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Standpunkt

Raus aus dem Durchschnitt

Print-Ausgabe 8. April 2016

Vor vier Jahren sorgte das Buch „Die Durchschnittsfalle“ für Schlagzeilen. Markus Hengstschläger – der gebürtige Linzer ist Vorstand des Instituts für Medizinische Genetik an der Med-Uni Wien – ging dabei mit dem Liebkind der Österreicher, der Mittelmäßigkeit, hart ins Gericht. Sie führe das Land in eine Sackgasse.

Hengstschläger nahm vor allem das rot-weiß-rote Bildungssystem ins Visier. Doch die Durchschnittsfalle schnappt nicht nur dort zu. Sie ist überall. Auch im Tourismus. Das durchschnittliche Reisebüro wird herangezogen, wenn es um die magere Ertragssituation der Branche geht, das durchschnittliche Hotel, wenn die Sorgen des Beherbergungsbereiches betont werden, und das durchschnittliche Bergbahn-Unternehmen muss herhalten, um zu untermauern, dass ein Drittel der Betriebe mittelfristig keine Chance zum Überleben hat.

Die Absichten, die dahinter stehen, sind ebenso klar, wie die Folgen, welche daraus resultieren. Beabsichtigt wird nicht zuletzt, die Politik aufzurütteln, damit diese angesichts der unerfreulichen Durchschnitts-Situation endlich aktiv wird. Ein sinnloses Unterfangen, denn die Politik wird nicht aktiv. Sie ist vielmehr nur noch mit sich selbst und ihren verzweifelten Versuchen beschäftigt, von den ihr davonschwimmenden Pfründen zu retten, was zu retten ist. Der Rest ist ihr komplett egal. Die Wirtschaft sowieso, weil die Politik von ihr nichts versteht.

Soweit zur Sinnlosigkeit der Absichten. Die Folgen der Durchschnitts-Argumentation sind hingegen fatal. Denn das ständige Wiederholen, wie schlecht es „den“ Reisebüros, „der“ Hotellerie und „den“ Bergbahnen etc. geht, prägt sich in den Köpfen der Bevölkerung ein. Es sind scheinbar lauter Loser-Branchen, die über kurz oder lang sowieso vor die Hunde gehen. Schnapp! Die Durchschnittfalle klappt zu.

Warum also nicht den gegenteiligen Weg einschlagen? Warum nicht die erfolgreichsten Touristik-Unternehmen aufs Podest heben? Wieso nicht laut hinausposaunen, dass GFB Prodinger für die top 178 alpinen 4- und 5-Sterne-Hotels im Zeitraum von November bis Februar der laufenden Wintersaison ein Plus von 2,3 Prozent beim Übernachtungsumsatz errechnet hat, während der Durchschnitt bei -0,8 Prozent dahindarbt?

Wieso nicht Österreichs Spitzen-Bergbahnbetriebe vor den Vorhang holen, die in steter Regelmäßigkeit EGTs im Ausmaß von 10 bis an die 30 Prozent zur Betriebsleistung erwirtschaften? Weshalb nicht jene Reisebüros hervorheben, die mit ihren Beratungsleistungen das Internet alt aussehen lassen und die erfreulich ertragsstark unterwegs sind?

Das sollten sich alle Branchen-Vertreter einmal in aller Ruhe durch den Kopf gehen lassen. Nicht das Mittelmaß soll unser aller Benchmark sein, sondern ausschließlich jene Unternehmen, die zeigen, wie man Erfolg hat. Das mag für die breite Mitte unbequem sein und für die Schwachen entmutigend. Aber die Zukunft können wir nicht mit Durchschnitt meistern, sondern nur durch Spitzenleistungen. Je mehr es davon gibt, desto besser. Und ein Umstand, der allen Beteiligten zugutekommt, ist überzeugt der

Lupo

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