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Standpunkt

Verzockt, zweite Chance

Print-Ausgabe 10. August 2018

Hochmut kommt vor dem Fall. Und hochmütig waren sie allemal, die Lufthanseaten mit ihrer Eurowings. Jetzt sind sie am Boden der Realität angekommen. Das schmerzt. Nicht nur sie, sondern auch KundInnen, Reiseveranstalter und Vertrieb.

Ende Juni klang’s noch anders: Reisebüros stehe es frei, ihre eingehobene Servicepauschale für Eurowings-Flüge „unter den aktuell schwierigen Bedingungen anzupassen“ und sich von den KundInnen den erhöhten Mehraufwand bei EW-Buchungen abgelten zu lassen, ließ man die Branche wissen. Die schäumte. Mit Recht.

Anfang August kam es nun zum Treffen zwischen EW und ÖRV, an dem neben Präsident Josef Peterleithner und General­sekretär Walter Säckl auch Herlinde Friesl-Koller (Prima Reisen, Vorsitzende Veranstalter-Ausschuss) und Thomas Kreillechner (Verkehrsbüro Business Touristik, Vorsitzender Flug-Ausschuss) teilnahmen. Von Seiten Eurowings war Director Sales & Distribution Stefanie Wasserfuhr mit dabei, Vice President Sales Oliver Schmitt war durch Krankheit verhindert.

Kurz zuvor hatte Lufthansa im Halbjahresbericht ihr Bedauern über Verspätungen und Flugausfälle ausgedrückt, samt Versprechen, den operativen Betrieb zu stabilisieren. Bei fast 200 Mio. Euro EW-Halbjahresverlust gibt’s nichts zu beschönigen.

Die Eurowings-Malaise hat nicht nur mit der Einflottung von 77 Airberlin Flugzeugen zu tun. Sie ist zum Teil auch hausgemacht. Zu viele AOCs (Düsseldorfer Eurowings, Österreichs Eurowings Europe, Germanwings, LGW sowie auf der Langstrecke Brussels und Sun Express) erlauben alles andere als schlanke Strukturen.
 
Laut ÖRV-Präsident Peterleithner hat man bei Eurowings auch den Ernst der Situation bezüglich Touristik-Partnern erkannt, ebenso dass die lapidare Antwort von Ende Juni alles andere als angebracht war. Neben den Maßnahmen zur Stabilisierung des Flugbetriebs (u.a. Bereitstellung von Reservemaschinen, eine davon in Wien) wurden Service-Einrichtungen für Reisebüros und Veranstalter installiert, sowie den für Österreich zuständigen EW-Managern Willibald Schmidt (Regional­management Austria & Switzerland) und Roland Hladin (Senior Manager Sales & Distribution) mehr Kompetenzen eingeräumt, um Beschwerden rascher abzuwickeln. Noch in der zweiten August-Hälfte soll es ein weiteres Treffen zwischen EW und ÖRV geben.

Verzocken kann sich jeder einmal. Entscheidend ist, welche Konsequenzen daraus gezogen werden. Für Eurowings wird es schwer, verlorenes Vertrauen wieder zu gewinnen. Noch dazu, wo die Konkurrenz – allen voran die vor kurzem in Österreich gestartete LEVEL – nicht schläft. Eine zweite Chance hat Eurowings verdient. Ob sie diese nutzt, wird sich weisen. Im Sinne aller Beteiligten wäre es zu hoffen, meint nicht alleine der

Lupo

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