Print-Ausgabe 24. Februar 2017
In der Touristik hat heute jeder für jedermann das Passende bereit – außer für Hundehalter. Das soll sich ändern. Neue T.A.I.-Kolumne liefert dazu Tipps
Fachleute wissen: Der Tourismus hat sich stark verändert. Einstige Boom-Destinationen haben an Schick verloren, während andernorts bereits zu Saisonbeginn das Schild „Ausgebucht“ hängt. Die Attraktivität eines Angebotes definiert der Kunde zunehmend über den Preis – höchste Qualität setzt er voraus. Von Natur aus optimistisch nehmen Touristiker das Wort Konkurrenz jedoch ungern in den Mund. Lieber spricht man von einem gesunden Mitbewerb, dem bekanntlich eine belebende Wirkung nachgesagt wird.
Mehr oder weniger gemeinschaftlich begibt sich die Reiseindustrie auf die Jagd nach immer neuen Zielgruppen, grast die Auslandsmärkte ab, baut Wellnesstempel und Adventure-Parks, wirbt mit modernster Ausstattung vom Gästezimmer bis zum Kinderclub und einer grünen sowie barrierefreien Produktpalette. Irgendwie hält jeder für jedermann das Passende bereit – außer für Hundehalter.
Kann es tatsächlich sein, dass die Mehrzahl der Product Developer den Wald vor lauter Bäumen nicht sieht? Immerhin lebt in jedem achten Haushalt Österreichs mindestens ein Hund, der sich statistisch mit 2,2 Menschen die Hütte teilt. Summa summarum führen 1,05 Millionen Zweibeiner hierzulande den Adelstitel „Herrchen von“ oder „Frauchen von“. Janin Nachtweh (die Autorin dieser Zeilen & Frauchen von Hund „Kalle“) und die T.A.I.-Herausgeber-Familie Norden von Dackellady „Taboo“ gehören dazu und möchten mit der neuen Kolumne „Dog Traveller“ zeigen, dass es sich durchaus lohnt, um unsereins zu werben. Gruppen-Profil: körperlich fit, aktiv, naturverbunden, gut situiert und kommunikativ.
Eine Umfrage hat ergeben, dass für etwa 40 Prozent der HundehalterInnen ein Urlaub ohne Vierbeiner nicht in Frage kommt. Es liegt also auf der Hand, dass das Familienmitglied Hund bei der Planung ein gehöriges Wörtchen – äh: Bellen – mitzureden hat. Das Ziel sowie die Art der Anreise und der Unterkunft bestimmt vorrangig „Mr. Dog“. Flugreisen, Kreuzfahrten und Cluburlaube werden von vornherein ausgeschlossen. Ausflüge in allzu heiße Gefilde werden von der fürsorglichen Hunde-Familie gleichfalls mit „pfui“ kommentiert.
Wie steht’s mit der Suche nach geeigneten Domizilen? Auf den ersten Blick lachen uns aus Katalogen und im Internet zig Bleiben an, in denen Hunde erlaubt sind. Doch wer einmal mit Hund gereist ist, weiß, dass „erlaubt“ noch lange nicht „willkommen“ bedeutet. Dürfen unsere haarigen Freunde beispielsweise mit ins Restaurant? Steht dem 15-jährigen Schäferhund mit Hüftleiden ein Aufzug, alternativ ein Zimmer im Erdgeschoß zur Verfügung? Liegt eine Liste der örtlichen Tierärzte griffbereit? Welche Wanderwege bieten sich an und wo in der Umgebung dürfen Herrl und Hund im Sommer gemeinsam baden gehen? Darf Waldi auf dem Grundstück nach Herzenslust herumtollen, ist es eingezäunt oder droht von einer Kuhweide oder Schnellstraße unmittelbare Gefahr für das geliebte Hundeleben?
Fragen über Fragen, auf die der Anbieter – ob Reisebüro, Veranstalter, Hotelier oder Destination – qualifizierte Antworten parat haben sollte, wenn er die Zielgruppe Hundehalter beeindrucken möchte.
Aber ganz so haarig wie es zunächst scheint, ist es nicht. Es gibt viele hervorragende Adressen, an denen sich Mensch und Tier pudelwohl fühlen. Eine Handvoll Reisebüros und Reiseveranstalter haben sich bereits auf die tierische Urlaubsvariante spezialisiert. Aber mal ehrlich: Wussten Sie davon?
Zusammengefasst: Es gibt Nachfrage und Angebot. Warum wird uns Hundehaltern im Reisebüro oder bei der Tourismusinfo also nicht häufiger gesagt: „Wenn Sie die nächste Reise mit Hund planen, habe ich da ein tolles Angebot für Sie.“ Andere Frage: Welches Hotel würden Sie als Hundehalter wählen: a) eines, das lediglich angibt, dass Hunde erlaubt sind, oder b) jenes, das zusätzlich tolle Auslaufmöglichkeiten, ein Hundebett und einen Willkommenssnack für Waldi verspricht?
Welche Erfahrungen haben Sie in Bezug auf „die haarige Zielgruppe“ gesammelt? Führen Sie „artgerechte“ Angebote oder suchen Sie eben solche? Schreiben Sie uns eine e-mail. Wir freuen uns auf eine tierische Diskussion.
Ihre Dog Traveller
tai@dogtraveller.at
Erstellt am: 24. Februar 2017
Janin Nachtweh und „Kalle“
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