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Pauschalreiseverordnung (PRV)

Fachverband, ÖRV und ÖVT vereint gegen „tödlichen Entwurf“

Print-Ausgabe 13. Juli 2018

Einwendungen richten sich nicht nur gegen geplante Erhöhung der Absicherungssumme auf 20 Prozent – ÖVT-Petition überschreitet 500 Unterschriften-Marke

Der Fachverband der Reisebüros in der WKÖ, der ÖRV (Österreichischer ReiseVerband) und der ÖVT (Österreichischer Verein für Touristik) laufen Sturm gegen die geplante Pauschalreiseverordnung (PRV). Stein des Anstoßes ist die darin vorgesehene exorbitante Erhöhung der vom Gesetzgeber geforderten Absicherungssummen für Kundengelder um zwei Drittel von bisher 12 Prozent auf künftig 20 Prozent.

Fachverbands-Obmann Felix König (Geschäftsführer der Reisewelt) spricht von einer „nachhaltigen Schädigung der Reisebürowirtschaft“, ÖRV-Präsident Josef Peterleithner (TUI Österreich) und Generalsekretär Walter Säckl von einem „tödlichen Entwurf für die Reisebranche“ (vor allem „kleinere Reiseveranstalter, die sich mit außergewöhnlichen Reisedestinationen, spezifischem Expertenwissen und intensiver Kundenbetreuung“ auszeichnen, wären betroffen). ÖVT-Obmann Helmut Hirner bzw. Generalsekretärin Sylvia Marek sehen dadurch „viele unserer Mitglieder in ihrer Existenz bedroht.“

Alle drei fordern vom Gesetzgeber dringend Nachbesserungen. Dies war insofern noch möglich, als sich der Entwurf der PRV noch in Begutachtung befand. Die Frist dazu endete mit 6. Juli.

Um den Forderungen zusätzlich Nachdruck zu verschaffen, hat der ÖVT Österreichs Reisebüros für das Unterzeichnen einer Petition aufgerufen. Dessen vier Kernpunkte betreffen

- die Höhe der Anzahlungen (entweder für alle Partner, also auch Airlines und Hotels, nur 20 Prozent Anzahlung erlauben, oder den Reisebüros die Entgegennahme höherer Anzahlungen zu erlauben), den Ausschluss von Doppelabsicherungen (diese treffen vor allem auf die Vermittlung von verbundenen Reiseleistungen zu, bei denen Leistungen bereits von Veranstaltern abgesichert sind),
- Senkung der geforderten 20 Prozent Absicherung (diese sind für KMU zu viel, große Unternehmen mit oftmals ausländischen Mutterkonzernen haben diesbezüglich keinerlei Schwierigkeiten),
- sowie die Ausweitung der für Hotels entwickelten günstigen, unbürokratischen „Tourismusversicherung“ auch auf Reisebüros.

Innerhalb von 5 Tagen erhielt die ÖVT-Petition (sie läuft noch bis 31. Juli) die Unterstützung von 500 Personen aus der Reisebranche. Thomas Cook Österreich hat die Forderungen im Rahmen einer Aussendung an alle Vertriebs­partner aktiv unterstützt.

Der ÖRV, – auch er begrüßt die Aktion des Schwesterverbandes –, hat darüber hinaus im Zuge einer Presseaussendung Anfang dieser Woche auf die kritischen Punkte hingewiesen, darunter auch auf die Tatsache, dass die PRV „auch für Urlauber und Reisebürokunden erhebliche Nachteile bringt.“ Josef Peterleithner: „Die Wettbewerbsverzerrung durch die PRV wird in der Folge dazu führen, dass das Angebot an qualitativ hochwertigen Pauschalreisen schrumpft. Gerade in Zeiten von Flugausfällen, Internet-Betrügern und erhöhtem Sicherheitsbedürfnis der Reisenden ist diese Entwicklung kontraproduktiv.“

In seinem Begleitschreiben zur Einleitung des Begutachtungsverfahrens – es erging an 116 Adressaten, nicht aber an ÖRV und ÖVT; der Fachverband der Reisebüros ist über die WKÖ eingebunden) – schrieb Matthias Tschirf (Sektionschef für Unternehmenspolitik im Ministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort): „Sollte bis zum 6. Juli keine Stellungnahme einlangen, geht das Bundesministerium davon aus, dass gegen den Entwurf keine Einwendungen erhoben werden.“ Davon kann nun nicht mehr die Rede sein. T.A.I. wird über die weitere Entwicklung berichten. 

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Erstellt am: 13. Juli 2018

V.l.: Felix König (WKÖ-Fachverband der Reisebüros), Josef Peterleithner (ÖRV) und Helmut Hirner (ÖVT)

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