Kitzbühel Tourismus

„Gamsstadt“ mit fünftbester Entwicklung aller TVBs in Tirol

Print-Ausgabe 12. Dezember 2025

„Wir spüren in der Nächtigungsentwicklung jetzt wieder einen Aufwind“, so Viktoria Veider-Walser (Foto: © Dzenana Imamovic)

Nicht zuletzt durch den Marken-Relaunch Mitte vorigen Jahres konnte der Kitzbühel Tourismus sowohl im Winter als auch im Sommer deutliche Zugewinne erzielen

Im „Alpine Destination Report 2026“ erreichte der Kitzbühel Tourismus einen hervorragenden dritten Platz und verbesserte sich damit um eine Position gegenüber dem Vorjahr. Nahezu zeitgleich wurde Mitte November in der „Gamsstadt“ der Christkindlmarkt eröffnet. Kurz davor führte T.A.I. ein Interview mit der Geschäftsführerin von Kitzbühel Tourismus, Viktoria Veider-Walser.

T.A.I.: Im Juni des vergangenen Jahres haben Sie den Marken-Relaunch umgesetzt. Wie lautet Ihre Zwischenbilanz?

Viktoria Veider-Walser: „Es war eines der spannendsten Projekte, das wir begleiten durften. Der letzte Marken-Relaunch in der Gamsstadt liegt bereits 50 Jahre zurück. Wir haben die Marke grundlegend überarbeitet, wobei sich die meisten Diskussionen an der Gams entzündeten. Daher war umfangreiche kommunikative Aufklärungsarbeit erforderlich. Heute sind wir in der Markenkommunikation wesentlich präziser positioniert – dafür erhielten wir heuer unter anderem den German Brand Award –, wir verzeichnen ausgezeichnete Recall-Werte und haben uns insgesamt deutlich verbessert. Die intensive Vorarbeit hat sich ausgezahlt. Mut in der Kommunikation ist unerlässlich.“

T.A.I.: Es gab jedoch auch Kritik, insbesondere von Einheimischen …

Viktoria Veider-Walser: „Wir nehmen Kritik sehr ernst, haben uns intensiv mit allen Rückmeldungen auseinandergesetzt und zahlreiche Gespräche geführt. Dabei hat sich gezeigt, dass viele der geäußerten Sorgen weniger mit dem Relaunch selbst zu tun hatten, sondern vielmehr mit allgemeinen Themen wie Verkehr oder leistbarem Wohnen. Dennoch war es wichtig, diese Stimmen zu hören und einzuordnen. Gleichzeitig gilt: Wenn man etwas verändert, kann man nicht erwarten, ‚everybody’s darling‘ zu sein.“

T.A.I.: Mit Ende der Sommersaison 2025 erzielte Kitzbühel die fünft­beste Entwicklung unter allen Tiroler TVBs und lag mehr als doppelt so hoch wie der Tirol-Schnitt. Wie stark führen Sie dies auf den neuen Markenauftritt zurück?

Viktoria Veider-Walser: „Grundsätzlich ist bemerkenswert, dass wir in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ein derart gutes Ergebnis erzielen konnten. Das ist vor allem der Leistung der touristischen Betriebe zu verdanken. Auch unsere seit sechs Jahren intensive Bearbeitung des US-Marktes zeigt Wirkung: Im Tourismusjahr 2025 konnten wir dort ein deutliches Plus verzeichnen (Anm. d. Red.: bereits 8 % aller US-Nächtigungen Tirols). Die USA sind mittlerweile unser sechststärkster Herkunftsmarkt – knapp hinter Großbritannien, das wir ebenfalls gezielt bearbeiten. Zudem entwickeln wir neue Formate, die zunehmend greifen.“

T.A.I.: Welche weiteren Faktoren trugen dazu bei?

Viktoria Veider-Walser: „Ein wesentlicher Aspekt war die Wiedereröffnung des Henry-Hotels, das fünf Jahre lang geschlossen war. Insgesamt ist die Entwicklung positiv. Grundsätzlich halte ich es jedoch nicht für zielführend, den Erfolg ausschließlich an Nächtigungszahlen zu messen, da diese wenig über die Wertschöpfung aussagen. Ebenso wenig sinnvoll sind Vergleiche mit der Zeit vor Covid.

© Kitzbühel Tourismus / Michael Werlberger

T.A.I.: Verglichen mit 2019 gab es im Gebiet des Kitzbühel Tourismus jedoch deutliche Rückgänge …

Viktoria Veider-Walser: „Die Strukturen haben sich seither verändert. Wir verfügen über rund 1.000 Betten weniger – bei insgesamt 8.000 ist das durchaus erheblich – und insbesondere im 3-Sterne-Segment gab es starke Rückgänge, da zahlreiche Betriebe zu Mitarbeiter:innen-Unterkünften umgebaut wurden. Wir sehen nun wieder eine positive Entwicklung bei den Nächtigungszahlen. Noch entscheidender ist jedoch die Entwicklung der Wertschöpfung – und hier konnten wir im vergangenen Jahr den höchsten touristischen Gesamtumsatz seit Beginn der Aufzeichnungen erzielen.“

T.A.I.: Geht es in Kitzbühel also wieder aufwärts?

Viktoria Veider-Walser: „Kitzbühel zählt seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten Destinationen des Alpenraums. Erfolg bedeutet jedoch, sich nicht auf bestehenden Stärken auszuruhen, sondern sich kontinuierlich weiterzuentwickeln und Neuerungen aktiv voranzutreiben. Genau diese konsequente Weiterentwicklung sehen wir derzeit – sowohl in der Angebotsgestaltung als auch in der Nachfrage. Die Betriebe berichten von einer sehr soliden Buchungslage für den Winter, und wir blicken mit Zuversicht in die bevorstehende Saison.“

T.A.I.: Im Sommer 2026 setzen Sie auf eine sportliche Weiterentwicklung. Welche Auswirkungen erwarten Sie auf den Tourismus?

Viktoria Veider-Walser: „Die Positionierung als Sportstadt mit traditionsreichen Events wie dem Hahnenkamm-Rennen stärkt unsere Marke langfristig. Mit der DP World Tour, die 2026 erstmals im GC Kitzbühel-Schwarzsee Kitzbühel-Reith gastiert, erwarten wir deutliche Impulse – in Salzburg brachte das Event zuletzt 35.000 zusätzliche Nächtigungen. Der Golfplatz wurde dafür umfassend adaptiert. Solche Investitionen und die hohe mediale Reichweite werden sich klar positiv auf den Tourismus auswirken.“

T.A.I.: Wie beurteilen Sie die mittelfristige Perspektive des Kitzbühel Tourismus bis 2030?

Viktoria Veider-Walser: „Unser mittelfristiges Ziel ist es, konsequent an den im Markenbildungsprozess – an dem erstmals alle Beteiligten eingebunden waren – definierten Leitlinien festzuhalten. Die Marke steht dabei im Vordergrund. Persönlich bin ich überzeugt, dass im Tourismus trotz zunehmender Digitalisierung Werte wie Gastfreundschaft Bestand haben. Technologie wird ein ‚Enabler‘ sein, jedoch nicht der Hauptgrund für Begeisterung. Auch im MICE-Bereich entwickelt sich vieles positiv: Wir verfügen über Betriebe mit einem MICE-Anteil zwischen einem Drittel und 45 %, die im Oktober und November voll ausgelastet sind – in einer der schönsten Zeiten des Jahres.“

Kommentar schreiben

Bitte die Netiquette einhalten. * Pflichtfelder

Nach oben