Direktinkasso vs. Reisebüro-Inkasso

Viele schweigen, einer spricht! Traumschiff.at-Chef Grossman mit interessantem Vorschlag

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Das Thema Direktinkasso schlägt derzeit in Österreichs Touristik hohe Wellen. Reiseveranstalter und Reedereien wollen es einführen und argumentieren mit der Liquiditäts-Lage des Vertriebs, die Reisebüros wiederum mit dem Verlust ihrer Kundenhoheit, der durch das Direktinkasso droht. Die meisten Akteure halten sich vorerst bedeckt.

Ein Reisebüro, dass bereits Direktinkasso-Erfahrung hat, ist die GN Touristik (Traumschiff.at). „Wir hatten mit Thomas Cook Direktinkasso“, so Traumschiff.at-Geschäftsführer und Gründer Peter Grossmann. Thomas Cook verlangte damals eine Bankgarantie als Sicherheit, welche die GN Touristik nicht geben wollte. Grossmann: „Viel wichtiger war uns aber, dass der administrative Aufwand in der Buchhaltung und am Telefon minimiert wird. Wir verbuchten ‚nur‘ die Provision.“

Verringerter administrativer Aufwand

Mit Anzahlung, Mahnung, Restzahlung, der Problematik "Kunde zahlt nicht", Unterlagenversand etc. hatte Traumschiff.at durch das Direktinkasso nichts mehr zu tun. „Wenn man als Reisebüro ohnedies nur minimale Provisionen erhält, muss der administrative Aufwand minimiert werden“, so Grossmann.

Seit der Cook-Pleite macht auch das Direktinkasso Pause. „Wir wollten es im Kreuzfahrtensegment mit Costa, MSC Cruises und AIDA umsetzen, aber das ist in Österreich aktuell technisch nicht möglich“, betont Grossmann, „bald wird es aber möglich sein.“

Thema Liquidität

Auch über das Thema Liquidität spricht Peter Grossman erfrischend offen: „Ja, das Direktinkasso beeinträchtigt die Liquidität. Aber man muss abwarten, wie die Provisionsauszahlungen acontiert werden. Das wird man sehen, wenn hier die Verhandlungen stattfinden.“

Grossmann geht davon aus, dass die Umstellung auf Direktinkasso zu einer weiteren Marktbereinigung führen wird, „da mit hoher Wahrscheinlichkeit davon auszugehen ist, dass die erhaltenen Anzahlungen der Gäste bereits ausgegeben wurden. Covid-19 hat diese Entwicklung natürlich beschleunigt.“ Für den Traumschiff.at-Chef „ist das auch der Grund, warum Veranstalter, Reedereien auf Direktinkasso umstellen werden.“

Thema Kundendaten

Das heikle Thema Kundendaten sieht Peter Grossman anders, als viele BranchenkollegInnen, was nicht zuletzt mit der Spezialisierung zu tun hat: „In der Kreuzfahrtindustrie weiß die Reederei viel mehr über den Gast als das Reisebüro (Stichwort "Bordmanifest". Anm.d.Red.: Es enthält alle Personendaten, die für die Einreise in den Anlaufhäfen der Route relevant sind. Die Reederei reicht diese Daten dann für eine schnellere Abfertigung bei der Ein- und Ausschiffung sowie für eine reibungslose Passkontrollebei bei den zuständigen Behörden ein). Hier geben Reisebüros für ihre Kunden persönliche Daten ein. Meist wird dies aber so gemacht, dass das Reisebüro als E-Mail-Kontakt und Telefonkontakt das eigene Büro anführt.“ Dies sei aber letztendlich egal, „denn an Bord füllen die Gäste Clubkarten etc. aus.“

Dies sei auch beim Hotel Check-In der Fall: „Hier füllt der Gast auch seine persönlichen Daten aus. Und viele Leisure Hotels sind im Besitz der Reiseveranstalter.“ Peter Grossmann stellt die sich selbst beantwortende Frage: „Also wo sind die Daten jetzt bereits?“

Eine mögliche Lösung

Ein enorm wichtiger Punkt wäre für Peter Grossmann, dass in der Buchungspraxis mit dem Thema künftig wie folgt umgegangen wird.

  • Gast „A“ bucht beim Reisebüro z.B. seine TUI Reise mit Direktinkasso. Die Provisionszahlung sollte dann beim Zeitpunkt der Buchung erfolgen (und nicht erst wie beim Direktinkasso üblich) zum Zeitpunkt der Abreise;
  • Wenn Gast „A“ dann seine nächste Reise direkt (und nicht mehr im Reisebüro) bei TUI bucht, dann sollte die Provision trotzdem an das erstbuchende Reisebüro gehen.

Diese Vorgangsweise funktioniert laut Peter Grossmann bereits: „Hapag-Lloyd macht dies verlässlich so. D.h. der Gast bucht seine nächste Kreuzfahrt direkt an Bord, weil es meist Boni gibt. Wir erhalten die volle Provision.“ Auch Costa, AIDA und MSC agieren bereits in dieser Form.

Mehr zum Thema Direktinkasso in der T.A.I. am 14. August.

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