Print-Ausgabe 16. Juni 2017
Laut einer ersten Analyse tut sich die Hotellerie schwer, die erhöhte Mehrwertsteuer weiterzugeben – der Staat hingegen kassiert weit mehr ab, als geplant.
Im letzten Tourismusausschuss vor den Nationalrats-Wahlen im Herbst stand Ende Mai u. a. der „Bericht über die Lage der Tourismus- und Freizeitwirtschaft 2016“ im Fokus. Dabei betonte der neue Wirtschaftsminister Harald Mahrer bezüglich Mehrwertsteuer-Erhöhung von 10 auf 13 Prozent auf Logis „die Auswirkungen der Maßnahmen abzuwarten und zunächst einmal die Zahlen sprechen zu lassen.“
Damit könnte per sofort die Diskussion über „Für & Wider“ die Mehrwertsteuer-Erhöhung gestartet werden. Denn sowohl über die Auswirkungen der Maßnahmen als auch über die konkreten Zahlen liegen bereits erste konkrete Ergebnisse vor.
So hat die Prodinger Tourismusberatung die Daten von mehreren hundert Hotelbetrieben bis Ende März 2017 analysiert.
Auswirkungen auf die Hotellerie
Demnach gelang es der Ferienhotellerie im vorigen Sommer, die höhere Umsatzsteuer teilweise an die Gäste weiterzureichen. Die Stadthotellerie hingegen musste diese Erhöhung zur Gänze schlucken, wie sich anhand der rückläufigen Entwicklung des RevPAR (Umsatz pro verfügbarem Zimmer / Revenue per available room) in Wien bis inkl. Oktober 2016 ablesen lässt.
Die Hotels der 4- und 5-Sterne Kategorie in der Ferienhotellerie konnten im Gegensatz dazu in den Sommermonaten Mai 2016 bis Oktober 2016 ihren Nächtigungsumsatz pro Bett um 4,1 Prozent anheben. Durch die Aufteilungsschlüssel zwischen Logis (13 Prozent) und Speisen (10 Prozent) konnten insbesondere Hotels mit Vollpension die effektive Steuerhöhung von 1,6 Prozent somit an die Gäste weitergeben.
Im Winter 2016/2017 schaffte es die Ferienhotellerie hingegen, ihre Umsätze nur mehr leicht zu steigern (dies gelang auch der Stadthotellerie seit November). Der Nächtigungsumsatz pro Bett (Umsatz je Nacht/Netto) erreichte in dieser Periode ein Plus von 1,2 Prozent. Fazit: Ein Durchreichen der USt. und weiterer Kosten war in der vergangenen Wintersaison nicht mehr möglich, die Erhöhung schlägt somit beim Betriebsergebnis negativ durch.
Staat kassiert weit mehr als geplant
Während die Hotellerie kämpft, um die Mehrwertsteuer-Erhöhung an die Gäste weiterzugeben, hat der Staat durch die erhöhte Mehrwertsteuer auf Logis einen weit höheren Einnahmen-Schub erzielt, als in den seinerzeitigen Berechnungen prognostiziert wurde. Damals war man von einer um rund 105 Millionen Euro höheren Umsatzsteuer-Zahllast ausgegangen.
Tatsächlich waren es im Zeitraum Mai bis Dezember bereits um 89,15 Mio. Euro mehr. Hochgerechnet auf das Gesamtjahr (die Monate Jänner bis März sind die mit Abstand umsatzstärksten) würde sich dies auf Mehreinnahmen um 143,15 Mio. Euro summieren – um rund zwei Fünftel mehr, als angekündigt. Sobald die Werte für das erste Quartal 2017 vorliegen, wird T.A.I. wieder berichten.
Erstellt am: 16. Juni 2017
Möchte vorerst noch abwarten und die Zahlen sprechen lassen: Wirtschaftsminister Harald Mahrer
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