ANA
Zollfreie Gedanken

Unbelehrbar

Print-Ausgabe 8. September 2017

Der Sommer in Österreich ist derzeit bei Touristen aus aller Welt so beliebt wie noch nie. Die hier gebotene Mischung von Landschaft, Kultur, Sicherheit, Gastlichkeit und Qualität zu ansprechenden Preisen kommt ganz offensichtlich bestens an. Dabei dürfte gerade die Qualität jenen Unterschied ausmachen, der letztendlich den Ausschlag bei der Reiseentscheidung gibt. Das beginnt bei gepflegten Urlaubsorten, wo kein Fenster ohne Blumenschmuck zu finden ist, setzt sich in gastlichen Häusern fort, deren gemütliche Atmosphäre die perfekte Gegenwelt zum Alltagsstress darstellt, und kulminiert bei kulturellen Höchstleistungen, wie sie bei den Festspielen in Salzburg und Bregenz zu genießen sind, genauso aber auch bei den mehr als 300 kleinen und großen Festivals ringsum im Land.

Zum Urlaubserlebnis zählt bekanntlich auch das Einkaufen. Es kann sogar zu einer touristischen Attraktion für sich werden, das beweisen die Swarovski Kristallwelten in Tirol ebenso wie das Designer Outlet im burgenländischen Parndorf. Und auch hier, beim Shopping, sind es die Spitzenleistungen einzelner Betriebe, die den Qualitätsanspruch des ganzen Landes repräsentieren und darüber hinaus noch mitnehmbar machen. Die Augarten Porzellanmanufaktur ist einer davon. Für ihre kunstvollen Produkte werden anstandslos entsprechende Preise bezahlt, weil bei jedem Einkauf eben auch das Flair einer dreihundertjährigen Tradition mitverpackt ist. Deshalb wundert es nicht, wenn nun auch das Auge der allerhöchsten EU- Instanzen auf die altehrwürdige Institution gefallen ist. Nicht etwa, um eine größere Lieferung für die Ausstattung des VIP-Bereiches im Brüsseler Hauptquartier zu bestellen. Nein, die Kommission ist – angeblich von Experten beraten, Insider tippen allerdings auf ungenannt sein wollende Lobbyisten – ganz plötzlich zu der Überzeugung gekommen, in der handaufgetragenen Glasur des Porzellangeschirrs gäbe es zu viel Cadmium und Blei. Absolut gesundheitsschädlich. Freilich nur, wenn Teller und Tassen täglich mehrere Stunden lang abgeschleckt werden. Diese letzte Anmerkung stammt übrigens nicht von einem Lobbyisten im Solde von Meißen, Augarten & Co., sondern von einem grünen Europamandatar.

Angeblich wird die drohende Porzellan-Richtlinie jetzt geändert. Die, bewährten Vorbildern gleich, von Seiten Österreichs mit Sicherheit um vieles rigoroser als ursprünglich gemeint in Gesetzesform gegossen würde. Aber auch das soll jetzt anders werden. Mit dem unlängst beschlossenen Deregulierungsgrundsätzegesetz wird die Übererfüllung von Vorgaben aus Brüssel  erschwert. Das alles rettet vielleicht den glänzenden Rand der Augarten-Teller und bewahrt die EU vor einer unnötigen Blamage. Den Erfindern des Wortungetüms bringt es auf alle Fälle einen Ehrenplatz unter den Sprachschöpfern der Bürokratie ein.

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