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Incoming Reisebüros

Bis Jahresende 840.000 Gäste und 420 Mio. Euro Umsatz weniger

Print-Ausgabe 22. Mai 2020

Helmut Bernhart fordert von der Regierung zusätzliche Maßnahmen für die Incoming-Branche

Diese Zahlen stammen von einer Umfrage, an der sich 41 Incomer und MICE-Agenturen beteiligt haben – sie repräsentieren ein Drittel der Branche

Über Österreichs Incoming- und MICE Agenturen gab es bislang nur vage Angaben bezüglich ihrer Geschäftsvolumen. Als Anhaltspunkt dienten die von ihnen rund 32,5 Mio. vermittelten Übernachtungen, womit sie für 21,7 Prozent des Österreich-Tourismus verantwortlich zeichnen. Jetzt hat das Tourismusforum Incoming (TFI) auf Initiative ihres Obmanns Helmut Bernhart (Mundivision) eine Erhebung durchgeführt, um Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Finanzminister Gernot Blümel mit konkreten Zahlen den Ernst der Lage vor Augen zu führen. Helmut Bernhart zu den Ergebnissen: „Die Datensammlung aus unserer Umfrage spricht schon eine klare Sprache.“ 

An der Erhebung haben sich 41 Incoming- und MICE-Büros verschiedener Strukturgrößen beteiligt, vom EPU bis zum Branchenschwergewicht. Helmut Bernhart: „Dies entspricht in etwa einem Drittel der in diesem Segment tätigen Unternehmen.“

Laut Helmut Bernhart gibt es in Österreich ca. 120 „richtige“ Incomer und MICE-Agenturen. Das sind jene, die über eine Reisebüro-­Konzession verfügen. Von den Branchenriesen haben Travel Europe (zuletzt 95,1 Mio. Euro Umsatz) und Travel Partner (71,6 Mio. Euro Umsatz) an der Erhebung teilgenommen, nicht aber die zur Verkehrsbüro Group gehörende Eurotours (95,8 Mio. Euro Incoming-Umsatz). Mitgemacht haben aber die Kuoni Destination Management Austria (sie gehört der Kuoni Reisen Beteiligungs AG, Zürich) und der Incoming-Zweig von TUI Österreich (Büros in Wien und Innsbruck). Auch Sato mit ÖVT-Vorstandsmitglied Markus Martinek und natürlich die Mundivision von Helmut Bernhart sind in den Zahlen der 41 Unternehmen enthalten. Bernhart: „Das ergibt aufgrund der Verteilung im Land sowie den verschiedenen Größen der Firmen einen äußerst repräsentativen und aussagekräftigen Durchschnitt.“

Die 41 Unternehmen beschäftigen knapp 500 MitarbeiterInnen, bringen ihre Gäste zu 71 Prozent aus Überseemärkten (die Grenzöffnungen innerhalb der EU helfen ihnen demnach nur wenig) und werden bis Ende Juni über 100 Mio. Euro an Umsatz verlieren. Bis Jahresende 2020 wird sich dies auf über 420 Mio. Euro vervierfachen. Helmut Bernhart: „Diese Steigerung ist deswegen so hoch, weil in unserer Branche die Hochsaison erst ab April/Mai beginnt.“ 

Dem Österreich-Tourismus werden alleine durch die Geschäftsausfälle bzw. Stornos dieser 41 Unternehmen, die wie erwähnt ein Drittel der Branche ausmachen, rund 840.000 Gäste fehlen. Dies entspricht laut TourMIS rund 2,6 Prozent aller im Vorjahr gezählten Ausländer-Ankünfte. Geht man davon aus, dass der überwiegende Teil der Incomer und MICE-Büros mit nicht an Österreich angrenzenden Ländern arbeitet, sind es sogar 6 Prozent.  

Damit wird die in dem nunmehrigen Schreiben an Tourismusministerin Elisabeth Köstinger und Finanzminister Gernot Blümel von Helmut Bernhart getätigte Aussage klar: „So großartig eine nahe Grenz­öffnung mit den DACH-­Ländern, Tschechien und Ungarn auch sein mag – diese Märkte sind für die Incoming-­Büros nur ein sehr kleiner Teilbereich des Geschäfts.“ 

Tatsache ist auch, „dass die meisten unserer Betriebe über die Sommersaison die höchsten Umsätze fakturieren, aus denen wiederum die Rücklagen lukriert werden, um Personal- und Fixkosten auch in den umsatzschwachen Monaten bezahlen zu können. Diese Situation ist für das heurige Jahr definitiv nicht gegeben.“ Ohne weitere Schutzmaßnahmen für die betroffenen Unternehmen wird für viele eine Weiterführung nicht möglich sein.

Helmut Bernhart und das Tourismusforum Incoming (TFI) verleihen damit ihrer Forderung Nachdruck, für die Incoming-­Branche drei über die für die Reisebüro-Branche hinausgehende Maßnahmen zu setzen:  

  • Entschädigung der bereits erbrachten Arbeit und Leistung für Reisen, die auf Grund der Corona-Krise und der damit verbundenen Reisebeschränkungen, nicht stattgefunden haben bzw. storniert wurden 
  • Verlängerung des Fixkosten­zuschusses bis Jahresende 2020 (die Fixkosten können von der überwiegenden Mehrheit der Büros heuer nicht eingespielt werden) 
  • Möglichkeit zur Verlängerung der Kurzarbeit über die bevorstehende Wintersaison hinaus

Das Schreiben an die Minister Köstinger und Blümel wurde am Dienstag dieser Woche abgeschickt. T.A.I. wird über die Reaktion berichten.  

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