Standpunkt

Sommermärchen

Print-Ausgabe 23. August 2019

Es war einmal ein kleiner, verschlafener Flughafen. Der wurde mit hohen Sub- und Investitionen wachgeküsst. Binnen kurzer Zeit verdoppelte sich sein Passagiervolumen. Doch dann brach alles wieder zusammen. Am Ende waren’s weniger Passagiere als zuvor. Gut geraten! Es handelt sich um Klagenfurt. Dessen Airport wurde um die Jahrtausendwende herausgeputzt, erhielt viel Low Cost-Verkehr, als Draufgabe noch die Styrian Spirit, bis alles platzte. Von 235.500 Passagieren im Jahr 2000 zu 522.700 Fluggästen 2005 und wieder zurück. 2016 war der Tiefpunkt mit 193.700 Paxen erreicht.

Märchen waren einmal. Jetzt kommen die Märchen 4.0. Größer, gigantischer und eindrucksvoller. Auch für unseren kleinen Flughafen. Der erhielt im Vorjahr einen neuen Investor (den Immobilien-Tycoon Franz Peter Orasch, der es im Laufe seiner Karriere von Bad Eisenkappel über die Uniqua Real Estate und die Signa-Holding des René Benko zu einem Vermögen von kolportierten 340 Mio. Euro brachte), der derzeit die Altstadt von Klagenfurt aufmischt und um 520 Mio. Euro auf dem Gelände der Kärntner Messen einen neuen Stadtteil entstehen lassen will. Seine Flughafenpläne sind noch bombastischer. Unter dem Projektnamen „Aviation City“ will Orasch den Airport bis 2024 neu errichten, samt Flughafenhotel (AVITEL), Logistikzentrum (AVILOG), Technologiepark (AVIMOTION TecPark), Messezentrum (AVIFAIR) und umfangreichen Infrastruktureinrichtungen. Kostenpunkt: mehr als 1 Mrd. Euro.

Damit KLU auch wirklich zum „modernsten, effizientesten und passagierfreundlichsten Flughafen Europas“ mutiert, wurde vorgesorgt: Im Aufsichtsrat sitzen mit Peter Malanik und Kay Kratky zwei ehemalige Austrian Airlines-Vorstände. Beide hatten während ihrer OS-Zeit die KLU-Verbindungen ausgedünnt.

Märchen 4.0? Jetzt soll die Abfertigungskapazität von Klagenfurt auf eine Million Passagiere pro Jahr erhöht werden. Neue Flugverbindungen zu Hubs wie Frankfurt, London, Paris und Istanbul sollen’s ermöglichen, ebenso die bis zu 300.000 Charter- und Low-Cost-Passagiere. Nur so nebenbei: Im Charterbereich waren es 2018 gerademal 7.872.

Märchen 4.0? Nein! Eher 5.0. Und auch die auf 3,5 Millionen Menschen bezifferte Catchment Area erscheint in einem anderen Licht, wenn man die Lage von KLU zwischen Graz (1,03 Millionen Passagiere) und Laibach (1,81 Millionen) berücksichtigt. Beiden Mitbewerbern will Klagenfurt mit einem „hochkompetitiven Kostenmodell“ das Wasser abgraben. Wie? In dem sich der Airport „das Risiko mit den Airlines“ teilt und „die Auslastung des jeweiligen Fluges“ berücksichtigt, all dies „in enger Partnerschaft“ mit der Kärntner Wirtschaft und dem Kärntner Tourismus. Subvention 5.0. Lassen wir sie ein bisschen träumen. Die Realität sieht dann sowieso anders aus und wird alle einholen, erlaubt sich den sanften Hinweis der

Lupo

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