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Filmförderung

„Vienna Film Incentive“: Einreichung über WienTourismus ab sofort möglich

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Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (l.), Marijana Stoisits (Mi.), Geschäftsführerin der Vienna Film Commission und WienTourismus-Direktor Norbert Kettner (r.) präsentieren die neue Filmförderung (Foto: © PID/David Bohmann)


 

Eine 2 Mio. Euro schwere internationale Filmförderung ruft die Stadt Wien ins Leben. Laut Wiens Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke handelt es sich dabei „um eine Maßnahme mit starker Hebelwirkung für Tourismus und Wirtschaft“.

Allein im Jahr 2021 war Wien Schauplatz von rund 80 internationalen Kino- und Fernseh-Produktionen. Mit dem „Vienna Film Incentive“ wird Wien bis Ende 2023 2 Mio. Euro investieren, um Filmemacher*innen aus der ganzen Welt für die Stadt zu begeistern. Gefördert werden damit internationale Produktionen, die zur Gänze oder teilweise in Wien gedreht werden und mindestens zwei Tage dauern.

Die Förderung wird nicht nur klassischen Filmproduktionen, sondern auch Serien und Produktionen für Streaming-Anbieter offen stehen. „Das Vienna Film Incentive ist ein zeitgemäßes Förderinstrumentarium. Indem es auch Formate als förderbar betrachtet, die für Streaming-Anbieter produziert werden, trägt es den aktuellen Entwicklungen in der Filmindustrie Rechnung“, erklärt Hanke. „Die neue Förderschiene ist explizit als Filmförderung zu verstehen, die auf die Tourismuswirtschaft Bezug nimmt. Sie soll der Wiener Visitor Economy zugutekommen – den Wirtschaftstreibenden und dem Tourismusstandort“, so der Stadtrat.

„Neben den wirtschaftlichen Primäreffekten, etwa der Wertschöpfung, die im Rahmen einer Produktion durch Ausgaben vor Ort entsteht, und damit verbundenen Beschäftigungseffekten zielen wir insbesondere auf die touristische Imagebildung ab. Denn Wien als Drehort bedeutet nicht nur Aufträge für die lokale Wirtschaft, standortwirksame Aufwendungen für Nächtigungen oder die Verpflegung der Filmteams, sondern zahlt langfristig auch in die touristische Attraktivität der Stadt ein. Daher ist das neue Vienna Film Incentive operativ auch im WienTourismus angesiedelt“, erklärt Hanke weiter. „Mit der Einbeziehung der Video-On-Demand-Services zollen wir einem der am stärksten gewachsenen Segmente der internationalen Filmindustrie Bedeutung.“

Produktionen wie der jüngste Wiener Netflix-Dreh zu „Tyler Rake: Extraction 2“ mit dem australischen Filmstar Chris Hemsworth Anfang des Jahres unterstreichen die wachsende Rolle der Streamingdienste bei internationalen Blockbustern. Diese wurde in der im September 2021 erschienenen Studie „Cultural Affinity and Screen Tourism“ von UNWTO und Netflix konkretisiert: 2015 war Netflix noch in 50 Ländern verfügbar, 2017 bereits in 190 Ländern. Amazon Prime Video wuchs alleine 2019 um 100 Millionen Zuseher*innen. Der Dienst Disney+ startete im November 2019 und erreichte bereits im Oktober 2020 sein Ziel für 2024 mit über 70 Mio. Abonnent*innen.

Für „Extraction 2“ gab Netflix Berichten zufolge mehr als fünf Millionen Euro in der Stadt aus. Die Vorbereitungen dafür liefen etwa ein halbes Jahr, zwei Wochen lang wurde gedreht, involviert waren rund 900 Filmschaffende aus dem In- und Ausland. Auch hinter klassischen Produktionen, die ihren Weg zuerst ins Kino finden, stehen beachtliche Investments: „Mission Impossible – Rogue Nation“ (2015) etwa brachte kolportierte 3,5 Mio. Euro Gesamtausgaben in Österreich – und Tom Cruise, der sich von der Wiener Staatsoper abseilte, Inspiration für 69 Mio. Kinobesucher*innen weltweit.

Bewegtbild Teil des Kanons touristischer Imagebildung

Anlauf- und Abwicklungsstelle des „Vienna Film Incentive“ ist der WienTourismus. „Bewegtbild gehört seit der Geburtsstunde des Films 1895 zum Kanon der Imagebildung einer Destination. Mit der neuen Förderschiene erweitern wir unser Portfolio: Zusätzlich zur klassischen internationalen Marketingkommunikation können wir nun auch gezielt das Instrument der Filmförderung nutzen, das auf die Steigerung der Wahrnehmung bei potenziellen Besucher*innen abzielt. Besondere Relevanz hat dies vor allem bei der Erschließung von Fernmärkten, wo wir Bekanntheitsgrad und Imagefaktor Wiens über den Hebel der Populärkultur noch weiter steigern wollen. Aus unserer regelmäßigen Gästebefragung, die zuletzt in den Jahren 2018 und 2019 durchgeführt wurde, wissen wir, dass schon jetzt rund 8 % der Wien-Gäste durch Film, Fernsehen oder Hörfunk auf die Destination aufmerksam geworden sind. Das Potenzial, das wir mit dem Vienna Film Incentive heben wollen, liegt sogar noch höher, wie uns unser Forschungspartner TCI-Research attestiert,“ erklärt  WienTourismus-Direktor Norbert Kettner.

Filme als Reisemotiv für Wien weit über Europa-Norm

Dem „Travelsat-Index“ des in Brüssel ansässigen, global tätigen Online-Marktforschungsunternehmens TCI-Research zufolge wählten im Zeitraum von 2017 bis 2019 rund 100 Mio. internationale Reisende ihre Destination hauptsächlich aufgrund von Filmen aus. Dabei attestieren die Analysen Wien einen Wettbewerbsvorteil im europäischen Vergleich. Dies zeigt die Frage nach dem Einfluss von Filmen auf die Reiseentscheidung, dem sogenannten „filminduzierten Attraktivitätsindex“, der darüber Aufschluss gibt, wieviel Zugkraft eine Destination bei Film-Fans besitzt bzw. welchen Beitrag das Medium Film zur Reiseentscheidung geleistet hat. Die europäische Norm liegt bei 100, Wien mit einem Wert von 170 signifikant darüber. Die Analyse kommt zum Schluss, dass sich eine*r von zehn Besucher*innen hauptsächlich aufgrund eines Filmes für Wien entscheidet. „Filme und Tourismusmarketing ergänzen sich ideal“, fasst Kettner zusammen.

Trumpfkarte für Filmstandort Wien bei Akquise

Maßgeblich an der Erstellung der Richtline beteiligt war die Vienna Film Commission, die zusammen mit dem WienTourismus im Vienna Film Incentive einen starken Hebel sieht, international leuchtstarke Produktionen nach Wien zu holen. „Angebote wie das Vienna Film Incentive sind ein enormer Motivationsfaktor für Filmschaffende, eine Trumpfkarte in der Akquise und damit exakt jener Schritt, den es braucht, um den Filmstandort Wien international noch stärker zu positionieren. Ich weiß aus zahlreichen Gesprächen mit Filmstudios und Streaming-Anbietern, dass Wien ein überaus attraktiver Drehort ist, in der Vergangenheit aber nicht selten aufgrund eines fehlenden Incentives dann doch keinen Zuschlag erhalten hat. Mit dem Vienna Film Incentive hat sich die Ausgangssituation nun grundlegend verändert. Wir können es kaum erwarten, diese Neuigkeit auf den internationalen Filmmärkten und bei Branchenevents der Filmindustrie zu verkünden“, erklärt Marijana Stoisits, Geschäftsführerin der Vienna Film Commission.

Förderbare internationale Filmproduktionen

Ausschließlich jene Ausgaben, die in Wien getätigt werden und damit den Wirtschaftsstandort Wien stärken, werden im Rahmen des Vienna Film Incentive unterstützt. Förderbar sind internationale fiktionale und nicht-fiktionale Filmproduktionen, die zumindest zwei Drehtage in Wien beanspruchen und deren Länge zumindest 45 Minuten beträgt (bei Serien können einzelne Folgen zusammengezählt werden). Zugleich ist Voraussetzung, dass eine österreichische Serviceproduktionsfirma mit an Bord ist. Außerdem ist darzulegen, ob die Produktion für Kino, TV oder einen Video-on-Demand-Dienst durchgeführt wird. Die Gesamtherstellungskosten müssen bei Spielfilmen mindestens 4 Mio. Euro betragen, bei Dokumentarfilmen bei mindestens 500.000 Euro liegen (förderfähige Herstellungskosten in entsprechender Höhe sind nachzuweisen). Ein Kosten-, Zeit- und Finanzierungsplan ist ebenfalls vorzulegen. Die Förderquote beträgt maximal 30 %der förderungsfähigen Herstellungskosten. Die maximale Obergrenze der Fördersumme beträgt je Projekt 400.000,- Euro.

Ausreichend Wien-Bezug? Förderkriterien nach Punktesystem

Industrie-, Werbe-, oder Imagefilme, Show-Programme, Magazine, Reportagen oder reine Theater-, Opern- und Konzertaufnahmen können nicht gefördert werden. Interessenten müssen im Bewerbungsprozess außerdem eine Checkliste ausfüllen, die anhand eines Punktesystems unter anderem Aufschluss darüber gibt, wie viele Szenen in Wien spielen und welche Motive zur Verwendung kommen. Sie klärt außerdem ab, ob der Film auf bestehenden Stoffvorlagen, etwa mit Wien verbundenen literarischen Werken basiert, Themen von gesellschaftlicher oder kultureller Relevanz für Wien behandelt oder ob österreichische Filmschaffende an der Produktion Beteiligung finden. Die Förderung wird nur gewährt, wenn das Vorhaben die erforderliche Anzahl an Kriterien erfüllt bzw. eine jeweils geforderte Mindestanzahl an Punkten erreicht.

Anträge können ab sofort laufend bis zur Mittelerschöpfung über WienTourismus eingereicht werden. Die Einreichung erfolgt online über die Website https://filmincentive.vienna.info. Hier sind zugleich sämtliche für eine Einreichung notwendigen Informationen samt der vollständigen Förderrichtlinie zu finden. Nach Prüfung aller erforderlichen Unterlagen gilt das Prinzip „first-come, first served“.

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Erstellt am: 23. März 2022

Foto: © PID/David Bohmann

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