Fachverbands-Jargon „Sicherheit, Qualität, Komfort“). Diese lagen heuer mit 147 Mio. € um zwei Drittel (-64%) unter dem Wert von 2019/2020 (damals waren es 408 Mio. €). Bislang stellte dieser Bereich stets den größten Investitionsbrocken dar.
Die Rekord-Investitionen des Vorjahres in neue und in Ersatzanlagen waren allerdings – wie 2016/17 – ein Ausreißer nach oben. Dies hatte nicht zuletzt mit mehreren Mega-Projekten zu tun, die im Vorjahr realisiert oder – da mehrjährig konzipiert – abgeschlossen wurden. Dazu gehörten der zweite Teil des „K-onnection“-Projektes der Gletscherbahn Kaprun AG (Gesamt-Projektkosten 81,5 Mio. €, wovon auf 2019 knapp 49 Mio. Euro entfielen), die neue Hauptseilbahn das Planai-Hochwurzen-Bahnen, die neue Zwölferkogelbahn der Hinterglemmer Bergbahnen sowie die „Fleckalmbahn neu“ bei der Bergbahnen AG Kitzbühel. Jedes dieser Vorhaben schlug mit mehr als 30 Mio. € zu Buche.
Die größten Projekte 2020/2021
Heuer fehlten derartige Großvorhaben. Zusätzlich wurde aufgrund der Corona-Krise einiges aufgeschoben. Zu den größten Projekten 2020/2021 gehört u.a. die neue 8er-Sessel Lärchkogelbahn von LEITNER Ropeways auf der Planai (ca. 12 Mio. €) sowie die neue 6er Sessel Schoberbahn (ca. 10 Mio. €), beide von den Planai-Hochwurzen-Bahnen, der mit 12 Mio. € zu Buche schlagende „Panorama-Link“ von Snow Space Salzburg, die neue 8er-Sessel Kapellenbahn im Skigebiet Steinpallte (11 Mio. €), die 10er Gondel Salvistabahn (15,5 Mio. €) oder die neue 10er Gondelbahn zum Hexenwasser Söll (16 Mio. €).
In Serfaus-Fiss-Ladis ersetzt eine 8er-Sesselbahn eine alte 4er-Sessellift-Zwölferbahn und im Skigebiet Bad Kleinkirchheim wird mit der neuen 6er Sessel-Spitzeckbahn das größte Bauprojekt der letzten fünf Jahre realisiert, die erste der Doppelmayr D-Line in Kärnten, die rund 6,6 Mio. € kostete.
„Sonstiges“ als stärkster Investitions-Bereich
Den üblicherweise zweitgrößten Investitions-Brocken stellt der Bereich „Sonstiges“ dar. Dazu gehören neue Zutrittssysteme und Pistengeräte sowie Vorhaben in der Gastronomie etc. Sie legten heuer gegenüber dem Vorjahr sogar um 15% auf 211 Mio. € zu und waren damit erstmals der Investitions-stärkste Bereich, deutlich vor den Neu- und Ersatzanlagen.
Beschneiungs-Investitionen auf Sparflamme
Rückläufig um -57% waren hingegen die Neuanschaffungen im Bereich der Beschneiung. Nach 150 Mio. € im Vorjahr wurden für den diesjährigen Winter nur noch 65 Mio. € investiert. Ähnlich wenig – aber immer noch mehr – waren es 2011/2012 mit 81,8 Mio. €.
Generell gilt aber, dass Österreichs Skigebiete bezüglich Beschneiung bereits sehr gut aufgestellt sind: Waren bundesweit 2015/2016 erst 60% der gesamten Pistenfläche beschneibar, sind es nunmehr 70% – wobei es damals 14.000 ha waren, die auf zuletzt 23.700 ha angewachsen sind.
Ein Großteil der Beschneiungs-Investitionen fließt in neueste Modelle, die erheblich effizienter arbeiten (weniger Wasser und Strom, mehr Output). Kostete ein m³ technisch hergestellter Schnee vor 15 Jahren noch 5,00 bis 7,00 €, sind es jetzt nur noch 1,50 €.
In 10 Jahren rund 5,65 Mrd. € investiert
Interessant ist die Verteilung der drei großen Investitionsbereiche: Mit 2,68 Mrd. € flossen 47% aller in den zurückliegenden 10 Jahren getätigten Investitionen (sie erreichten in Summe 5,65 Mrd. €) in neue und Ersatzanlagen. Mit 1,78 Mrd. € bzw. 31% war der „sonstige“ Bereich (Zutrittssysteme, Pistengeräte, Gastronomie u.a.) die Nummer 2, gefolgt von Investitionen in Beschneidungsanlagen (1,19 Mrd. € bzw. 21%).
Erstellt am: 04. Dezember 2020
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