Print-Ausgabe 16. Dezember 2016
Eine vor kurzem präsentierte Studie im tourismusintensiven Tiroler Bezirk Landeck zeigt dramatische Auswirkungen bei Wegfall der Seilbahnen.
Was wären Österreichs Tourismus- bzw. Wintersport-Hochburgen ohne Bergbahnen? Sie hätten ihre Existenzgrundlage verloren, mit allen daraus folgenden Konsequenzen für Beherbergung, Gastronomie, Freizeitwirtschaft und Handel. Das geht aus einer Studie hervor, die von MANOVA im Auftrag der Seilbahnunternehmen im Tiroler Bezirk Landeck (8,2 Millionen Jahresnächtigungen, mit einer Bruttowertschöpfung pro Einwohner von 36.268 Euro deutlich über dem Tirol- bzw. Österreich-Durchschnitt) in Auftrag gegeben wurde.
Dem Bezirk mit insgesamt zehn Skigebieten gehören die nächtigungsstarken TVBs wie Ischgl und Serfaus-Fiss-Ladis (Nummer 3 und Nummer 4 des Tiroler Tourismus mit mehr als 2,6 bzw. 2,3 Millionen Nächtigungen) ebenso an, wie St. Anton (1,44 Millionen Nächte) und er ist auch die Heimat von Bergbahnschwergewichten à la Silvretta Seilbahn AG (342 MitarbeiterInnen, zuletzt 71,21 Mio. Euro Umsatz), Arlberger Bergbahn AG (248 MitarbeiterInnen, zuletzt 41,09 Mio. Euro Umsatz) oder die miteinander verflochtenen Fisser Bergbahnen/Seilbahn Komperdell mit rund 60 Mio. Euro Jahresumsatz.
„Bei Schließung aller zehn Seilbahnunternehmen im Bezirk entfallen 857 Mio. Euro an Bruttoumsätzen, das meiste davon Beherbergung, Seilbahnen und Gastronomie“, zitierte vor kurzem Silvretta Bergbahn-Vorstand Hannes Parth die Studie. Dramatisch wären auch die Folgen für die Vorleisterbetriebe, wie Bäcker, Schlosser, Baugewerbe, Handel und vieles mehr. Dem Staat würden mit einem Schlag 105 Mio. Euro an Umsatzsteuer entgehen.
Ebenso würde der Arbeitsmarkt kippen. Neben den 1.540 Arbeitsplätzen bei den Seilbahnen, die komplett verloren gingen, müssten drei Fünftel der 1.682 Beherbergungs- und Gastronomie-Betriebe schließen, wodurch weitere 4.289 Arbeitsplätze unwiederbringlich verlorengingen. „Insgesamt wären auf einen Schlag rund 40 Prozent der Wertschöpfung und der Arbeitsplätze in der Region dahin“, so Parth. Landeck würde zur Notstands- bzw. Abwanderungsregion degradiert.
Inklusive der Vorleisterbranchen würde der Bezirk zwei Drittel seiner Wertschöpfung und 80 Prozent der Arbeitsplätze verlieren. „Ein Ende der Seilbahnen wäre damit zugleich auch das Ende eines lebensfähigen und lebenswerten Bezirks, Abwanderung wäre die logische Konsequenz“, so Parth.
Ein Ende der Seilbahnen zeichnet sich zum Glück nicht ab, im Gegenteil, die Branche hat – bundesweit gesehen – heuer mit 710,2 Mio. Euro einen Investitionsrekord aufgestellt. In den zurückliegenden zehn Jahren wurden von allen 253 Seilbahnunternehmen Österreichs insgesamt 5,43 Mrd. Euro investiert, 2,72 Mrd. davon in neue Anlagen bzw. Verbesserung bestehender, 1,38 Mrd. Euro in Bescheiung sowie weitere 1,33 Mrd. in Zutrittssysteme, Pistengeräte, Gastronomie etc.
Erstellt am: 16. Dezember 2016
Foto © www.ischgl.com
Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder