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Kärnten Werbung

Christian Kresse muss gehen: Fragwürdiges Signal & Treppenwitz

Print-Ausgabe 15. Juli 2022

Klaus Ehrenbrandtner (r.) folgt Christian Kresse (l.) mit Ende des Jahres an der Spitze der Kärnten Werbung nach (Bild Kresse: © Weichselbraun)


 

Entscheidung des Vorstandes der KBV (Kärntner Beteiligungsverwaltung) offenbart eine Gesetzeslücke und stößt den gesamten Tourismus Kärntens vor den Kopf

Die Nachricht traf Österreichs Tourismus mit voller Wucht: Christian Kresse wird mit Ende des Jahres nach zwölf Jahren an der Spitze der Kärnten Werbung abgelöst. Sein Nachfolger ist der frühere ÖW (Österreich Werbung)-Manager und derzeitige Trigon Consulting-Berater Klaus Ehrenbrandtner.

An sich wäre die Neubestellung eines LTO-Geschäftsführers nichts Ungewöhnliches. In diesem Fall ist sie es aber schon, denn die Art und Weise reicht nicht nur tief in die Kärntner Politik hinein, sondern offenbart auch das Dilemma, welches durch die Ende 2019 beschlossene Sammelnovelle zum Gesetz der Kärntner Beteiligungsverwaltung (KBV) – sie hält 60 % an der Kärnten Werbung – entstanden ist: In § 15 des KBV-Gesetzes über „Rechte und Aufgaben des Aufsichtsrates“ wurde nämlich übersehen, dass dieser nicht berechtigt ist, Entscheidungen über die Bestellung von Geschäftsführer*innen der Tochtergesellschaften zu treffen. Dieses Recht obliegt alleine KBV-Vorstand Martin Payer (ÖVP). Dessen Partei ist allerdings in Kärnten mit 6 Mandaten nur drittstärkste Kraft nach der SPÖ (18 Mandate) und FPÖ (9).

Die Entscheidung gegen Kresse erfolgte somit nicht nur gegen den Willen der stimmenstärkeren Parteien, sondern auch gegen jenen der Wirtschaftskammer (30 % Anteil an der Kärnten Werbung) und der Arbeiterkammer (10 %). Für den Verbleib von Christian Kresse sprachen sich zudem alle neun Kärntner Tourismusregionen aus (sie sind nicht an der Kärnten Werbung beteiligt), die ÖHV (Österreichische Hoteliervereinigung) sowie der Landesverband Urlaub am Bauernhof.

Für WK-Spartenobmann Josef Petritsch (4-Sterne Aktivhotel Marko, St. Kanzian) ist die Entscheidung ein „fragwürdiges Signal an die Tourismuswirtschaft.“ Andreas Kristan (Klopeiner See-­Südkärnten und Vorsitzender der Kärntner Tourismusverbände) hält die Ablöse für einen „Treppenwitz der Geschichte.“ SPÖ-Klub­obmann Herwig Seiser möchte zumindest „veranlassen, dass die Geschäftsführung der KBV künftig den Aufsichtsrat zu konsultieren hat, bevor Handlungen in jenen Unternehmen gesetzt werden, an denen die KBV Beteiligungen hält.“

Für Christian Kresse (52) ist die Sache erledigt. Er hat sich laut Hotelier Sigi Moerisch (Obmann Stv. des Fachverbandes Hotellerie in der WK Kärnten) „nie unter eine politische Fuchtel stellen lassen. So soll es in dieser Funktion auch sein: Es sollte nicht um Parteipolitik gehen, sondern um Inhalte.“ An denen wird Klaus Ehrenbrandtner gemessen werden. Leicht wird es für ihn nicht, denn am 5. März 2023 stehen Landtagswahlen in Kärnten an.

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