ANA
Rottenbergs Roadbook

Eins

Print-Ausgabe 23. Februar 2018

Nein, Mathematiktalent bin ich keines. War ich auch nie. Die Ableitung von Was-auch-immer war mir stets so wurscht wie Kurvendiskussio-nen. Mein Mathematiklehrer gab Fünfer – und erklärte uns zu Neandertalern: „Der Mensch ist fürs Abstrahieren zu dumm. Potenzieren übersteigt den Intellekt. Schon simple Zinseszinsrechnungen sind 90 Prozent zu hoch: Beim Jagen und Sammeln genügen halt Addition und Subtraktion.“ Deshalb, so sein Fazit, „gewinnen Konzerne, Banken und Versicherungen immer: Weil sie Mathematik verstehen.“

Lange glaubte ich ihm. Doch seit ich fliege weiß ich: Es ist viel schlimmer. Schließlich scheitern wir schon am einstelligen Zählen. Den Beweis liefert jede Boarding-Schlange auf jedem EU-Airport: Rucksack, Trolley, im Ikea-Sack-Format-Handtasche, Schminkkoffer, Sporttasche, Einkaufsbeutel und Laptoptasche werden statt als „Oder-“ gern nach dem „Und“-Prinzip angekarrt. Dabei steht da groß „ein Handgepäckstück“ (eventuell „plus ein persönlicher Item“) ...

Ja, die Regelung ist kleinlich. Sie komplett zu ignorieren führt aber zum Krieg um Overhead-Locker und Stau beim Einsteigen: Sinnlosvorschriften, die lediglich Getränkehändlern und anderen Abzockern dienen, werden penibel kontrolliert, doch die Zahl (nicht das Gewicht!) der Handgepäckstücke ist fast nie Thema. Oder wurden sie je gefragt: „Können Sie bis eins zählen?“

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben