ANA
Rottenbergs Roadbook

Donaukreuzfahrt Ahoi!

Print-Ausgabe 24. August 2018

Parallelgesellschaften sind etwas Faszinierendes. Und ich rede nicht von ethisch-kulturell-religiösen, von „unserer“ Welt abgeschotteten Wirklichkeiten: Ob mir das schon aufgefallen sei, fragte unlängst ein Freund, als wir am Donauradweg von Wien gen Tulln radelten. Er zeigte auf den Strom. Ich sah hin – und sah nichts: Wasser. Ein Schubverband. Ein Kreuzfahrtschiff. „Was?“ fragte ich. „Na das!“, zeigte er auf den Kreuzer: „Ich hab erst vor kurzem mitgekriegt, dass es Kreuzfahrten auf der Donau gibt. ‚Mit dem Hotelbett ans Schwarze Meer!’. Ich war nur als Tagesausflug am Fluss. Als Kind mit der Oma.“

Mein Freund ist weder Depp noch Ignorant. Wie er denken viele: Kreuzfahrten gibt es. Anderswo: Karibik. Fjorde. Eventuell Nil. Aber hier? Dabei hat die Donau als Kreuzfahrtfluss mittlerweile Nil, Wolga & Co. ausgebremst. Von 2004 bis 2015 hat sich die Zahl der Gäste, die in Wien und Linz an Land gingen, mehr als verdoppelt: Auf über 300.000 „Kreuzfahrer“ pro Jahr. Der Rattenschwanz an Logistik und Organisation ist gigantisch – am Wasser wie am Land. Es beginnt bei Anlegeplätzen und reicht bis zu Landprogrammen, die so divers sind wie bei Meereskreuzfahrten.

„Warum weiß das keiner?“ fragt mein Freund – und antwortet selbst: „Weil nur Pensionisten Kreuzfahrten machen.“ Wir radeln weiter. Dann schüttelt er den Kopf: „Blödsinn. Ich war selbst unlängst auf Kreuzfahrt: Die Leute dort sind nicht so alt, wie das Klischee sagt.“ Kurze Pause. Ein Blick auf das Schiff im Strom. „Glaubst du, das ist bei denen auch so? Spannend wäre es ja: Ich war noch nie am Schwarzen Meer.“

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