Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft Salzburg

„Wirte müssen für Gäste da sein, nicht für die Mühlen der Bürokratie“

Print-Ausgabe 18. November 2016

Salzburger Spartenobmanns Albert Ebner über das Ortstaxengesetz, die Fusion von TVB´s, Wertschöpfung und Aufzeichnungs-Wahn

Seit Herbst 2009 steht der Hotelier Albert Ebner jun. (er hat Anfang der 2000er Jahre den elterlichen Betrieb, das 3-Sterne superior Ebner´s Wohlfühlhotel Gasthof Hintersee, übernommen und seither mehr als 3,5 Mio. Euro investiert) an der Spitze der Sparte Tourismus der WK Salzburg. Er gilt als einer der engagiertesten Touristiker des Landes, trat im Vorjahr der tourismusfeindlichen Steuerreform entgegen und war wesentlich am Zustandekommen der Fusion von sechs Salzburger TVBs zur künftigen „Fuschlseeregion“ beteiligt. T.A.I. bat Albert Ebner jun. zum Interview.

T.A.I.: Sie gelten als einer der Drahtzieher des ab 2017 wirksamen Zusammenschlusses der sechs TVBs Hof, Koppl, Ebenau, Hintersee, Faistenau und Fuschl zur „Fuschlseeregion“. Sollten nicht weitere Klein-TVBs diesem Beispiel folgen?

Ebner: „Generell bin ich für Zusammenschlüsse von TVB´s. Ich muss aber dazu sagen, dass ein Zusammenschluss von sechs Gemeinden in Salzburg, wie bei uns, noch nie durchgeführt wurde. Wir sind gerade in der Endphase und hoffen auf ein gutes Ergebnis.“

T.A.I.: Zu Ihrem Betrieb (39 Zimmer, 350 m² Wellnessbereich) gehört auch das Joseph Mohr Haus, benannt nach dem Textautor von „Stille Nacht“. Welche Rolle spielt dieses Weihnachtslied in der künftigen Ausrichtung der „Fuschlseeregion“?

Ebner: „Das Lied „Stille Nacht“ spielt in Hintersee und in der neuen Fuschlseeregion eine große Rolle. Wir werden dieses Thema weiter vorantreiben. Hintersee gehört zu den Stille Nacht-Gemeinden von Salzburg und wir sind z.B. am 24. Dezember 2017 Live-Ausstrahlungsort bei der Sendung ‚Licht ins Dunkel‘ des ORF.“

T.A.I.: Themenwechsel: Vor vier Jahren wurde nach langem Tauziehen das neue Salzburger Ortstaxengesetz beschlossen. Hat es die gewünschte Wirkung – mehr Geld für touristisches Marketing – erzielt?

Ebner: „Ja, das Salzburger Ortstaxengesetz hat sich gut bewährt. Es wird immer wieder neuen Gegebenheiten angepasst werden.“

T.A.I.: Zuletzt war ja die Entwicklung erfreulich, Salzburg verzeichnet heuer gemessen an Nächtigungen und Ankünften unter allen Bundesländern die stärksten Zuwächse. Können Umsätze und Erträge mithalten?

Ebner: „Das ist richtig, die Nächtigungszahlen gehen nach oben, aber die Wertschöpfung der Betriebe ist nicht mehr gegeben. Ursachen sind die vielen bürokratischen Hürden, wie z.B. der Aufzeichungs-Wahn, die Arbeitszeitflexibilisierung, der Fachkräftemangel, die Mehrwertsteuererhöhung auf 13 Prozent in der Hotellerie, das Rauchergesetz – ab Mai 2018 generelles Rauchverbot – und vieles mehr.“

T.A.I.: Was wäre für Sie die wichtigste Forderung an die Politik, um den Beherbergungsbetrieben das Wirtschaften zu erleichtern?

Ebner: „Allen voran der Bürokratieabbau, wie z. B. die Auszeichnungspflichten streichen, mehr Arbeitszeitflexibilisierung, die Aufnahme von Köchen in die Mangelberufe, die Senkung der Mwst in der Hotellerie …“

T.A.I.: Stichwort Mehrwertsteuer. Wie sehr sind für die Betriebe die negativen Auswirkungen durch die Steuerreform bereits spürbar?

Ebner: „Sehr. Die 13 Prozent Mehrwertsteuer in Österreich stellen einen Wettbewerbsnachteil dar. In Deutschland und vielen Nachbarländern liegt sie unter 10 Prozent. Aber auch die Verlängerung der Abschreibung der Hotelzimmer auf 40 Jahre hat uns geschadet. Wollen Sie in einem 40 Jahre alten Zimmer übernachten?“

T.A.I.: Mit Ihrem 3-Sterne superior Ebner´s Wohlfühlhotel gehört Ihnen ein Betrieb, der zum Rückgrat des österreichischen Tourismusangebotes zählt, gleichzeitig aber auch mit den dafür typischen Herausforderungen (kleinbetriebliche Struktur, überbordende Bürokratie, Übermacht der Portale etc.) konfrontiert ist. Wie meistern Sie diese Aufgaben?

Ebner: „Mehr zu tun als der Mitbewerber, Nischen zu bespielen, viel persönlicher Einsatz der ganzen Familie ….“

T.A.I.: Wo drückt der Schuh am stärksten?

Ebner: „Wie bei allen Tourismusbetrieben in Österreich bei der überbordenden Bürokratie und den vielen anderen Dingen, die ich schon aufgezählt habe. Meine Forderung: Lasst unsere Wirtinnen und Wirte wieder für die Gäste da sein, und nicht für die Mühlen der österreichischen Bürokratie!“ 

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Erstellt am: 18. November 2016

Spricht sich für die Zusammenschlüsse von TVB´s aus: Albert Ebner Jun.

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